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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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rollte langsam auf den Flugsteig in Kapstadt zu. James Bond streckte sich und zog die Schuhe wieder an. Er fühlte sich erfrischt. Kurz nach dem Abflug aus Dubai hatte er sich zwei Jim Beam mit etwas Wasser bestellt. Der Schlummertrunk hatte tadellos funktioniert und ihm zu fast sieben Stunden ungestörtem Schlaf verholfen. Nun überprüfte Bond die Textnachrichten, die Bill Tanner ihm unterdessen geschickt hatte.
    Kontakt: Capt. Jordaan, Crime Combating & Investigation, SA Police Service. Jordaan holt Sie vom Flughafen ab. Hydt wird überwacht.
    Es folgte noch eine.
    Gregory Lamb, MI6, angeblich immer noch in Eritrea. Allgemein vorherrschende Meinung: Möglichst meiden.
    Und eine letzte.
    Habe erfreut vernommen, dass Sie und Osborne-Smith sich mit einem Kuss wieder vertragen haben. Wann wird gefeiert?
    Bond musste lächeln.
    Die Maschine dockte am Flugsteig an, und aus der Bordsprechanlage ertönte die vertraute Liturgie des Chefstewards. »Kabinencrew, Türen auf manuell und überprüfen. Meine Damen und Herren, bitte geben Sie acht beim Öffnen der Gepäckfächer; der Inhalt kann während des Fluges verrutscht sein.«
    Sei gesegnet, mein Kind, denn das Schicksal hat beschlossen, dich sicher zurück zur Erde zu geleiten … zumindest für dieses Mal.
    Bond nahm seine Laptoptasche – den Koffer, in dem seine Pistole lag, hatte er am Schalter aufgegeben – und ging in der belebten Halle zum Schalter der Einwanderungsbehörde. Der Stempel im Pass war reine Formsache. Dann ging Bond zum Zoll und zeigte einem untersetzten, finster dreinblickenden Beamten seinen Waffenschein vor, damit er den Koffer mitnehmen konnte. Der Mann musterte ihn durchdringend. Bond fragte sich, ob es ein Problem geben würde.
    »Okay, okay«, sagte der Mann, dessen breites, glänzendes Gesicht sich vor lauter Wichtigkeit blähte. »Jetzt aber raus mit der Wahrheit.«
    »Der Wahrheit?«, fragte Bond ruhig.
    »Ja … Wie kommen Sie auf der Jagd nah genug an einen Kudu oder Springbock heran, um ihn mit einer Faustfeuerwaffe zu erwischen?«
    »Das ist die Herausforderung«, erwiderte Bond.
    »Kann ich mir denken.«
    Dann runzelte Bond die Stirn. »Aber ich jage nie Springböcke.«
    »Nein? Die ergeben aber das beste Biltong.«
    »Mag sein, aber einen Springbock zu erschießen, würde England beim nächsten Rugbymatch schlecht bekommen.«
    Der Zollbeamte lachte laut, schüttelte Bond die Hand und winkte ihn durch.
    Die Ankunftshalle war zum Bersten voll. Die meisten Leute trugen westliche Kleidung, manche aber auch traditionelle afrikanische Tracht: die Männer Dashikis und Brokatgewänder, die Frauen Kente-Kaftane und Kopftücher in leuchtend bunten Farben. Auch einige Moslemroben und -tücher sowie vereinzelte Saris waren zu sehen.
    Als Bond den ausgeschilderten Treffpunkt für Passagiere ansteuerte, hörte er mehrere unterschiedliche Sprachen in noch viel mehr Dialekten. Die Klicklaute in den afrikanischen Sprachen hatten ihn schon immer fasziniert; bei manchen Worten erzeugten Mund und Zunge dieses Geräusch anstelle eines Konsonanten. Die Khoisan-Sprachen der Ureinwohner dieses Teils von Afrika machten den meisten Gebrauch davon, obwohl auch die Zulus und Xhosas klickten. Bond hatte es trotz angestrengter Versuche nie geschafft, das Geräusch nachzuahmen.
    Da sein Kontaktmann Captain Jordaan noch nicht eingetroffen war, ging Bond in ein Café, setzte sich auf einen Hocker am Tresen und bestellte einen doppelten Espresso. Er trank aus, bezahlte und ging nach draußen. Eine wunderschöne Geschäftsfrau fiel ihm auf. Er schätzte sie auf Mitte dreißig, mit exotischen hohen Wangenknochen. Durch ihr dichtes, welliges schwarzes Haar zogen sich einige vorzeitig ergraute Strähnen, was sie nur umso sinnlicher wirken ließ. Ihr dunkelrotes Kostüm mit der schwarzen Bluse war eng geschnitten und betonte ihre üppige, aber sportlich straffe Figur.
    Ich glaube, es wird mir in Südafrika gefallen, dachte er und lächelte, als er ihr auf dem Weg zum Ausgang den Vortritt ließ. Wie die meisten attraktiven Frauen an Durchgangsorten wie Flughäfen ignorierte sie ihn.
    Er blieb kurz mitten in der Ankunftshalle stehen und kam dann zu dem Schluss, dass Jordaan vielleicht darauf wartete, von ihm angesprochen zu werden. Bond verfasste eine SMS an Tanner und bat um ein Foto. Kaum hatte er sie abgeschickt, entdeckte er den Polizeibeamten: Ein großer, bärtiger Rotschopf in einem hellbraunen Anzug – ein Bär von einem Mann – warf Bond einen kurzen Blick zu und

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