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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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Eastbourne gehörte, und der
dritte war als das Eigentum des Botschafters von Panama bezeichnet.
    »Ich habe
einen Mann, der sich gerade mit Angelegenheiten Panamas beschäftigt. Es wird
dort nicht schwierig sein - sie haben nur drei Wagen in England.«
    »Battersea
ist nicht weit weg«, fuhr er fort. »Wir könnten rasch einen Sprung hinüber
machen. In Ihrem Wagen.«
    Selbstverständlich,
selbstverständlich«, sagte Smiley schnell. »Und dann können wir in Kensington
dinieren. Ich werde einen Tisch im >Entrechat< bestellen.«
    Es war
jetzt vier. Sie blieben noch eine Weile sitzen und plauderten in ziemlich
oberflächlicher Weise über Bienen und Haushalt. Mendel war ganz gelöst, während
Smiley noch immer unbeholfen und bedrückt versuchte, einen Modus zu finden, um
beim Sprechen nicht immer Weisheiten von sich zu geben. Er konnte sich
ausmalen, was Ann über Mendel gesagt hätte. Sie wäre begeistert von ihm
gewesen, hätte eine Persönlichkeit aus ihm gemacht, eine besondere Stimme und
ein eigenes Gesicht bereit gehabt, um ihn nachzuahmen, hätte eine Geschichte
von ihm gemacht, bis er in ihr Leben gepaßt hätte und kein Rätsel mehr gewesen
wäre. Darling, wer hätte gedacht, daß er so gemütlich sein kann! Der letzte
Mensch, von dem ich mir erwartet hätte, daß er mir sagen könnte, wo ich billig
Fische kaufen kann. Und was für ein reizendes kleines Haus. Ihm ist es
gleichgültig - er muß doch wissen, daß Deckel-Bierkrüge Kitsch sind, aber es
kümmert ihn nicht. Ich finde, er ist ein Schatz. Frosch, lade ihn doch zum
Dinner ein. Das mußt du tun. Nicht, weil wir über ihn lachen wollen, sondern
weil wir ihn gern haben. Er hätte ihn natürlich nicht eingeladen, aber Ann wäre
zufrieden gewesen - sie hätte einen Weg gefunden, ihn gern zu haben. Und dann
hätte sie ihn vergessen.
    Das war
es, was Smiley sich wünschte, eine Möglichkeit, Mendel gern zu haben. Er war
nicht so geschickt wie Ann, eine zu finden. Aber Ann war Ann - einmal
ermordete sie einen Neffen aus Eton fast, weil er zu Fisch Bordeaux trank, aber
wenn Mendel sich bei ihren crepes suzette die Pfeife
angezündet hätte, dann würde sie es wahrscheinlich nicht beachtet haben.
    Mendel
machte wieder Tee, und sie tranken ihn. Um etwa viertel nach fünf brachen sie
in Smileys Wagen nach Battersea auf. Auf dem Weg kaufte Mendel eine
Abendzeitung. Er las sie unter Schwierigkeiten im Lichte der Straßenlampen.
Nach ein paar Minuten fuhr er gereizt auf: »Krauts, verdammte Krauts. Gott,
wie ich sie hasse!«
    »Krauts?«
    »Ja,
Krauts. Diese Hunnen, diese Jerries, verdammte Deutsche! Nicht einmal Sixpence
würde ich für alle miteinander geben. Blutdürstige, dreckige Hammel. Prügeln
schon wieder auf die Juden los. Und wir waren drüben. Haben sie niedergehauen
und wieder auf die Beine gestellt. Vergeben und vergessen. Warum, zum Teufel,
vergessen, das möchte ich wissen! Warum Dieberei, Raub und Mord vergessen, nur
weil sie von Millionen begangen worden sind? Herrgott, wenn irgend so eine arme
kleine Null von einem nur zehn Shilling mitgehen läßt, dann ist die ganze
Polizei der Hauptstadt hinter ihr her. Aber Krupp und das ganze Gesindel -
nein, da nicht. Verdammt noch einmal, wenn ich in Deutschland ein Jude wäre,
dann würde ich . . .«
    Smiley war
plötzlich hellwach: »Was würden Sie dann tun? Was täten Sie dann, Mendel?«
    »Ach,
vermutlich nichts. Politik ist heutzutage Statistik. Es ist blödsinnig, ihnen
H-Bomben zu geben, also ist es Politik. Und dann da drüben die Yanks -
Millionen von verfluchten Juden in Amerika. Und was tun sie? Zum Teufel, sie
geben den Krauts noch mehr Bomben. Alle diese Kerle zusammen - sollten sich
gegenseitig in die Luft jagen.«
    Mendel
zitterte vor Wut, und Smiley schwieg eine Weile, während er an Elsa Fennan
dachte.
    »Und wie
sieht die Lösung aus?« fragte er, nur um etwas zu sagen.
    »Das weiß
Gott allein«, antwortete Mendel wild.
    Sie bogen
in die Battersea Bridge Road ein und hielten neben einem Schutzmann, der auf
dem Gehsteig stand. Mendel zeigte ihm seine Polizeilegitimation.
    »Scarrs
Garage? Na, es ist kaum eine Garage, nur ein Hof. Hauptsächlich Altmetalle und
gebrauchte Wagen. Wenn sie für den einen nicht mehr gut genug sind, dann sind
sie es für den anderen, sagt Adam. Fahren Sie die Prince of Wales Drive
hinunter, bis Sie zum Spital kommen. Dort ist es, zwischen ein paar Baracken.
Eigentlich ein Bombenareal. Der alte Adam hat den Platz mit ein bißchen
Schlacke planiert, und bisher

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