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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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fragte Bond. Das Fischgericht vor ihm wurde kalt, aber er hatte das Interesse daran verloren.
    »Das ist kurios. Er wurde in Belfast geboren, hat Architektur und Ingenieurwesen studiert und als Jahrgangsbester abgeschlossen. Dann ist er zur Army gegangen und wurde Pionier.«
    Die Pioniere stellten die Ingenieure der Armee. Sie bauten für die anderen Soldaten Brücken, Flugfelder und Unterstände, legten aber auch Minenfelder an oder räumten sie. Ihr Improvisationstalent war sprichwörtlich. Was auch immer ihnen an Material zur Verfügung stand und wie ungünstig die Bedingungen auch sein mochten, sie schafften es dennoch, feste Stellungen zu errichten oder die Truppe mit Defensiv- oder Offensivgerät zu unterstützen.
    Bill Tanner, der ehemalige Lieutenant Colonel und heutige Stabschef in Diensten der ODG , war ebenfalls ein einstiger Pionier und zählte zu den cleversten und gefährlichsten Männern, die Bond je getroffen hatte.
    »Nach Ende seiner Dienstzeit hat er als freiberuflicher Kontrollingenieur gearbeitet«, fuhr Osborne-Smith fort. »Ich wusste gar nicht, dass so ein Beruf existiert, aber wie ich gelernt habe, gibt es beim Bau eines jeden Hauses, Schiffes oder Flugzeuges Hunderte von vorgeschriebenen Kontrollen. Dunne prüfte das entsprechende Projekt und sagte dann Ja oder Nein. Anscheinend zählte er zu den Besten – er konnte Fehler finden, die keinem anderen aufgefallen waren. Doch laut der Steuerbehörde hat er urplötzlich die Tätigkeit gewechselt und ist Berater geworden. Auch darin muss er verdammt gut sein – er verdient nämlich ungefähr zweihunderttausend im Jahr … und das ganz ohne Firmenlogo oder niedliche Maskottchen wie Wenlock oder Mandeville.«
    Bond stellte fest, dass er seit der Entschuldigung weniger genervt von Osborne-Smiths geistreichen Bemerkungen war. »So haben die beiden sich wahrscheinlich kennengelernt. Dunne hat irgendwas für Green Way kontrolliert, und Hydt hat ihn angeheuert.«
    »Die Datenauswertung hat ergeben, dass Dunne während der letzten vier Jahre häufig nach Kapstadt geflogen ist«, fuhr Osborne-Smith fort. »Er hat dort eine Wohnung – und eine in London, die wir mittlerweile durchsucht und dabei nichts Interessantes gefunden haben. Die Reiseunterlagen zeigen auch, dass er zudem in Indien, Indonesien, der Karibik und an einigen anderen Krisenherden gewesen ist. Um für seinen Boss neue Filialen zu gründen, schätze ich. Whitehall konzentriert sich übrigens immer noch auf Afghanistan, aber ich gebe keinen Pfifferling auf deren Theorien. Ich bin sicher, Sie haben den richtigen Riecher, James.«
    »Danke, Percy. Das ist alles sehr hilfreich.«
    »Immer gern zu Diensten.« Die Worte, die Bond gestern noch herablassend gefunden hätte, klangen nun aufrichtig.
    Sie beendeten das Gespräch, und Bond erzählte Felix Leiter, was Osborne-Smith herausgefunden hatte.
    »Diese Vogelscheuche Dunne ist ein Ingenieur? Das hätte ich dem Freak gar nicht zugetraut.«
    Ein Straßenhändler hatte die Bar betreten und ging von Tisch zu Tisch, um Rosen zu verkaufen.
    Leiter sah Bonds Blick. »Hör mal, James, das Essen war großartig, aber falls du glaubst, du könntest mich mit einem Strauß Rosen endgültig herumkriegen, muss ich dich leider enttäuschen.«
    Bond lächelte.
    Der Händler kam an den Nebentisch und hielt dem jungen Paar, das dort saß, eine Rose hin. »Bitte«, sagte er zu der Frau. »Ein Geschenk für die hübsche Dame, mit meinen besten Empfehlungen.« Er ging weiter.
    Einen Moment später hob Bond seine Serviette an und öffnete den Umschlag, den er dem Mann im Vorbeigehen beiläufig aus der Tasche gezogen hatte.
    Vergessen Sie nicht: Blumen …
    Diskret betrachtete er den gefälschten südafrikanischen Waffenschein, einschließlich Stempel und Unterschrift. »Wir sollten gehen«, sagte er nach einem Blick auf die Uhr. Er wollte es nicht riskieren, Hydt, Dunne und der Frau bei deren Abreise über den Weg zu laufen.
    »Das geht auf Onkel Sam«, sagte Leiter und beglich die Rechnung. Sie verließen die Bar und dann das Hotel durch einen Seitenausgang und gingen zum Parkplatz.
    Eine halbe Stunde später waren sie am Flughafen.
    Die Männer reichten einander die Hände.
    »Yusuf war ein guter Mann, sicher«, sagte Leiter leise. »Aber er war vor allem ein guter Freund. Falls du diesem Scheißkerl in der blauen Jacke noch mal begegnest und sich eine passende Gelegenheit bietet, dann leg ihn um, James.«

MITTWOCH
Killing Fields

32
    Die Boeing der Emirates

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