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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gehalten werden können.
    Am Ende des Korridors betrat er durch die Brandschutztür das Treppenhaus, stellte das Tablett ab und nahm die Zeitung mit dem todbringenden Inhalt. Dann stieg er leise die Stufen ins Erdgeschoss hinab.
    Ein Blick durch das Fenster der Schwingtür verriet ihm, dass seine Zielperson fast unsichtbar im Schatten saß, in einem Sessel im hinteren Teil der Lobby. Der Mann saß mit dem Rücken zu Bond, und sein Blick wanderte von seiner Zeitung zur Lobby und weiter zum Balkon im ersten Stock. Anscheinend hatte er Bonds Flucht nicht bemerkt.
    Bond schätzte die Entfernungen und Winkel ab, die Anzahl und Aufenthaltsorte der Gäste, Angestellten und Sicherheitsleute. Er wartete, während ein Page einen Karren voller Koffer vorbeirollte, ein Kellner ein Tablett mit einer silbernen Kaffeekanne zu einem Gast am anderen Ende der Lobby brachte und eine Gruppe japanischer Touristen sich lautstark nach draußen drängte und die Aufmerksamkeit der Zielperson auf sich zog.
    Jetzt, dachte Bond kühl.
    Er verließ das Treppenhaus und hielt mit schnellen Schritten auf die Rückenlehne des Sessels zu, über die der Kopf der Zielperson knapp hinausragte. Er ging daran vorbei, ließ sich auf den Sessel genau gegenüber fallen und lächelte, als hätte er gerade einen alten Freund getroffen. Sein Zeigefinger blieb dabei wohlweislich dem Abzug der Walther fern, denn Corporal Menzies hatte den Widerstand auf ein Federgewicht reduziert.
    Das sommersprossige rötliche Gesicht blickte auf. Die Augen des Mannes weiteten sich überrascht, weil er überrumpelt worden war. Und weil er Bond erkannte. Der Blick verriet, dass dies kein Zufall war. Er hatte Bond tatsächlich beschattet.
    Es war der Mann, den Bond am Morgen auf dem Flughafen gesehen und im ersten Moment für Captain Jordaan gehalten hatte.
    »Wie schön, Sie zu sehen!«, sagte Bond fröhlich, um das Misstrauen eines etwaigen Beobachters des Treffens zu zerstreuen. Er hob die gefaltete Zeitung, sodass die Mündung des Schalldämpfers genau auf die massige Brust zielte.
    Doch seltsamerweise wich die Überraschung in den milchigen grünen Augen nicht Angst oder Verzweiflung, sondern Belustigung. »Ah, Mr. … Theron, nicht wahr? Ist das derzeit Ihr Name?« Dem Akzent nach stammte er aus Manchester. Er hob die dicklichen Hände.
    Bond neigte den Kopf. »Diese Projektile bleiben unter Schallgeschwindigkeit. Zieht man außerdem den Schalldämpfer in Betracht, werden Sie tot und ich weg sein, bevor jemand auch nur irgendwas mitbekommt.«
    »Oh, aber Sie wollen mich nicht töten. Das hätte wirklich unangenehme Konsequenzen.«
    In Momenten wie diesen, mit einem Gegner vor der Waffe, hatte Bond schon jede Menge solcher Monologe gehört. Für gewöhnlich sollte damit Zeit geschunden werden, oder der andere wollte ihn ablenken, um angreifen zu können. Bond ignorierte daher, was der Mann sagte, und achtete stattdessen auf seine Hände und die Körpersprache.
    Die nächsten Sätze, die über die schlaffen Lippen kamen, ließen sich jedoch nicht so einfach abtun. »Was würde denn M wohl dazu sagen, dass Sie einen der besten Agenten der Krone erschossen hätten? Und das in einer so hübschen Umgebung?«

38
    Sein Name war Gregory Lamb – was durch die App für Iris- und Fingerabdruckscans bestätigt wurde – , der Mann des MI6 in Kapstadt. Der Agent, den Bill Tanner zu meiden empfohlen hatte.
    Sie saßen in Bonds Zimmer, ohne Bier und Sandwich; zu seiner Verblüffung hatte ein aufmerksamer Hotelangestellter das Tablett bereits aus dem Treppenhaus entfernt gehabt, als er und Lamb zurück in den ersten Stock stiegen.
    »Das hätte Sie das Leben kosten können«, murmelte Bond.
    »Ich war nicht wirklich in Gefahr. Ihr Laden vergibt die Doppelnull nicht an schießwütige Narren … Na, na, mein Freund, nichts für ungut. Manche von uns wissen, was Ihre Overseas Development Truppe in Wahrheit macht.«
    »Wie haben Sie erfahren, dass ich hier bin?«
    »Hab’s mir selbst zusammengereimt. Mir war was zu Ohren gekommen, und da hab ich mal meine Freunde in Lambeth kontaktiert.«
    Einer der Nachteile bei der Zusammenarbeit mit Six oder der DI war die Tatsache, dass mehr Leute davon erfuhren, als einem lieb sein konnte. »Wieso haben Sie mich nicht einfach über die üblichen Kanäle kontaktiert?«, fragte Bond verärgert.
    »Das wollte ich ja, aber als ich herkam, habe ich jemanden gesehen, der Schatten gespielt hat.«
    Nun war Bond plötzlich ganz Ohr. »Ein Mann, schlank, blaue

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