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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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Isabel Preysler eine Rente überweisen muss, und auf diese Weise helfe ich ihm, sie zu bezahlen.«
    Dorotea genehmigte sich ein Gläschen, nur ein Gläschen, aber dann vergaß sie ihre Selbstbeherrschung und machte sich über die Flasche her, als habe sie vor, später noch einen Corrido zu singen. Carvalho beschloss, den Kamin anzuzünden, und setzte sich vor die Architektur des Brennholzes. Er hielt ein Buch in den Händen. Es war Melvilles
Taipi, Abenteuer in der Südsee
.
    Â»Was ist es heute?«, fragte Fuster.
    Â»Es geht um die Lüge des Südens. Keine Ahnung. Ich verbrenne meine Bücher wie ein Barbar, völlig wahllos. Früher war das anders. Da habe ich sie verbrannt, weil ich sie gelesen hatte, viele Jahre nachdem ich sie gelesen hatte.«
    Â»Wie viele Bücher haben Sie denn besessen?«
    Â»Zehntausend.«
    Â»Zehntausend?«
    Dorotea zeigte sich gern überrascht, doch als sie Carvalho das Buch zerreißen und die Seiten in die Mitte des zukünftigen Kaminfeuers legen sah, war sie kurz davor, wie ein enthaupteter Strauß aufzuschreien. Der Detektiv zündete das Papier an, und die Flammen loderten bis zum Abzug auf, wobei sie flackernde Schatten auf das noch immer verdutzte Gesicht von Dorotea warfen. Sie starrte in die Flammen und verlangte eine Erklärung von Fuster, der sich taub stellte, oder Carvalho, der sich um nichts anderes als sein Feuer kümmerte.
    Â»Zehntausend Bücher. Ich sehe ein Buch in Ihrem Regal, das heute kaum noch jemand kennt,
The Liberal Imagination
von Trilling.«
    Carvalho nickte.
    Â»Das hätte ich längst verbrennen sollen. Ich werde es im Auge behalten und beim nächsten Mal verwenden.«
    Â»Sie können es gerne mir geben.«
    Â»Nein. Ich schätze Ihre ehrenwerten Gefühle, Trilling freizusprechen, aber nein. Seinen Roman
The Middle of the Journey
habe ich bereits verbrannt. Es geht darin um die Angst der dialektischen und historischen Materialisten vor dem Scheitern. Wir Kommunisten haben es nie geschafft, Niederlagen zu akzeptieren, für uns waren es immer nur Irrtümer. Wie sollten wir da erst den Tod akzeptieren?«
    Carvalhos kulturelle Offenbarung schien Dorotea zu verblüffen.
    Â»Der Tod, das ist das Scheitern, der Beweis für den ganzen Schwindel«, fuhr der Detektiv fort.
    Â»Und was hat das alles mit Ihrer Bücherverbrennung zu tun? Kultur ist der einzige Trost im Angesicht des Todes.«
    Auch du, mein Fuster, fällst mir in den Rücken? Carvalho überlegte, wie er sich deutlicher ausdrücken konnte. In der Stunde der Wahrheit sollte man besser auf Boleros und auf Tangos hören. Bücher lehren einen nicht das Leben. Sie helfen einem nur dabei, sich zu maskieren. Das Telefon läutete. Biscuter wirkte gehemmt und räusperte sich auffällig oft.
    Â»Sind Sie nicht allein?«
    Â»Nein.«
    Â»Unerbetener Besuch?«
    Â»Sieht so aus, Chef.«
    Â»Polizei?«
    Â»Wer sonst?«
    Etwas oder jemand hinderte Biscuter am Weiterreden. Was folgte, war die Weltpremiere von Carvalhos telefonischer Beziehung zu Lifante. Der Inspektor forderte ihn auf, augenblicklich nach Barcelona zu kommen, es gebe klare Anzeichen, dass er sich in die laufende Ermittlung einmische. Wenn Menschen miteinander sprechen, verstehen sie sich so gut wie nie, wandte Carvalho ein, worauf Lifante Roland Barthes heranzog.
    Â»Wie schon Barthes sagte, man muss zwischen Sprache, Sprachsystem und Rede unterscheiden.«
    Â»Ausgerechnet diesen Abend wollte ich dem Schweigen widmen, dem Schweigen der Lämmer, einbalsamiert in Kapernsoße.«
    Â»Kommen Sie oder kommen Sie nicht?«
    Â»Morgen ist auch noch ein Tag. Ich werde bei Ihnen vorbeischauen.«
    Â»Ist zufällig die argentinische Staatsbürgerin Dorotea Samuelson bei Ihnen?«
    Â»Warum?«
    Â»Wir befürchten, dass Rocco etwas zugestoßen ist, Rocco Cavalcanti. Richten Sie ihr das bitte aus.«

14 Halt’s Maul, Schwachkopf, und friss weiter diesen Scheiß
    Â»Mich würde man nicht mal in diese Kneipe in diesem widerlichen Viertel reinlassen.«
    Von der Böschung aus, die von der Straße zu den ersten Häusern von La Mina hinunterführt, betrachten Cayetano und Curro das flackernde Licht des Fernsehers auf den Gesichtern der Gäste in der Pichi-Bar.
    Â»Wenn du erst mal eine Weile obdachlos bist, wirst du feststellen, dass du unsichtbar bist, egal in welchen Lumpen du rumläufst, du

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