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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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Phantasie, so wie alle Ehemänner.«
    Â»Dein Mann ist nicht allein, und du weißt sehr gut, was geschehen ist und was gerade geschieht. Wovor Helga geflohen ist, dass du Olavarría geheiratet hast, um deine Schwester zu schützen. Aber das alles nützt jetzt nichts mehr.«
    Â»Höchstens um dieses Schwein zu erledigen. Ihn fertigzumachen. Mich von ihm zu befreien.«
    Â»Vielleicht. Vielleicht, wenn du aussagst und das zu einer Anzeige führt, bei der es um die Verschwörung rund um den Mord an Rocco und Helga geht.«
    Â»Ich soll aussagen?«
    Â»Sie haben deine Schwester getötet. Du kennst als Einzige die Hintergründe.«
    Â»Weißt du, um was du mich da bittest? Diese Leute gehen nie unter. Die sind wie Korken. Die gehen nicht unter. Die wissen, wo sie gebraucht werden. Meine Schwester wird auch nicht wieder lebendig, wenn ich mich mit diesen Typen anlege. Und meine Kinder? Was sollen sie von mir denken, wenn ich ihren Vater ins Verderben stürze?«
    Kein Zweifel, sie sah Helga ähnlich, nur dass sie weniger schutzlos war. Man ahnte, dass sich hinter Helgas halbnackter Arroganz auf den Fotos viel Mitgefühl verbarg, für alles und jeden. Sie war zum Opfer geboren und begnügte sich damit, das, so gut sie konnte, zu verbergen. Sie hatte ihr Ende herausgefordert, indem sie versuchte, zwei Verschwundene zu retten, die sie nicht einmal kannte, und wurde ermordet, als sie Rocco helfen wollte, vor Richter Garzón auszusagen. Carvalhos Augen und Hände wanderten über Gildas schönen, gutgepflegten Körper. Sie ließ es zu, auch wenn ihr dabei ein Lachen entschlüpfte.
    Â»Du wirkst wie ein Blinder. Du tastest mich ab, wie ein Blinder die erste nackte Frau seines Lebens abtastet.«
    Â»Hat dich schon mal ein Blinder abgetastet?«
    Â»Nein, aber ich weiß, dass du mich abtastest wie ein Blinder.«
    Â»Warst du blind, als du zugestimmt hast, Bobby zu heiraten, den Mann, der deine Schwester bedrohte?«
    Â»Heute bin ich klüger, aber damals konnte ich nicht einfach sagen: Er bedroht sie, er erpresst sie. Er schlich ständig um uns herum, tänzelte oder schlich, wie ein Tänzer und eine Schlange zugleich. Helga konnte ihn nicht leiden, das sah man, aber ich dachte immer, meine Schwester wäre einfach zu hochnäsig und ich würde diesen gebildeten, höflichen Herrn besser verstehen als sie. Dann ging Helga weg. Nach Spanien. Sie ließ mich allein mit dem Tänzer, mit der Schlange. In Spanien sah ich die Dinge klarer. Und dann noch die Vergewaltigung, das Kind.«
    Â»Aber du hast dich nicht von ihm getrennt.«
    Â»Ich hatte Angst. Es ist nicht so einfach, einer Schlange zu entkommen.«
    Mit der ganzen Tiefe ihrer Haut im Dienst ihres dünnen, sich harmonisch bewegenden Körpers ist sie aus dem Bett gesprungen. Während sie sich anzieht, bemerkt sie:
    Â»Also gut, wenn du ihn fertigmachst, wenn du es schaffst, ihn fertigzumachen, dann mach Brei aus ihm, und ich bin glücklich. Hältst du mich jetzt für eine Spinnenfrau? Eine perverse, egoistische Spinnenfrau? Eine Schwarze Witwe?«
    Â»Ich glaube, in dem Fall wäre mein Auftritt nicht sehr lang. Statt jemanden fertigzumachen, sollte ich besser jemanden retten.«
    Â»Mich?«
    Â»Nein. Du rettest dich selbst. Du besiegst deine Ängste mit Massagen. Es gibt noch andere, die sich in Reichweite der Firma Osorio & Olavarría befinden.«
    Â»Ich gefalle dir nicht mehr. Du bist befriedigt. Du willst, dass ich gehe.«
    Er will, dass sie geht, aber ohne sie vor den Kopf zu stoßen.
    Â»Wir haben noch das ganze Leben vor uns.«
    Gilda betrachtet erneut die Gegenstände um sie herum, darunter den inzwischen benutzten Carvalho.
    Â»Falls ich noch mal wiederkomme, räume ich als Erstes hier auf. Ich ertrage keine Unordnung. Was starrst du mich so an? Siehst du mich zum ersten Mal?«
    Carvalho beschränkt sich darauf, sie anzuschauen, als wollte er es Lifante gleichtun und ihr Zeichensystem entschlüsseln. Er ist in mehrfacher Hinsicht aufrichtig, als er sagt:
    Â»Ich hatte fast vergessen, wie Frauen sind.«

24 Wegen Todesfall der Eigentümerin geschlossen
    Weil die Calle de las Tapias so gut wie nicht mehr existierte, konnten sich auch keine Nachbarn versammeln und den seltsamen Tod von Pepita de Calahorra kommentieren. Längst sieht man nur noch stellvertretende Bürgermeister durch die Straße laufen, die einheimischen

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