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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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Durchschläge von
Transportaufträgen. Eine Menge machte seine Sekretärin. Er ließ sie eine besondere
Sammlung von Durchschlägen anlegen, die er dann alle drei Monate auf die Weise
»vernichtete«, daß er sie in der Mittagspause in seine Aktentasche steckte.
    Also, im
Jahre 1943 wurde ich dann zurückbeordert. Die Tarnung mit den Geschäftsreisen
war ziemlich fadenscheinig geworden, glaube ich, und ich hatte doch schon
einiges abbekommen.« Er machte eine Pause und nahm sich aus Guillams Etui eine
Zigarette.
    »Aber wir
wollen Dieter nicht aus den Augen verlieren«, fuhr er fort. »Er war mein
bester Agent, aber nicht mein einziger. Die anderen machten mir viel
Kopfzerbrechen. Mit ihm zu arbeiten war im Vergleich dazu ein reines
Vergnügen. Als der Krieg aus war, versuchte ich, von meinem Nachfolger zu erfahren,
was aus Dieter und den anderen geworden war. Einige waren nach Australien und
Kanada ausgewandert, andere wieder gingen zurück zu dem, was von ihren
Heimatstädten übriggeblieben war. Dieter zögerte, vermute ich. In Dresden waren
ja die Russen, und er wird wohl seine Zweifel gehabt haben. Schließlich fuhr
er doch hin - eigentlich mußte er, wegen seiner Mutter. Die Amerikaner haßte er
sowieso. Und dann war er ja Sozialist.
    Später
hörte ich, daß er dort eine Karriere gemacht hat. Die administrative
Erfahrung, die er sich während des Krieges erworben hatte, verschaffte ihm
irgendein Amt bei der Regierung der neuen Republik. Ich vermute, daß ihm sein
Ruf als Revolutionär und die Leiden seiner Familie den Weg geebnet haben. Er
muß eine ganz schöne Stellung erreicht haben.«
    »Wieso?«
fragte Mendel.
    »Er war
bis vor einem Monat hier in England und hat die Stahl-Mission geleitet.«
    »Das ist
noch nicht alles«, unterbrach ihn Guillam. »Falls Sie glauben sollten, Ihr
Kelch sei voll: Ich habe Ihnen einen zweiten Besuch in Weybridge erspart, Mendel,
und heute morgen Elizabeth Pidgeon besucht. Es war Georges Idee.« Er drehte
sich Smiley zu: »Sie ist so eine Art von Moby Dick - etwas wie ein weißer
männerfressender Wal.«
    »Und was
war?« fragte Mendel.
    »Ich habe
ihr ein Bild von diesem jungen Diplomaten gezeigt, Mundt heißt er, den sie
dort im Schlepptau hatten und der die Brocken auflesen sollte. Elizabeth
erkannte ihn auf den ersten Blick als den netten jungen Mann, der die
Notenmappe geholt hatte. Ist das nicht lustig?«
    »Aber . .

    »Ich weiß
schon, was Sie fragen wollen, Sie kluger Knabe. Sie wollen fragen, ob auch
George ihn erkannt hat. Ja, das hat er. Es ist derselbe Bursche, der neulich
versucht hat, ihn in sein eigenes Haus zu locken. Kommt offenbar ziemlich viel
herum.«
    Mendel
fuhr nach Mitcham. Smiley war todmüde. Es regnete wieder und war kalt. Smiley
hüllte sich fest in seinen Wintermantel, und trotz seiner Erschöpfung sah er mit
Vergnügen auf das geschäftige Treiben des Londoner Nachtlebens hinaus. Er war
immer gerne gereist. Auch jetzt noch würde er, wenn er Gelegenheit hätte,
Frankreich lieber mit dem Zug durchqueren als fliegen. Er reagierte noch immer
auf die geheimnisvollen Geräusche einer Nachtreise durch Europa, auf die
merkwürdige Melodie von Mißtönen und die französisch sprechenden Stimmen, die
einen plötzlich aus englischen Träumen rissen. Ann hatte es auch gern gehabt
und war zweimal mit ihm Überland gefahren, um die zweifelhaften Freuden einer
solchen unbequemen Reise mit ihm zu teilen.
     
    Als sie
nach Hause kamen, ging Smiley sofort ins Bett, während Mendel Tee machte, den
sie dann in Smileys Schlafzimmer tranken.
    »Was tun
wir jetzt?« fragte Mendel.
    »Ich
glaube, ich sollte morgen vielleicht nach Walliston hinaussehen.«
    »Sie
sollten lieber einen Tag im Bett bleiben. Was wollen Sie denn dort?«
    »Elsa
Fennan besuchen.«
    »Allein
sind Sie auf keinen Fall sicher. Sie sollten mich lieber mitnehmen. Ich werde
im Wagen sitzen, während Sie mit ihr reden. Sie ist eine Jüdin, nicht wahr?«
    Smiley
nickte.
    »Mein
Daddy war auch Jude. Aber ohne so viel verdammtes Getue.«
     
    Ein Traum ist zu verkaufen
     
    Sie
öffnete die Tür und sah ihn einen Augenblick schweigend an.
    »Sie
hätten mich verständigen sollen, daß Sie kommen werden«, sagte sie.
    »Ich habe
es für sicherer gehalten, das nicht zu tun.«
    Wieder war
sie einen Moment still. Endlich sagte sie: »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen
wollen.« Es schien sie eine ziemliche Anstrengung zu kosten.
    »Darf ich
hineinkommen?« sagte Smiley. »Wir haben nicht viel Zeit.«

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