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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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sich mit Goethes
Metamorphosen der Pflanzen und Tiere in der Hoffnung abgegeben hatte, wie Faust
herauszufinden, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Er wollte erklären,
warum es unmöglich war, das Europa des neunzehnten Jahrhunderts zu verstehen,
ohne eine ordentliche Kenntnis der Naturwissenschaften zu besitzen, er fühlte
sich eifrig und voll von bedeutenden Gedanken und war sich heimlich klar
darüber, daß sich sein Kopf mit den Ereignissen des heutigen Tages abplagte,
daß er in einem Zustand nervöser Erregung war. Seine Handflächen waren feucht.
    Mendel
führte ihn zur Hintertür hinaus. Dort standen drei nette Bienenstöcke an der
Mauer, die den Garten nach hinten abschloß. Sie standen in dem feinen Regen,
und Mendel sagte: »Ich habe mir immer gewünscht, welche zu halten,
auszuprobieren, wie das Ganze geht. Ich habe auch eine Menge gelesen, direkt Angst
habe ich bekommen, kann ich Ihnen sagen. Komische kleine Kerle sind das.« Er
nickte ein paarmal, um dieses Urteil zu unterstreichen, und wieder sah Smiley
ihn mit Interesse an. Sein Gesicht war schmal, aber muskulös, und sein Ausdruck
völlig verschlossen. Sein eisengraues Haar war sehr kurz geschnitten und
borstig. Er schien dem Wetter gegenüber ebenso völlig gleichgültig zu sein wie
das Wetter ihm. Smiley kannte das Leben, das hinter Mendel lag, genau. Er hatte
bei den Polizisten der ganzen Welt dieselbe lederne Haut gesehen, dieselben
Reserven von Geduld, Bitterkeit und Verdruß. Er konnte sich die langen
ergebnislosen Stunden im Dienst bei jedem Wetter vorstellen, wenn man auf einen
wartete, der vielleicht niemals kam - oder kam und zu schnell wieder
verschwand. Er wußte auch, wie sehr Mendel und die anderen von gewissen Persönlichkeiten
abhängig waren - manche launenhaft, tyrannisch, nervös und wankelmütig,
gelegentlich einige weise und warmherzig. Er wußte, wie intelligente Menschen
durch die Stupidität ihrer Vorgesetzten gebrochen werden, wie Wochen
geduldiger Arbeit bei Tag und Nacht von einem solchen Menschen einfach beiseite
geschoben werden konnten.
    Mendel
führte ihn den schlüpfrigen, mit Bruchsteinen belegten Pfad hinauf zu den
Bienenstöcken. Er beachtete den Regen noch immer nicht, nahm einen der Stöcke
auseinander, erklärte und zeigte ihn. Er sprach stoßweise, mit langen Pausen
zwischen den einzelnen Sätzen, und zeigte alles langsam und genau mit seinen
schlanken Fingern.
    Nachdem sie
wieder ins Haus gegangen waren, führte ihn Mendel durch die beiden unteren
Räume. Der Salon war ganz geblümt. Blumen auf den Vorhängen und Teppichen und
ebenso auf den Überzügen der Möbel. In einem kleinen Eckschrank standen einige
Deckel-Bierkrüge neben einem Paar Pistolen und einem Pokal für
Scheibenschießen.
    Dann
folgte ihm Smiley hinauf. Es roch nach Petroleum vom Ofen auf dem
Treppenabsatz, und im Waschraum war aus dem Warmwasserbehälter tatsächlich ein
leichtes Brodeln zu hören.
    Mendel
zeigte ihm sein Schlafzimmer.
    »Das
Brautgemach. Das Bett habe ich bei einer Auktion für ein Pfund gekauft.
Box-Federmatratzen. Es ist erstaunlich, was man so erwischen kann. Die Teppiche
gehörten früher Königin Elisabeth. Sie wechseln sie jedes Jahr. Die habe ich in
einem Laden in Wafford gekauft.«
    Smiley
stand etwas verwirrt in der Tür. Mendel kam zurück und ging an ihm vorbei, um
die Tür zum zweiten Schlafzimmer zu öffnen.
    »Und das
ist Ihr Zimmer, wenn Sie es wollen.« Er drehte sich Smiley zu. »Ich würde an
Ihrer Stelle lieber nicht zu Hause schlafen. Man kann nie wissen, nicht wahr?
Übrigens werden Sie hier besser schlafen, die Luft ist besser.«
    Smiley
begann zu protestieren.
    »Steht
ganz bei Ihnen. Sie tun, was Ihnen paßt.« Mendel wurde direkt verlegen. »Ich
verstehe nicht mehr von Ihrer Arbeit als Sie von der Arbeit der Polizei, ganz
ehrlich. Sie tun ganz einfach, was Ihnen paßt. Soweit ich gesehen habe, sind
Sie ja imstande, auf sich aufzupassen.«
    Sie gingen
wieder hinunter. Mendel zündete im Salon den Gaskamin an.
    »Also,
zumindest müssen Sie gestatten, daß ich Sie heute abend zum Essen einlade«,
sagte Smiley.
    In der
Halle läutete das Telefon. Es war Mendels Sekretärin wegen der Nummern.
    Mendel kam
zurück. Er übergab Smiley eine Liste von sieben Namen und Adressen. Vier davon
konnten ausgeschieden werden, es waren solche aus der Bywater Street. Drei
blieben übrig: der Leihwagen einer Firma Adam Scarr und Söhne in Battersea, ein
Geschäftswagen, der der Severn Tile Company in

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