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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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stehe, mit diesen Eiern hier, da habe ich gehört, dass Rocco vielleicht was zugestoßen ist.«
    Â»Ich verdufte, ich will keinen Stress, Alter.«
    Cayetano schnalzte mit der Zunge und schenkte seinem neuen Freund ein breites, zahnloses Lächeln.
    Â»Du bist zu weich, aber dir wird schon noch ein dickes Fell wachsen.«
    Â»Ich hab keine Lust, wieder im Bau zu landen.«
    Curro stand auf, klopfte sich den Hosenboden ab, lief die Böschung bis zur Straße hinunter und rief von dort aus:
    Â»Falls ich dich brauche, weiß ich, wo du zu finden bist.«
    Er bog um die Ecke, machte aber noch einmal kehrt, um zu prüfen, ob Cayetano ihm folgte. Doch der drehte in Gedanken versunken eine Zigarette aus feinstem Tabak aus den erlesensten Zigarettenkippen Barcelonas. Eilig setzte Curro seinen Weg fort, als er einen Block weiter einen blauen Opel sah. Er ging entschlossen auf den Wagen zu, überzeugte sich noch einmal, dass Cayetano ihm nicht folgte, und stieg mit einem lauten Seufzer, mit dem er die schlechte Luft aus seinen Lungen strömen ließ, in den Wagen.
    Â»Noch etwas länger, und ich wäre vor Ekel gestorben. Das war das letzte Mal, dass ich als Penner gearbeitet habe. Celso Cifuentes Theorie ist das eine, die Praxis das andere. Ich musste aus derselben Flasche trinken wie dieses arme Schwein. Rocco war ein ehemaliger Geliebter von Palita, also Helga Muchnik oder Helga Singer, wie sie mit Künstlernamen hieß. Cayetano hat uns nichts davon erzählt, weil er Angst hatte, in die Sache verwickelt zu werden. Das zwischen Helga und Rocco geht ihn nichts an, hat er gesagt, und er hat Angst, dass ihn die ganze Geschichte noch in Teufels Küche bringt. Helga hat Rocco offenbar gezeigt, wo er sich verstecken kann. Diese Löcher, wo sich die Penner verstecken, wenn sie nicht gefunden werden wollen.«
    Â»Sorgen Sie dafür, dass uns das arme Schwein eine Liste dieser Orte liefert«, sagte Lifante.
    Â»Ich soll noch mal in diesen ekligen Dreck?«
    Â»Nicht nötig. Mach ihm ein bisschen Angst, wenn er nicht reden will. Sag, du wärst ein Faschist, einer von denen, die gern losziehen und Abschaum um die Ecke bringen, und wenn das nichts nützt, verhaften wir ihn.«
    Als sich der Wagen in Bewegung setzte, meldete der Fahrer Lifante einen Anruf aus der Rechtsmedizin. Der Inspektor nahm die Kopfhörer, er wollte die Nachricht für sich allein hören. Anschließend lehnte er sich im Sitz zurück und dachte darüber nach, was ihm der Gerichtsmediziner gerade mitgeteilt hatte. Unter den erstaunten Blicken des falschen Obdachlosen intonierte er mit den Nasenflügeln Beethovens
Ode an die Freude
. Schließlich rief er aus:
    Â»Sie wurde nicht in der Metro umgebracht!«
    Â»Palita?«
    Â»Helga oder wie immer die Frau hieß. Sie wurde durch einen Schlag auf den Kopf getötet. Mit so was Ähnlichem wie einem Baseballschläger. Die Stiche hat man ihr erst später zugefügt, um uns auf eine falsche Fährte zu lenken, und dann die Leiche in der U-Bahn abgelegt.«
    Â»Nach allem, was mir dieser arme Kerl erzählt hat, hat ihr Tod nichts Geheimnisvolles an sich. Sie war ein gerissenes Flittchen, wie er sagt. Jeder könnte sie erstochen haben. Auch wenn wir ihrem Schwager etwas anderes versprochen haben, müssen wir die wahre Identität der Toten bekannt geben«, sagte der Bettlerpolizist.
    Â»Bist du bescheuert? Das lassen wir schön sein. Wir müssen nur etwas Geduld haben, die werden schon kommen.«
    Â»Wer?«
    Â»Wer auch immer.«
    Der Wagen hielt vor dem Polizeipräsidium. Lifante stieg zur Etage der Macht hinauf und schritt durch die langen Flure, die in das Büro mündeten, wo sich die Macht gelegentlich mit ihren Vollstreckern traf. Diesmal war kein direkter Repräsentant der Regierung anwesend, und obwohl der Polizeipräsident das bedeutungsvollste Gesicht aufsetzte, das ihm zur Verfügung stand, empfing er den Inspektor nur unwillig. Er wollte nicht gestört werden und schenkte Lifantes Zusammenfassung der Ereignisse keine allzu große Aufmerksamkeit. Den Bericht über die Fortschritte im Fall der Obdachlosen, die etwas mehr als eine Obdachlose zu sein schien, hob sich Lifante bis zum Schluss auf, und als er den Namen Helga Singer nannte, horchte der Polizeipräsident auf:
    Â»Wer ist diese Frau?«
    Â»Die Obdachlose, die ermordet in der Metro aufgefunden wurde. Es sieht so aus, als ginge

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