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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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geben würde, dann
würde er das dreckige Kerngehäuse auch mitfressen.« Der Wirt fuhr sich mit der
Zunge über die Zähne und schüttelte den Kopf. Dann schrie er Scarr zu: »Aber
trotzdem bist du gut für das Geschäft, nicht wahr, Adam? Die Leute kommen
verdammt weit her, um dich zu sehen, stimmt's? Du Teenage-Monstrum aus dem
Weltraum. Ja, das bist du, der Teufel soll mich holen. Kommen Sie herein und
staunen Sie. Adam Scarr: Ein Blick, und Sie unterschreiben, daß Sie nie mehr
saufen werden!«
    Wieder
folgte ein schallendes Gelächter. Mendel beugte sich zu Smiley hinüber. »Gehen
Sie lieber und warten Sie im Wagen. - Da halten Sie sich lieber heraus. Haben
Sie einen Fünfer bei der Hand?«
    Smiley gab
ihm aus seiner Brieftasche fünf Pfund, nickte zustimmend und ging hinaus. Er
konnte sich nichts Schrecklicheres vorstellen, als es mit Scarr zu tun zu
bekommen.
    »Sind Sie
Scarr?« fragte Mendel.
    »Richtig,
Kumpel.«
    »TRX 0891.
Ist das Ihr Wagen?«
    Mr. Scarr
warf einen finsteren Blick auf seinen Whisky mit Ingwer. Die Frage schien ihn
traurig zu machen.
    »Also?«
sagte Mendel.
    »War es
Chef, war es.«
    »Was, zum
Teufel, meinen Sie?«
    Scarr hob
seine rechte Hand ein Stück und ließ sie dann langsam wieder sinken. »Eine
dunkle Geschichte, Chef, eine trübe Geschichte.«
    »So, jetzt
hören Sie mir einmal zu. Ich habe größere Fische zu braten, als Sie sich je
träumen lassen. Ich bin nicht aus Glas, verstanden? Mir imponiert das Geschäft,
das Sie da machen, verdammt wenig. Also, wo ist der Wagen?«
    Scarr
schien über den Sinn dieser Rede nachzudenken. »Aha, jetzt geht mir ein Licht
auf, Kumpel. Sie wollen eine Information.«
    »Natürlich,
zum Teufel.«
    »Es sind
harte Zeiten, Chef. Die Lebenskosten, mein Lieber, gehen hoch wie eine Rakete.
Information ist eine Ware, eine verkäufliche Ware, hab' ich nicht recht?«
    »Sie sagen
mir, wer den Wagen gemietet hat, und Sie werden nicht verhungern.«
    »Ich
verhungere auch jetzt nicht, Kumpel. Aber ich will besser essen.«
    »Ein
Fünfer.«
    Scarr
trank aus und stellte sein Glas geräuschvoll auf den Tisch zurück. Mendel stand
auf und besorgte ihm ein neues.
    »Er ist
geklaut worden. Ein paar Jahre habe ich ihn für Selbstfahrer vermietet,
verstehen Sie. Auf Depo.«
    »Auf was?«
    »Na, Depo,
Kaution. Irgendein Kerl will einen Wagen für einen Tag. Man nimmt zwanzig Pfund
Kaution in bar, ja? Wenn er zurückkommt, ist er Ihnen vierzig Shilling
schuldig, stimmt's? Sie geben ihm einen Scheck über achtunddreißig Pfund,
schreiben ihn als Verlust in Ihre Bücher, und die Sache ist einen Zehner wert.
Kommen Sie mit?«
    Mendel
nickte.
    »Na also,
vor drei Wochen ist so ein Bursche hereingekommen. Ein langer Schotte. Mit
Pinke-pinke. Einen Stock hat er getragen. Er hat das Depo bezahlt, den Wagen
mitgenommen, und weder ihn noch den Wagen habe ich wiedergesehen. Einfach
Diebstahl.«
    »Warum
haben Sie es nicht bei der Polizei gemeldet?«
    Scarr
antwortete nicht und trank wieder aus seinem Glas. Er sah Mendel traurig an.
    »Dagegen
hätten viele Gründe gesprochen, Chef.«
    »Soll das
heißen, daß Sie ihn selbst gestohlen hatten ?«
    Scarr
machte ein erschrockenes Gesicht. »Ich habe inzwischen unangenehme Gerüchte
über die Leute, von denen ich den Wagen gekauft habe, gehört. Mehr will ich
nicht sagen«, fügte er fromm hinzu.
    »Wie Sie
den Wagen hergeliehen haben, hat er doch Formulare ausfüllen müssen,
Versicherung und so weiter, nicht wahr? Wo sind die?«
    »Falsch,
alles falsch. Er hat mir eine Adresse in Ealing angegeben. Ich bin hin, aber
sie hat nicht existiert. Bestimmt war der Name auch geflunkert.«
    Mendel
drehte das Geld in der Tasche zu einer Rolle und reichte es Scarr über den
Tisch. Scarr entfaltete die Scheine, zählte sie ganz bewußt vor den Blicken
aller, die hinsehen wollten.
    »Ich weiß,
wo ich Sie finde«, sagte Mendel, »und ich weiß ein paar Sachen über Sie. Wenn
das ein Haufen Humbug ist, was Sie mir da verhökert haben, dann werde ich Ihnen
Ihren verdammten Hals brechen.«
     
    Es regnete
wieder, und Smiley bedauerte, daß er keinen Hut mithatte. Er überquerte die
Straße, kam in die Seitengasse, in der Scarrs Unternehmen lag, und ging auf den
Wagen zu. In der Gasse war kein Mensch zu sehen, und es war merkwürdig ruhig.
Zweihundert Meter weiter unten in der Straße schickte das kleine und nette
Allgemeine Krankenhaus von Battersea durch seine vorhanglosen Fenster viele
Strahlenbündel in die Nacht hinaus. Der Gehsteig war

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