Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
Ich weià gern Bescheid über das, was ich mache.«
Trotz seiner Ãberraschung schaute der Dicke nicht auf. Er wollte das Treffen so schnell wie möglich beenden.
»Du musst den Scheià auf dich nehmen.«
»Das mit Pepita nicht.«
»Das ist kein ScheiÃ. Das war ein tragischer Unfall. Du weiÃt, wovon ich rede. Helga und Rocco. Jetzt. Jetzt gleich. Du gehst zu Lifante und singst. Du hast es nicht ertragen, dass Palita dich mit diesem ergrauten, rothaarigen Zopfträger schikaniert hat, du singst noch heute, wenn nicht, bist du der Nächste.«
»Keine Sorge, Señor, keine Sorge. Ich mach das schon.«
»Deine Leiche wird nicht besonders schön aussehen, und finden wird sie auch keiner. Wer sollte sich für dein Verschwinden interessieren? Hast du Familie?«
»Ich hatte einen GroÃvater. Eltern. Eine Cousine.«
»Wo?«
»Im Süden.«
Cayetano stand auf und murmelte:
»Ich erledige das heute Nachmittag, spätestens morgen Abend.«
Cayetano lief entlang, was von der Calle Robadors geblieben war â gerade einmal zwei offene Kneipen für die letzten Liebesdienerinnen, auf der StraÃe alte, halbtote Sexsuchende, überall Schilder von Enderrocs Siurana. Er bog in die San Rafael ein, lieà das Restaurant Casa Leopoldo hinter sich und gelangte zu dem auf Kosten der Calle Aurora und der Calle Cadena offenen Platz. Er folgte der Calle Aurora bis zum verrosteten Wellblechtor eines Schuppens. Das Tor war nicht verriegelt, und Cayetano öffnete es so behutsam wie möglich, damit es nicht zu rostigem Staub zerfiel. Eine Halle mit nichts als RattenscheiÃe darin, weiter hinten das helle Rechteck eines Innenhofs mit einem einzelnen Feigenbaum, und um den Feigenbaum herum Bienzobas, Aguader, Pérez, die Reme und der hoch aufgeschossene Pequeñito. Der Baum hatte es geschafft, hundert, zweihundert Jahre lang zu wachsen und sich durch den Schacht des Innenhofes zur Sonne zu strecken, und das nur durch das tropfende Wasser der Wäsche, zu einer Zeit, als die Häuser noch bewohnt waren.
»Wir dürfen diese Treffen nicht missbrauchen«, fing Bienzobas an. Er hatte nie jemandem ins Gesicht geblickt und würde auch diesmal keine Ausnahme machen. Hin und wieder betrachtete er seine Kollegen verstohlen aus dem Augenwinkel, um sicherzugehen, dass sie noch da waren, oder er nickte, um Remes Worte zu bekräftigen, die auch als
Passionsblume vom rechten Ensanche
bekannt war. Angesichts der aktuellen Situation sah Reme ihre wiederholt vorgebrachte These bestätigt: die Notwendigkeit einer dauerhaften Bettlervereinigung mit festen Normen und Statuten, wie es das Vereinsgesetz vorschreibt.
»Eine legale Vereinigung? Auf keinen Fall. Nicht mit mir«, hielt Pérez dagegen. »Die Demokratie hat mich hinter Gitter gebracht, und wir waren so naiv, eine Häftlingsvereinigung zu gründen. Jeder hat gesagt: âºWie toll!â¹ aber kaum haben wir was gefordert, wer bekam da Dresche, wer wurde da fertiggemacht? Die Kameraden von der Vereinigung. Wenn sie schon uns Knastbrüder verprügelt haben, könnt ihr euch ausmalen, was sie mit uns Herumtreibern anstellen. Die Knastbrüder haben einen Ort, eine Firma, das Gefängnis, sie besetzen einen physischen Ort. Aber was ist mit uns?«
»Wir sind hier, um zu hören, was den Kollegen Cayetano bedrückt, und nicht, um uns in irgendwelchen Theorien zu ergehen«, verschaffte sich Pequeñito Gehör, und Aguader kam ihm mit deutlichen Worten zu Hilfe.
»Una mica de seny, companys, que ens donaran una altra vegada pel cul i encara ens agradarà .«
Wie immer war der alte Aguader besorgt, dass man es ihnen in den Arsch besorgen könnte und es ihnen auch noch gefallen würde. Cayetano sah aus wie Jesus Christus, der gerade mithilfe von Machado und Joan Manuel Serrat vom Holzbalken gestiegen war.
»Die haben mich gekreuzigt. Die kommen und holen mich, heute ist der letzte Tag, dann verhaften sie mich, damit ich zwei Morde auf mich nehme. Wie soll ich das bloà durchstehen?«
»Wenn die Bullen dir die Hand auf die Schulter legen, egal auf welche«, verkündete Pérez, »verlangst du als Erstes einen Pflichtverteidiger.«
»Und kaum ist der Verteidiger wieder weg, schlagen sie dich windelweich.«
»Hauptsache, du verkaufst dich gut vor dem Richter.«
»Für die Richter sind wir Penner doch nur der letzte Dreck.«
»Hör
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