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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hob kaum merklich eine Augenbraue, wandte sich aber gleich wieder ab und ging zu einem Kiosk, um Zigaretten zu kaufen.
    In diesem Geschäft muss man ständig zwischen den Zeilen lesen: Man verbirgt sich hinter Tarnidentitäten, füllt öde Konversationen mit Codebegriffen, um schockierende Fakten zu übermitteln, und benutzt harmlose Gegenstände als Verstecke oder Waffen.
    Jordaans plötzlicher Gang zum Kiosk war eine Nachricht. Er hatte sich Bond nicht genähert, weil Feinde zugegen waren.
    Bond schaute sich um, konnte aber keine Anzeichen einer akuten Bedrohung erkennen. Instinktiv folgte er der vorgeschriebenen Prozedur. Wenn ein Agent dich auf diese Weise warnt, schlenderst du beiläufig und so unauffällig wie möglich davon und kontaktierst eine dritte Person, die als Mittelsmann fungiert und ein neues Treffen an einem sichereren Ort arrangiert. Das würde in diesem Fall Bill Tanner sein.
    Bond wandte sich einem der Ausgänge zu.
    Zu spät.
    Er sah noch, dass Jordaan die Herrentoilette betrat und dabei die Zigaretten einsteckte, die er vermutlich niemals rauchen würde, als dicht an seinem Ohr eine bedrohliche Stimme erklang: »Nicht umdrehen.« Das Englisch wurde von einem einheimischen Akzent überlagert. Bond spürte, dass der Mann schlank und groß war. Aus dem Augenwinkel sah er mindestens noch einen Komplizen, kleiner und stämmiger. Dieser Mann trat nun flink vor und nahm Bond die Laptoptasche und den Koffer ab, in dem seine nutzlose Walther lag.
    »Verlassen Sie sofort die Halle. Da entlang«, befahl der erste Angreifer.
    Bond musste vorerst gehorchen. Er bog in einen leeren Korridor ein.
    Dann beurteilte er die Lage. Das Echo der Schritte verriet ihm, dass der Partner des Großen so weit weg war, dass Bond zunächst nur einen der Männer neutralisieren konnte. Der Kleinere würde Koffer und Laptoptasche loslassen müssen, wodurch Bond ein paar Sekunden blieben, um ihn zu erreichen, aber er würde noch nach seiner Waffe greifen können. Bond konnte ihn erledigen, aber es würden wahrscheinlich Schüsse fallen.
    Nein, dachte Bond, hier sind zu viele Zivilisten. Es war besser, noch abzuwarten, bis sie draußen waren.
    »Durch die Tür da links. Nicht umdrehen, habe ich gesagt.«
    Sie traten hinaus ins grelle Sonnenlicht. Hier war Herbst, die Temperatur kühl, der Himmel phänomenal blau. Sie befanden sich auf einer leeren Baustelle. Ein verbeulter schwarzer Range Rover kam angeschossen und hielt mit quietschenden Reifen am Bordstein.
    Noch mehr Gegner, aber bislang stieg niemand aus.
    Absicht … Reaktion.
    Deren Absicht war, ihn zu entführen. Seine Reaktion würde lehrbuchmäßig ausfallen: für Ablenkung sorgen und dann angreifen. Er ließ unauffällig seine Rolex bis über die Knöchel gleiten, wo sie ihm als Schlagring dienen würde, drehte sich abrupt um und lächelte die beiden Kerle geringschätzig an. Es waren junge, todernste Männer, deren Hautfarbe in scharfem Kontrast zu dem leuchtenden Weiß ihrer gestärkten Hemden stand. Sie trugen Anzüge – einer braun, der andere marineblau – und schmale dunkle Krawatten. Vermutlich waren sie bewaffnet, aber ihr übersteigertes Selbstbewusstsein schien sie verleitet zu haben, die Pistolen nicht zu ziehen.
    Bond hörte, dass hinter ihm die Wagentür geöffnet wurde. Er wich zur Seite aus, um nicht rücklings angegriffen zu werden, und schätzte den Winkel ab. Als Erstes würde er dem Großen den Kiefer brechen, ihn dann als Schild benutzen und auf den Kleineren losgehen. Er sah dem Mann ruhig in die Augen und lachte. »Ich glaube, ich werde Sie beim Verkehrsverein melden. Die Südafrikaner sind doch angeblich so freundlich. Da hätte ich mit etwas mehr Gastlichkeit gerechnet.«
    Er wollte sich gerade auf den Gegner stürzen, als aus dem Wagen hinter ihm die knallharte Stimme einer Frau ertönte: »Und wir hätten Sie nicht enttäuscht, wären Sie nicht so dämlich gewesen, sich in aller Öffentlichkeit zum Ziel zu machen und sorglos einen Kaffee zu trinken, während eine feindliche Person sich im Flughafen aufhält.«
    Bond öffnete die geballte Faust, drehte sich um und konnte seine Überraschung nicht verbergen. Auf der Rückbank des Wagens saß die schöne Frau, die er kurz zuvor in der Ankunftshalle gesehen hatte.
    »Ich bin Captain Bheka Jordaan, SAPS , Crime Combating and Investigation Division.«
    »Ah.« Bond musterte ihre vollen, ungeschminkten Lippen und die dunklen Augen. Sie lächelte nicht.
    Sein Mobiltelefon summte. Das Display meldete

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