Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
es das Arschloch der freien Natur. OlavarrÃas Gesicht verriet Anzeichen von Nervosität â ein Auge wirkte gröÃer oder schien weiter geöffnet zu sein als das andere â, und er hatte versucht, Carvalhos Eintreten mit seinem herabsausenden Armschwung zu synchronisieren, auf der Suche nach dem ultimativen Schlag.
»Das habe ich schon mal in irgendeinem Film gesehen, natürlich einer Komödie, ich glaube, mit Jerry Lewis.«
»Wovon reden Sie?«
Carvalho deutete auf die Golfbahn.
»Ich hatte mal einen Freund, der hatte einen schiffbaren Fluss in seinem Büro, die Quelle eines schiffbaren Flusses.«
OlavarrÃa schwitzte, das Toupet, das Carvalho bis dahin nicht bemerkt hatte, begann sich bereits an den Schläfen zu lösen.
»Der Portier hat mir etwas ziemlich Verrücktes gesagt.«
»Genau das ist es, verrückt. Für Inzest reicht es nicht, da zwischen Verschwägerten keine Blutsverwandtschaft besteht, aber Sie sind der Vater von Helgas Sohn, und soweit ich weiÃ, wurde das Kind bei einer Vergewaltigung gezeugt.«
»Vergewaltigung, was soll das sein?«
»Ich stelle mir Helga vor, und ich kenne Sie. Es kann nur Vergewaltigung gewesen sein.«
»Wie viel wollen Sie? Reicht es nicht langsam mit diesen Erpressungen?«
»Hat Helga Sie erpresst?«
»Nein, Helga hat mich nicht erpresst. Seit sie unser Haus verlieÃ, habe ich sie nie wieder gesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie schwanger war, sie selbst vermutlich auch nicht. Es war eine törichte Nacht. Wie sie jeder mal erlebt. Ich hatte etwas getrunken, Gilda war nicht zu Hause, Helga deprimiert. Auch sie hatte getrunken. Ich bin ein beherrschter Mann.«
»Ein verkrampfter.«
»Helga hat mich irritiert.«
»Weil sie Sie erregte. Wenn Helga Sie nicht erpresst hat, wer hätte es dann sonst tun sollen? So lange, bis Sie akzeptiert haben, das Kind bei sich aufzunehmen?«
»Als ich das akzeptierte, wusste ich noch nicht, dass es mein Sohn war. Er sieht aus wie ein venezolanischer Gauner, mein Freund, aber das ist die Wahrheit. Später habe ich verstanden, dass meine Frau die Situation ausgenutzt hat, um meine Schwägerin ins Haus zu holen, als Mahnung, weil ich sie betrogen hatte. Meine Frau hasst mich.«
»Das soll vorkommen.«
»Selbst heute weià ich nicht eindeutig, ob es wirklich mein Sohn ist. Aber vor etwa einem Jahr sprach mich ein Bettler auf der StraÃe an, ein Penner. Ich wollte ihn abwimmeln. Aber ich schaffte es nicht. Er hat mich einfach nicht gehen lassen und gesagt, er wisse von meiner Geschichte mit einer gewissen Palita, die fast Emmanuelle geworden wäre, wir hätten ein gemeinsames Kind und sie würde bei mir wohnen, noch so ein Skandal im skandalreichen Spanien. Ich habe ein Privatleben. Ich bin kein Politiker, der heute fällt und morgen wieder aufsteht. Mein Ansehen als Unternehmensberater â das ist alles, was ich habe.«
»Und deshalb haben Sie Helga umbringen lassen.«
OlavarrÃa war wie vor den Kopf geschlagen.
»Umbringen? Wer redet denn von umbringen?«
OlavarrÃas Geschichte wurde abrupt unterbrochen. Die Tür ging auf, und dort stand Lifante und begann unverzüglich mit dem Studium der von Carvalho und OlavarrÃa gesendeten Zeichen. Auch Carvalho schickte sich an, das Zeichensystem des Inspektors zu studieren, während OlavarrÃa etwas vor sich hin stammelte, das sich wie die Forderung einer Erklärung anhörte, so etwas wie
Man tritt nicht einfach so ein, ohne anzuklopfen
, aber es klang mehr nach einer Klage als nach einem wirklichen Vorwurf, und Lifante, der endlich wusste, wie er ein glaubhaftes, nachvollziehbares Gespräch mit Carvalho beginnen konnte, überhörte ihn einfach.
»Barcelona ist ein Dorf. Wo man auch hingeht, Sie sind schon da. Immer tauchen dieselben Personen auf.«
»Barcelona ist unschuldig, Lifante. Tatsächlich sind wir Teil einer Serie, und in Serien wiederholen sich die Personen.«
Lifante interessierte sich nicht weiter für ihn und wandte sich stattdessen OlavarrÃa zu.
»Roberto OlavarrÃa, ich möchte Sie bitten, mich zum Polizeirevier zu begleiten. Wir haben ein paar Fragen an Sie, was Ihre Beziehung zu Helga Muchnik betrifft. Es handelt sich lediglich um eine Einladung.«
OlavarrÃa hatte keine Angst vor Lifante, aber sobald sein Blick auf den von Carvalho stieÃ, wurde er nervös und sah schnell
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