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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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dachten, wir ersparen Ihnen die Mühe«, sagte Dunne.
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Theron.
    Hydt blieb nicht verborgen, dass der Söldner den Grund für ihren Überraschungsbesuch durchschaute und begriff, dass sie ihm nicht vollständig trauten. Andererseits arbeitete Theron in einer Branche, in der Vertrauen so riskant wie instabiler Sprengstoff war; daher hielt sein Unwille sich in Grenzen. Schließlich musste Theron quasi das Gleiche getan haben, bevor er mit seinem Vorschlag zu Hydt gekommen war: Er hatte ihn in Kambodscha und andernorts überprüft. So lief das Geschäft nun mal.
    Die Fenster in den verschrammten Wänden gaben den Blick auf einen trostlosen Hinterhof frei. Hydt dachte bei sich, dass auch illegale Aktivitäten wie die von Theron nicht notwendigerweise so lukrativ waren, wie es im Kino und den Nachrichten dargestellt wurde. Das größte Büro, weiter hinten, gehörte Theron, aber sogar dieser Raum war bescheiden eingerichtet.
    Ein Angestellter, ein hochgewachsener junger Afrikaner, scrollte gerade durch einen Onlinekatalog mit automatischen Waffen. Einige waren mit auffälligen Sternen gekennzeichnet, die zehn Prozent Preisnachlass versprachen. Ein anderer Mitarbeiter tippte eifrig auf einer Computertastatur und benutzte dabei nur seine Zeigefinger. Beide Männer trugen weiße Hemden und schmale Krawatten.
    Vor Therons Büro saß eine Sekretärin. Hydt sah, dass sie attraktiv war, aber sie war auch jung und damit uninteressant für ihn.
    Theron wies auf die Frau. »Meine Sekretärin war gerade dabei, einige der Dateien auszudrucken, über die wir gesprochen haben.« Gleich darauf schoben sich Bilder von Massengräbern aus dem Farbdrucker.
    Ja, die sind gut, dachte Hydt bei dem Anblick. Sehr gut sogar. Die ersten Fotos waren nicht lange nach den Morden aufgenommen worden. Männer, Frauen und Kinder lagen erschossen oder zerhackt am Boden. Manche hatten schon frühere Amputationen erlitten – Hände oder Arme oberhalb der Ellbogen. Das war eine beliebte Maßnahme, mit der afrikanische Warlords und Diktatoren die Bevölkerung bestraften und unter Kontrolle hielten. Insgesamt lagen dort etwa vierzig Tote in einem Graben. Die Gegend war subsaharisch, aber genauer ließ sich das nicht erkennen. Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste, Zentralafrikanische Republik. Es gab auf diesem geplagten Kontinent unzählige Möglichkeiten.
    Andere Bilder folgten. Sie zeigten die späteren Stadien des Zerfalls. Hydt schaute sie sich besonders gründlich an.
    » LRA ?«, fragte Dunne mit nüchternem Blick.
    Es war der große dünne Angestellte, der antwortete. »Mr. Theron arbeitet nicht mit der Lord’s Resistance Army zusammen.«
    Die Rebellengruppe, die von Uganda, der Zentralafrikanischen Republik sowie Teilen des Kongo und des Sudan aus operierte, vertrat die Philosophie – wenn man das so nennen wollte – eines religiösen und mystischen Extremismus. Es handelte sich gewissermaßen um eine gewalttätige christliche Miliz. Sie hatte zahllose Gräueltaten begangen und war unter anderem dafür bekannt, Kindersoldaten zwangszurekrutieren.
    »Es gibt reichlich andere Möglichkeiten«, sagte Theron.
    Dieser Sinn für Moral amüsierte Hydt.
    Ein weiteres halbes Dutzend Fotos schob sich aus dem Drucker. Die letzten paar zeigten ein großes Feld, aus dem Knochen und Leichenteile mit verdorrter Haut ragten.
    Hydt zeigte Dunne die Bilder. »Was meinen Sie?« Er wandte sich an Theron. »Niall ist Ingenieur.«
    Der Ire studierte die Fotos eine Weile. »Die Gräber scheinen flach zu sein, und die Leichen dürften sich mühelos bergen lassen. Das Problem ist, dann zu vertuschen, dass sie je dort gelegen haben. Abhängig von der Liegedauer wird es nach der Bergung nämlich zu Veränderungen der Bodentemperatur kommen, die mehrere Monate anhalten und sich mit den geeigneten Geräten messen lassen.«
    »Monate?«, fragte Theron stirnrunzelnd. »Das hätte ich nicht gedacht.« Er schaute zu Dunne, dann zu Hydt. »Er ist gut.«
    »Ich nenne ihn den Mann, der an alles denkt.«
    »Schnell wachsende Vegetation könnte funktionieren«, sagte Dunne nachdenklich. »Und es gibt Sprays, die DNS -Reste zersetzen. Man muss vieles berücksichtigen, aber nichts davon scheint unmöglich zu sein.«
    Die technischen Fragen waren damit geklärt. Hydt konzentrierte sich wieder auf die Fotos. »Darf ich die behalten?«
    »Natürlich. Möchten Sie auch die Bilddateien haben? Die sind schärfer.«
    Hydt lächelte ihn an. »Gern, vielen

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