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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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meine Beamten, alles kompetente Leute, etwas unbehaglich angesichts des Störenfrieds.«
    Â»Weil hier jeder einfach so hereinstiefeln kann, als wäre er bei sich zu Hause. Das ist doch nicht die Metro, Lifante«, murrte Celso Cifuentes. »Außerdem hat dieser Typ eine Einkaufstüte bei sich, und keiner hat ihn durchsucht.«
    Lifante rieb sich zufrieden die Hände, dann nahm er die Tüte, die Carvalho ihm entgegenstreckte.
    Â»Mal sehen. Eine Lammkeule. Schreiben Sie mit, Cifuentes.«
    Â»Verarschen Sie mich nicht.«
    Â»Die Keule ist nicht vom Lamm, sondern von einem Zicklein«, verbesserte Carvalho den Inspektor, doch der hielt bereits das Schweineschmalz und eine Orange in den Händen.
    Â»Die Orangen sind von Pujol«, warnte ihn Carvalho.
    Lifante steckte die Sachen zurück in die Tüte. Alle waren außer sich vor Ärger. Lifante wusste, dass es ihm nicht gelungen war, die Situation durch die Einführung einer objektiven Entsprechung distanzierender Zeichen zu meistern, und er brüllte Cayetano an.
    Â»Scheißkerl! Was erzählst du hier für einen Mist? Warum gibst du nicht endlich zu, dass du deine Palita und diesen Rocco Cavalcanti umgebracht hast?«
    Der Inhalt der Plastiktüte war die Metapher für etwas gewesen, das er nicht verstand, so viel hatte Cayetano begriffen – und dass er von nun an wieder der jämmerlichste und zerbrechlichste aller Mittelpunkte dieses Universums war.
    Â»Ich kann Ihnen erzählen, was mir die Palita anvertraut hat, eines der härtesten Geheimnisse, die man im Leben haben kann. Palita hatte ein Kind. Und wissen Sie, wer der Vater war?«
    Â»Antonio Banderas«, warf Rodríguez ein, der radikale Makrobiotiker und Spezialist, was Designerdrogendealer und Auftragskiller anging.
    Lifante bat um absolute Aufmerksamkeit für Cayetanos Enthüllungen.
    Â»Der Vater ihres Kindes war Palitas eigener Schwager, ein Typ namens Olavarría, der Mann ihrer Schwester.«
    Â»Die legendäre zweite Front«, bemerkte Lifante. »Der Kerl hält mich für bescheuert und denkt, ich würde eine zweite Front mit diesem Schwager aufmachen.«
    Cayetano blieb gelassen und gab Carvalho mit einer Grimasse zu verstehen, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Unterdessen fasste Lifante die Logik der Situation zusammen.
    Â»Wo habe ich bloß gelesen, dass Verlierer entweder Opfer des Alkohols oder der Metaphysik sind?«

20 Das habe ich schon mal in irgendeiner Komödie gesehen
    Carvalho betrachtete den Wolkenkratzer, der alles tat, um seinen Pflichten nachzukommen und den Himmel zu schrammen.
    Das gesamte siebte Stockwerk war von Osorio & Olavarría Consulting belegt. Carvalho betrat die Empfangshalle, die so prächtig wie der Tempel einer reichen Sekte aussah. Noch im selben Moment hatte er sich unter den herablassenden Blicken der Pförtner in einen in jeder Hinsicht verdächtigen Menschen verwandelt.
    Â»Herr Olavarría?«
    Der Portier sah aus, als gäbe ihm Olavarría ausgesprochen großzügige Trinkgelder, vielleicht sogar seine getragenen Anzüge. Er tat so, als würde er Carvalho nicht hören.
    Â»Richten Sie ihm aus, ich käme im Auftrag des Patenonkels seines unehelichen Kindes.«
    Â»Hör zu, Freundchen.« Der andere Portier öffnete die Jacke, um ihm seine Waffe zu zeigen. »Wenn du Ärger willst, kannst du ihn gerne haben.«
    Â»Ich trage meine immer unter der Achselhöhle. Ich glaube, Gott hat uns in seiner unendlichen Weisheit Achselhöhlen gegeben, damit wir dort Waffen tragen können. Wofür sollten Achselhöhlen sonst gut sein? Schließlich handelt es sich dabei um eine der schwachsinnigsten und heikelsten aller Körperzonen, vor allem bei Frauen, die sich weigern, die Achselhaare zu rasieren. Sagen Sie Señor Olavarría genau das, was ich gesagt habe, und warten Sie auf seine Reaktion. Geben Sie sich damit zufrieden, Pförtner zu sein.«
    Einer der Portiers setzte sich mit Olavarría in Verbindung. Seine Stimme war erstickt aus Respekt vor dem, was er sagte, und der Sorge, dass ihn jemand hören konnte. Er sah seinen Kollegen besorgt an und nickte mit dem Kopf.
    Señor Olavarría war unschlüssig, welches Bild er von sich abgeben sollte. Er entschied sich für das des Golfspielers im noblen Büro. Der Fußbodenbelag war die perfekte Nachahmung eines gepflegten Golfrasens mit dem entsprechenden Loch, als wäre

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