Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Restaurant im Untergeschoss ist berühmt für seine köstlichen und in aller Ruhe servierten Speisen.« Ein gespielter Schmollmund. »Aber Ihre Fragen verraten mir, dass Sie vermutlich nicht wünschen, dass ich Ihnen einen Tisch reservieren lasse. Ich verstehe. Vielleicht bei Ihrer nächsten Reise nach Dubai?«
Jetzt gab Bond ihm den Rest des Geldes. Dann zog er die Karte des Mannes aus der Tasche und schnipste mit dem Daumen dagegen. »Haben Sie meinen Kollegen gesehen? Den Mann, der mit mir hergekommen ist?«
»Den harten Kerl?«
»Sehr hart. Ich reise bald aus Dubai ab, aber er bleibt hier. Er hofft wirklich aufrichtig, dass Ihre Angaben über Mr. Hydt sich als wahr herausstellen werden.«
Das Lächeln war wie weggewischt. »Ja, ja, Sir, es ist alles wahr, ich schwöre bei Allah, Er sei gepriesen.«
30
Bond ging in die Bar und setzte sich an einen Tisch auf der Terrasse, die einen Ausblick auf den Dubai Creek bot. Im glatten Wasser spiegelten sich zahllose bunte Lichter. Das friedliche Bild stand im krassen Gegensatz zu den Schrecken, die Bond in al-Fulans Fabrik erlebt hatte.
Der Kellner kam und erkundigte sich nach seinen Wünschen. Bonds Lieblingsspirituose war amerikanischer Bourbon, aber andererseits glaubte er, dass eiskalt servierter Wodka belebende, wenn nicht gar heilende Kräfte besaß. Er bestellte nun einen doppelten Stolichnaya Martini, Medium Dry, und bat darum, ihn sehr gut zu schütteln, wodurch der Wodka nicht nur besser gekühlt wurde als beim Rühren, sondern zudem mit Sauerstoff angereichert, was den Geschmack beträchtlich verbesserte.
»Nur ein Stück Zitronenschale.«
Als der Drink kam – mit angemessen trüber Färbung, was von ausreichendem Schütteln zeugte –, trank Bond die Hälfte sofort und spürte die brennende Kälte, so widersprüchlich das klingen mochte, von der Kehle ins Gesicht aufsteigen. Es half die Enttäuschung zu lindern, dass er weder die junge Frau noch Yusuf Nasad hatte retten können.
Es änderte jedoch nichts daran, dass er immer noch Hydts unheimliche Miene vor sich sah, mit der dieser lustvoll die ausgetrockneten Leichen angestarrt hatte.
Bond trank einen weiteren Schluck und schaute geistesabwesend zu dem Fernseher über der Theke, auf dessen Bildschirm soeben die wunderschöne bahrainische Sängerin Ahlam durch ein Video wirbelte, dessen ruckartige Schnittweise dem aktuellen Geschmack des arabischen und indischen Publikums entsprach. Die melodisch trillernde Stimme erklang aus den Lautsprechern.
Bond leerte das Glas und rief Bill Tanner an. Er berichtete von dem Missverständnis bezüglich der Museumsausstellung sowie von den Morden und fügte hinzu, dass Hydt später am Abend nach Kapstadt fliegen würde. Konnte die Abteilung T einen Flug für Bond organisieren? Die Grumman seines Freundes stand nicht mehr zur Verfügung; sie war längst wieder nach London gestartet.
»Ich sehe, was ich tun kann, James. Wahrscheinlich wird es ein Linienflug werden. Und ich weiß nicht, ob Sie vor Hydt dort eintreffen.«
»Es reicht, wenn jemand den Flug erwartet und Hydt beschattet. Wie ist Six dort unten aufgestellt?«
»Station Z hat einen Mann am Kap. Gregory Lamb. Lassen Sie mich seinen Status überprüfen.« Bond hörte das Klicken einer Tastatur. »Er ist derzeit oben in Eritrea – das Säbelrasseln an der sudanesischen Grenze hat sich verschärft. Aber James, wir sollten Lamb möglichst nicht hinzuziehen. Sein Leumund ist nicht einwandfrei. Er hat sich den Einheimischen zu sehr angepasst, wie eine Figur aus einem Graham-Greene-Roman. Ich glaube, Six wollte ihn entlassen, ist aber noch nicht dazu gekommen. Ich suche Ihnen jemand anderes heraus. Dabei würde ich den SAPS bevorzugen, den Police Service, jedenfalls eher als die National Intelligence – die NIA ist seit einiger Zeit in den Schlagzeilen, und das nicht allzu vorteilhaft. Ich höre mich mal um und gebe Ihnen Bescheid.«
»Danke, Bill. Können Sie mich zur Abteilung Q durchstellen?«
»Mach ich. Viel Glück.«
Gleich darauf meldete sich eine zuvorkommende Stimme. »Abteilung Q. Hirani.«
»Hier 007, Sanu. Ich bin in Dubai und benötige schnell eine bestimmte Sache.«
Nachdem Bond es ihm erklärt hatte, schien Hirani enttäuscht zu sein, wie simpel der Auftrag war. »Wo genau sind Sie?«, fragte er.
»Im Intercontinental in Festival City.«
Wiederum hörte Bond eine Tastatur.
»Alles klar. Dreißig Minuten. Und vergessen Sie nicht: Blumen.«
Sie beendeten das Gespräch. Leiter kam hinzu,
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