Carre, John le
geistlos an, legte den Kopf zur Seite und flocht ihre Finger
ineinander. Mendel wendete ihr den Kopf zu.
»Kennst du
sie?« fragte Mrs. Oriel.
»Ja
sicher, Ludo. Sie ist schrecklich musikalisch. Wenigstens glaube ich es, denn
sie bringt immer Noten mit. Sie ist schrecklich mager und komisch. Sie ist
eine Ausländerin, nicht wahr, Ludo?«
»Warum
komisch?«
»Ja, das
letztemal, wie sie hier war, hat sie ein gräßliches Theater gemacht wegen des
Platzes neben ihr. Er war vom Klub aus reserviert, verstehen Sie, und es war
längst zwanzig nach sieben vorbei. Wir hatten gerade mit der Panto-Saison
begonnen, und draußen standen Tausende von Leuten, die Plätze wollten, deshalb
habe ich ihn verkaufen lassen. Sie sagte ununterbrochen, daß diese Person
sicher kommen würde, weil sie immer käme.«
»Und ist
sie dann wirklich gekommen?« fragte Mendel.
»Nein. Ich
habe den Platz verkaufen lassen. Sie muß fürchterlich schlecht aufgelegt gewesen
sein, denn sie ist nach dem zweiten Akt davon und hat vergessen, ihre
Notenmappe aus der Garderobe zu holen.«
»Dieser
Mensch, von dem sie so sicher war, daß er kommen würde, ist der mit Mrs. Fennan
befreundet?«
Ludo sah
Mendel vielsagend an. »Joh, das will ich meinen. Er ist ihr Mann, nicht wahr?«
Mendel sah
sie einen Augenblick an, lächelte dann und sagte: »Haben wir nicht einen Stuhl
für Elizabeth?«
»Joh,
danke«, sagte die Jungfrau und setzte sich auf die Kante eines alten
vergoldeten Sessels wie der der Souffleuse in den Kulissen. Sie legte ihre
dicken roten Hände auf die Knie und lächelte ununterbrochen, voll Erregung
darüber, der Mittelpunkt von so viel Interesse zu sein. Mrs. Oriel sah sie
giftig an.
»Weshalb
glauben Sie, daß es ihr Mann ist, Elizabeth?« Es war eine leichte Schärfe in
seiner Stimme, die früher nicht dagewesen war.
»Ja, ich
weiß, daß sie nicht zusammen kommen, aber ich dachte, weil sie Plätze haben,
die nicht bei denen der anderen Klubmitglieder sind, daß sie verheiratet sein müßten.
Und übrigens bringt ja auch er immer eine Notenmappe mit.«
»Aha.
Können Sie sich noch an irgend etwas an diesem Abend erinnern, Elizabeth?«
»Oh,
natürlich. Eine ganze Menge. Verstehen Sie, ich habe Mitleid mit ihr gehabt,
weil sie so verärgert weg ist, und später am Abend hat sie dann angerufen.
Also Mrs. Fennan, meine ich. Sie sagte ihren Namen und erzählte, daß sie früher
weggegangen wäre und ihre Notenmappe vergessen hätte. Obendrein hätte sie noch
den Garderobenschein verloren und sei in schrecklicher Aufregung. Es klang so,
als weinte sie. Ich hörte eine Stimme im Hintergrund, und dann sagte sie, es
würde jemand vorbeikommen und die Tasche abholen, wenn es ohne den Schein
ginge. Ich sagte, natürlich, und eine halbe Stunde später ist der Mann gekommen.
Der ist allerhand Klasse. Groß und blond.«
»So ist
das also«, sagte Mendel. »Ich danke Ihnen sehr, Elizabeth. Sie waren mir eine
große Hilfe!«
»Joh, das
ist fein.« Sie stand auf.
»Übrigens«,
sagte Mendel noch, »dieser Mann, der die Tasche geholt hat - war das nicht
derselbe Mann, der im Theater immer neben ihr sitzt?«
»Ja
natürlich, joh, tut mir leid, das hätte ich gleich sagen sollen.«
»Haben Sie
mit ihm gesprochen?«
»Ach, nur
>bitte sehr, da< und so.«
»Was für
eine Stimme hatte er?«
»Ausländisch,
wie Mrs. Fennan - sie ist doch eine Ausländerin, nicht wahr? Den Eindruck hatte
ich wenigstens - ihre Art und das ganze Getue - ausländisches Temperament.«
Sie
lächelte Mendel zu, wartete einen Moment und ging dann hinaus wie Alice im
Wunderland.
»Kuh«,
bemerkte Mrs. Oriel und sah auf die geschlossene Tür. Dann blickte sie Mendel
an. »Also, hoffentlich war das Ihre fünf Pfund wert.«
»Ich
glaube schon«, meinte Mendel.
Ein Klub dritter Klasse
Als Mendel
eintrat, saß Smiley voll angezogen in einem Armstuhl. Peter Guillam lümmelte
genießerisch auf dem Bett und hielt eine blaßgrüne Mappe lässig in der Hand.
Der Himmel draußen war dunkel und drohend.
»Der
dritte Mörder betritt die Bühne«, sagte Guillam, als Mendel eintrat. Mendel
setzte sich auf das Fußende des Bettes und nickte Smiley, der bleich und
deprimiert aussah, fröhlich zu.
»Gratuliere.
Erfreulich, Sie wieder auf den Beinen zu sehen.«
»Danke.
Ich fürchte nur, wenn Sie mich wirklich auf den Beinen sähen, würden Sie mir
nicht gratulieren. Ich bin schwach wie eine neugeborene Katze.«
»Wann läßt man Sie denn raus?«
»Weiß nicht, wann sie
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