Carre, John le
hintereinander Barrie haben wollen, bitte sehr, sollen sie,
sag ich. Entweder Barrie oder >Ein Kuckuck im Nest<, schon das dritte
Jahr, und meiner bescheidenen Ansicht nach macht Barrie das Rennen um eine
halbe Kopflänge«, sagte die Stimme einer Frau in mittleren Jahren.
Eine
klägliche Männerstimme antwortete: »Also Ludo kann ja immerhin den Peter Pan
spielen, nicht wahr, Ludo?«
»Kleines
Mistvieh, kleines Mistvieh«, sagte eine dritte Stimme, auch eine männliche, und
Mendel machte die Tür auf.
Er stand
neben der Bühne in der Kulisse. Neben ihm, zur linken Hand, war eine dicke
Ebonitplatte mit ungefähr einem Dutzend Schaltern an einem Holzrahmen
befestigt, und davor stand ein absurder Rokokostuhl mit Vergoldung und
Stickereien für die Souffleuse und Mädchen für alles.
In der
Mitte der Bühne saßen zwei Männer und eine Frau auf Fässern, rauchten und
tranken Kaffee. Die Szene stellte das Deck eines Schiffes dar. Ein Mast mit
Takelage und Strickleitern nahm die Mitte der Szene ein, und eine Kanone aus
Pappe wies trostlos gegen einen Prospekt von Meer und Himmel.
Die
Konversation stockte abrupt, als Mendel auf der Bühne erschien. Jemand
murmelte: »Um Gottes willen, der steinerne Gast«, und sie sahen ihm alle
entgegen und kicherten.
Die Frau
sprach zuerst: »Suchen Sie jemanden, lieber Freund?«
»Entschuldigen
Sie, daß ich so hereinplatze. Ich komme, weil ich Mitglied Ihres Theaterklubs
werden möchte.«
»Ach ja,
natürlich. Wie nett«, sagte sie, stand auf und ging ihm entgegen. »Das ist
wirklich sehr nett.« Sie nahm seine linke Hand in ihre beiden, drückte sie,
trat dann zurück und breitete ihre Arme aus. Es war ihre hausfrauliche Geste -
Lady Macbeth empfängt Duncan. Sie neigte den Kopf mädchenhaft zur Seite,
ergriff wieder seine Hand und geleitete ihn über die Bühne in die Kulisse auf
der anderen Seite. Eine Tür führte in ein kleines Büro, in dem überall alte
Programme und Plakate verstreut lagen, Schminkstifte, Perücken und mit Flitter
besetzte Marineuniformen.
»Haben Sie
unsere diesjährige Pantomime schon gesehen? >Die Schatzinsel.< Wirklich
ein sehr befriedigender Erfolg. Und so viel mehr dran als an diesen vulgären
Märchen, finden Sie nicht?«
Mendel
sagte: »Ja, nicht wahr.« Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie redete.
Dann fiel sein Blick auf einen Stoß Rechnungen, die ziemlich nett geordnet von
einer großen Klammer, die die Form des Kopfes einer Bulldogge hatte,
zusammengehalten wurden. Die oberste war eine für Mrs. Ludo Oriel und vier
Monate überfällig.
Sie sah
ihn durch ihre Brille gescheit an. Sie war klein und dunkelhaarig, mit Furchen
am Hals und viel Make-up. Die Falten unter ihren Augen waren mit Schminke
verdeckt worden, aber die Wirkung hatte nicht angehalten. Sie trug weite lange
Hosen und einen dicken Pullover, der über und über mit Temperafarben bespritzt
war. Sie rauchte unaufhörlich. Ihr Mund war sehr breit, und in der Mitte, genau
unter der Nase, hatte sie die Zigarette stecken, wodurch ihre Lippen eine
übermäßig konvexe Kurve bildeten, die den unteren Teil ihres Gesichtes verzerrte
und ihr einen übellaunigen, ungeduldigen Ausdruck gab. Mendel hatte gedacht,
daß sie eventuell schwierig und gewitzt sein würde. Es war eine Erleichterung,
festzustellen, daß sie ihre Rechnungen nicht zahlen konnte.
»Sie
wollen also dem Klub beitreten, nicht wahr?«
»Nein.«
Sie bekam
einen Wutanfall: »Wenn Sie wieder einer von den verfluchten Lieferanten sind,
dann können Sie absegeln. Ich habe gesagt, daß ich zahlen werde, und das werde
ich auch, nur belästigen Sie mich nicht ununterbrochen. Wenn ihr bei den Leuten
ausstreut, daß ich pleite bin, dann werde ich es sein, und ihr werdet die
Verlierer sein, nicht ich.«
»Ich bin
kein Gläubiger, Mrs. Oriel. Ich bin hergekommen, um Ihnen Geld anzubieten.«
Sie
horchte auf.
»Ich
arbeite für einen Scheidungsanwalt. Ein reicher Klient. Ich möchte Ihnen ein
paar Fragen stellen. Wir sind bereit, für Ihren Zeitverlust zu zahlen.«
»Du lieber
Himmel«, sagte sie erleichtert. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« Sie
lachten beide. Mendel blätterte der Reihe nach fünf Pfundnoten auf den Stoß von
Rechnungen.
»Also«,
sagte Mendel, »wie sieht die Liste Ihrer Mitglieder aus? Welche Vorteile bietet
der Beitritt?«
»Ja also,
wir trinken jeden Vormittag genau um elf wässerigen Kaffee auf der Bühne. Die
Mitglieder dürfen dabei sein und sich unter das Ensemble mischen, wenn
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