Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Bond auf die gleiche Weise, auf die er einen fehlzündenden Motor angesehen hätte. » Sie müssen das in Serbien gewesen sein«, sagte er leise, wie zu sich selbst. »Und auf dem Armeestützpunkt in March.« Er runzelte die Stirn unter dem blonden Pony. »Wie konnten Sie entkommen? … Wie ?« Er schien keine Antwort zu erwarten; er sprach tatsächlich mit sich selbst. »Und Midlands Disposal hatte gar nichts mit der Sache zu tun. Die waren bloß Tarnung für Ihre Schnüffelei dort. Dann hier, die Killing Fields …« Seine Stimme erstarb. Seine Miene drückte einen Hauch von Bewunderung aus, als wäre er zu dem Schluss gelangt, dass auch Bond eine Art Ingenieur war, der ebenfalls clevere Pläne ausheckte.
Dunne sah Hydt an. »Er hat Kontakte in England – sonst hätte man die Universität nicht mehr rechtzeitig evakuieren können. Er gehört zu irgendeinem britischen Sicherheitsdienst. Aber er dürfte mit jemandem hier zusammengearbeitet haben. Dennoch wird London den Weg über Pretoria nehmen müssen, und dort haben wir genug Leute in unserer Tasche, um für ausreichend Verzögerung zu sorgen.« Er wandte sich an eine der Wachen. »Die Arbeiter sollen das Gelände verlassen. Nur das Sicherheitspersonal bleibt. Geben Sie Giftalarm. Alle sollen sich auf dem Parkplatz versammeln. Das gibt einen hübschen Stau … nur für den Fall, dass der SAPS oder die NIA uns einen Besuch abstatten wollen.«
Der Mann ging zu einer Gegensprechanlage und gab die Anweisungen weiter. Eine Alarmsirene ertönte, gefolgt von einer Lautsprecherdurchsage in verschiedenen Sprachen.
»Und er?«, fragte Huang und zeigte auf Bond.
»Oh«, sagte Dunne, als verstünde es sich von selbst, und sah den Sicherheitsmann an. »Töten Sie ihn, und werfen Sie die Leiche in einen Brennofen.«
Der riesige Kerl trat ebenso gelangweilt vor und zielte sorgfältig mit seiner Glock.
»Nein, bitte!«, rief Bond und hob flehentlich eine Hand.
Was unter den gegebenen Umständen eine natürliche Geste war.
Daher war der Mann überrascht, als plötzlich eine schwarze Klinge auf sein Gesicht zuwirbelte. Dies war der andere Gegenstand aus Hiranis Hilfspaket beziehungsweise Jessicas Handtasche gewesen.
Bond war keine Zeit geblieben, die Entfernung abzuschätzen, und er war ohnehin kein allzu geübter Messerwerfer, aber es war auch eher als Ablenkung gedacht. Der Sicherheitsmann schlug die wirbelnde Klinge jedoch mit der Hand beiseite und zog sich dabei einen tiefen Schnitt zu. Bevor er sich wieder fangen oder jemand anders reagieren konnte, griff Bond ihn an, bog sein Handgelenk zurück und nahm ihm die Pistole ab. Dann schoss er ihm in den Oberschenkel, sowohl um sicherzugehen, dass die Glock wirklich schussbereit war, als auch um ihn endgültig außer Gefecht zu setzen. Als Dunne und der andere bewaffnete Wachposten ihre Pistolen zogen und das Feuer eröffneten, rollte Bond sich zur Tür hinaus.
Der Korridor war leer. Bond knallte die Tür zu, lief zwanzig Meter und ging ausgerechnet hinter einer grünen Recyclingtonne in Deckung.
Die Tür zum Konferenzraum öffnete sich vorsichtig. Der zweite bewaffnete Posten kam zum Vorschein und schaute sich aus schmalen Augen um. Bond sah keinen Grund, den jungen Mann zu töten, und verpasste ihm eine Kugel dicht über dem Ellbogen. Schreiend fiel der Mann zu Boden.
Die Männer mussten unterdessen Verstärkung angefordert haben, also stand Bond auf und setzte seine Flucht fort. Im Laufen zog er das Magazin aus der Pistole und warf einen Blick darauf. Noch zehn Schuss. Neun Millimeter, 110 Grain, Vollmantel. Ein relativ leichtes Kaliber, und mit dem Kupfermantel hatte es weniger Mannstoppwirkung als ein Hohlspitzgeschoss, aber dafür ließ es sich zielsicher und schnell verfeuern.
Er steckte das Magazin zurück in die Glock.
Zehn Schuss.
Immer mitzählen …
Doch bevor er weit kommen konnte, ertönte neben seinem Kopf ein gewaltiger Einschlag und aus einem Seitengang fast im selben Moment der Schussknall eines Gewehrs. Zwei Männer im Khakidress des Sicherheitspersonals kamen mit Bushmaster-Sturmgewehren auf ihn zu. Bond feuerte zweimal, ohne zu treffen, gewann dadurch aber genug Zeit, um die Bürotür neben sich einzutreten und in den unordentlichen Raum zu laufen. Hier war niemand. Eine Salve 5,56-Millimeter-Projektile schlug in Tür, Rahmen und Wand ein.
Noch acht Schuss.
Die zwei Wachen schienen zu wissen, was sie taten – Exsoldaten, schätzte er. Die Schüsse hallten ihm noch in den Ohren, und so konnte
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