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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Grünanlagen, wo auch in diesem Moment mehrere emsige Arbeiter beschäftigt waren, an den taktvollen, aber eindeutigen Aushängen, die an die Kleidervorschrift für das Abendessen erinnerten, den makellos weißen Uniformen des zurückhaltenden, aber stets verfügbaren Personals und an den Rattanmöbeln auf der großen Veranda mit Ausblick auf die Bucht.
    Ein weiterer Hinweis war die Frage, ob Mr. Theron während seines Aufenthaltes einen persönlichen Butler wünsche. Er lehnte höflich ab.
    Das Table Mountain Hotel – das man überall in geschwungenen Buchstaben als » TM « verewigt hatte, vom Marmorboden bis zu den bestickten Servietten – war genau der Ort, am dem ein betuchter Afrikaander-Geschäftsmann aus Durban wohnen würde, ob nun aus der Computerbranche oder als Söldner, der zehntausend Leichen zu verstecken hatte.
    Nachdem Bond eingecheckt hatte, wollte er zum Aufzug gehen, als ihm draußen etwas auffiel. Daher bog er in den Geschenkartikelladen ab und kaufte Rasierschaum, den er nicht brauchte. Dann schlenderte er zurück zur Rezeption und zapfte sich ein Glas kostenlosen Fruchtsaft aus einem großen gläsernen Getränkespender, der von einem Arrangement aus Jakarandas sowie roten und weißen Rosen umgeben war.
    Er war sich nicht sicher, aber es konnte sein, dass er beobachtet wurde. Als er sich abrupt umgedreht hatte, um sich den Saft zu holen, war ein Schatten ebenso abrupt verschwunden.
    Je mehr Gelegenheiten, desto mehr eifrige Nutznießer …
    Bond wartete einen Moment, doch die Gestalt tauchte nicht wieder auf.
    Im Spionagegeschäft neigt man zweifellos zur Paranoia, und manchmal ist ein Passant bloß ein Passant und ein durchdringender Blick nicht mehr als ein Ausdruck von Neugier. Außerdem kann man sich nicht vor allen Risiken schützen; falls jemand es nachhaltig genug auf dich abgesehen hat, kommt er letztendlich zum Ziel. Bond schob den Gedanken an einen Verfolger beiseite und fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock, wo die Räume von einem zur Lobby hin offenen Balkon aus zugänglich waren. Er betrat sein Zimmer, schloss die Tür und legte die Kette vor.
    Er warf den Koffer auf eines der Betten, ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann verstaute er alles, was ihn als James Bond identifizierte, in einem großen Karbonfaserumschlag mit elektronischem Schloss an der Verschlussklappe. Mit der Schulter kippte er eine Kommode ein Stück nach hinten und schob den Umschlag darunter. Er könnte natürlich gefunden und entwendet werden, aber jeder Versuch, ihn ohne Bonds Daumenabdruck zu öffnen, würde eine verschlüsselte Meldung an die Abteilung C der ODG auslösen, woraufhin Bill Tanner ihn per Abtauchen -Nachricht warnen würde, dass seine Tarnung aufgeflogen war.
    Bond rief den Zimmerservice an und bestellte ein Club-Sandwich und ein Gilroy Dark Ale. Dann duschte er. Kaum hatte er eine schlachtschiffgraue Hose und ein schwarzes Polohemd angezogen, klopfte es an der Tür. Bond fuhr sich mit einem Kamm durch das feuchte Haar, sah durch das Guckloch und ließ den Kellner mit dem Essen herein.
    Der Mann stellte das Tablett auf den kleinen Tisch, und Bond unterzeichnete die Rechnung als E. J. Theron , und zwar in seiner eigenen Handschrift; das war eines der Dinge, die man niemals zu verstellen versuchte, wie gründlich die Tarnung auch sein mochte. Mit offenkundiger Dankbarkeit steckte der Kellner das Trinkgeld ein. Als Bond ihn hinausbegleitete, um danach wieder die Kette vorzulegen, ließ er den Blick automatisch über den Balkon und durch die Lobby im Erdgeschoss schweifen.
    Er hielt inne, sah noch einmal genauer hin und schloss dann schnell die Tür.
    Verdammt.
    Er schaute mit Bedauern zu dem Sandwich – und mit noch mehr Bedauern zu dem Bier –, schlüpfte in seine Schuhe und klappte den Koffer auf. Dann schraubte er den Schalldämpfer auf die Mündung der Walther und zog den Schlitten der Waffe einige Millimeter zurück, um sich zu vergewissern, dass eine Patrone in der Kammer war – obwohl er das erst kürzlich in der SAPS -Zentrale getan hatte.
    Die Pistole verschwand in einem zusammengefalteten Exemplar der heutigen Cape Times , das Bond dann auf dem Tablett zwischen sein Sandwich und das Bier steckte. Er hob das Tablett mit der Hand auf die Schulter, sodass sein Gesicht verdeckt wurde, und verließ das Zimmer. Zwar trug er nicht die Kleidung eines Kellners, aber er ging zügig und mit gesenktem Kopf und hätte bei oberflächlichem Hinsehen für einen hastigen Angestellten

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