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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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sehr naß, und das Echo
seiner Schritte knirschend und laut.
    Er kam vor
die erste der beiden Baracken, die an Scarrs Hof lagen. Dort war ein Wagen mit
brennenden Standlichtern abgestellt. Neugierig ging Smiley von der Gasse weg
und darauf zu. Es war eine alte MG-Limousine, wahrscheinlich grün oder braun,
wie es vor dem Krieg so beliebt war. Das Nummernschild war fast nicht
beleuchtet und völlig verschmutzt. Er bückte sich, um es zu entziffern, wobei
er dem Zeichen mit dem Zeigefinger folgte: TRX 0891. Natürlich, das war eine
der Nummern, die er sich heute vormittag aufgeschrieben hatte.
    Er hörte
hinter sich Schritte, drehte sich halb um und richtete sich auf. Er hatte
gerade begonnen, seinen Arm zu heben, als der Schlag fiel.
    Es war ein
fürchterlicher Schlag - er schien seinen Schädel in zwei Teile zu spalten. Als
er fiel, konnte er das warme Blut fühlen, das in Strömen über sein linkes Ohr
rann. »O Gott, nicht noch einmal«, dachte Smiley. Aber das übrige fühlte er
kaum - nur eine Vision seines eigenen Körpers, ganz weit weg, der langsam wie
Gestein zerbröckelt wurde. Zerbröckelt und zu Fragmenten zertrümmert, und dann
war nichts mehr. Nichts als die Wärme seines eigenen Blutes, das über sein
Gesicht in die Schlacken rann, und in weiter Ferne das Pochen des
Steinbrechers. Aber nicht hier. Weit weg.
     
    Mr. Scarrs Geschichte
     
    Mendel sah
ihn an und fragte sich, ob er tot wäre. Er leerte die Taschen seines Mantels
und legte ihn behutsam über Smileys Schultern. Und dann rannte er wie ein
Wahnsinniger zum Spital, stürzte durch die Drehtür der Ambulanz in das
hellerleuchtete Innere des Hauses, das Tag und Nacht Betrieb hatte. Ein junger
farbiger Doktor machte Dienst. Mendel zeigte ihm seine Karte, schrie ihm irgend
etwas zu, nahm ihn am Arm und versuchte ihn hinauszuführen. Der Doktor lächelte
geduldig, schüttelte den Kopf und telefonierte um einen Ambulanzwagen.
    Mendel
lief die Straße zurück und wartete. Nach einigen Minuten kam der Rettungswagen,
und geschickte Männer hoben Smiley auf und brachten ihn weg.
    »Sein
Begräbnis«, dachte Mendel, »das werde ich dieses Schwein blutig bezahlen
lassen.«
    Er blieb
einen Augenblick stehen und starrte auf den feuchten Fleck von Dreck und
Schlacken, wo Smiley gestürzt war. Das matte rote Leuchten der Deckenlichter
des Wagens zeigte ihm nichts. Der Boden war von den Schuhen der Sanitäter
hoffnungslos zertreten worden, auch von einigen Bewohnern der Baracken, die
wie schattenhafte Geier gekommen und gegangen waren. Sie hatten Scherereien
nicht gerne.
    »Verdammtes
Schwein«, zischte Mendel und ging langsam zum Gasthaus zurück.
    Das
Gastzimmer füllte sich allmählich. Scarr bestellte gerade noch einen. Mendel
packte ihn am Arm. Scarr drehte sich um und sagte: »Hallo, Kumpel, wieder da?
Nehmen Sie auch von dem Zeug, das Tantchen umgebracht hat.«
    »Halt's
Maul«, sagte Mendel. »Ich muß noch einmal mit dir reden. Komm raus!«
    Mr. Scarr
schüttelte den Kopf und sog mitfühlend an seinen Zähnen.
    »Kann ich
nicht, Kumpel, kann ich nicht. Gesellschaft.« Er deutete mit dem Kopf auf eine
achtzehnjährige Blondine mit fast weiß angestrichenen Lippen und einem
unwahrscheinlichen Busen, die völlig bewegungslos an einem Ecktisch saß. Ihre
getuschten Augen hatten einen dauernd erstaunten Ausdruck.
    »Hör zu«,
flüsterte Mendel, »in genau zwei Sekunden reiß ich dir die Ohren ab, du verlogener
Scheißkerl.«
    Scarr
übergab seine Getränke dem Wirt zur Obhut und ging langsam und würdevoll
hinaus. Das Mädchen sah er nicht an.
    Mendel
führte ihn durch die Gasse zu den Barakken. Das Standlicht von Smileys Wagen,
der achtzig Meter weiter auf der Straße stand, schien ihnen entgegen.
    Sie gingen
in den Hof. Der MG war noch immer da. Mendel hielt Scarr fest am Arm, bereit,
ihm, wenn nötig, den Unterarm nach hinten und nach oben zu drehen und ihm das
Schultergelenk zu brechen oder auszukugeln.
    »Na also«,
rief Scarr mit offensichtlicher Freude, »da ist er ja wieder an den Busen
seiner Ahnen zurückgekehrt.«
    Gestohlen,
nicht wahr?« sagte Mendel. »Gestohlen von einem großen Schotten mit einem
Spazierstock und einer Adresse in Ealing. Nett von ihm, ihn zurückzubringen,
nicht wahr? Eine freundliche Geste nach so langer Zeit. Du hast deinen
verdammten Markt falsch eingeschätzt, Scarr.« Mendel bebte vor Wut. »Und warum
brennen die Standlichter? Mach schon die Tür auf.«
    Scarr
drehte sich in der Dunkelheit zu Mendel um, und seine freie

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