Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte
auf mich, Cayetano.«
»Kollegen, ich habe euch zusammengerufen, um vom Tag danach zu sprechen. Stellt euch vor, ich werde verhaftet und nehme die Morde auf mich oder sie hängen mir sogar den Tod von Pepita de Calahorra an, der vom La Dolce Vita, die auch tot ist, an einer Ãberdosis gestorben, dann möchte ich, dass ihr der Presse erzählt, was ihr bei euren Nachforschungen herausgefunden habt.«
Es war der Moment von Bienzobas. Er nahm den Faden auf, ohne die anderen anzusehen â nicht zuletzt, weil er ein kleines Heft aus einer Tasche seiner ehemaligen Militärhose gezogen hatte und die Notizen darin fast mit den Pupillen streifen musste, um sie lesen zu können. Aber keiner der Anwesenden zeigte auch nur das geringste Anzeichen von Ungeduld, als wäre die Sache jetzt in guten Händen und als würde die Versammlung ihren Höhepunkt erreichen, sobald Bienzobas seine Aufzeichnungen und sein Sehvermögen aufeinander abgestimmt hätte.
»Barcelona, am soundsovielten des soundsovielten des soundsovielten ... Das Datum tragen wir am gegebenen Tag nach. Und hier kommt das Ergebnis vieler Stunden Arbeit in den unterschiedlichen Vierteln Barcelonas, die hier so würdig vertreten sind.«
Endlich hatten Bienzobasâ Augen und Gehirn einen Anknüpfungspunkt gefunden. Seine Kumpel lieÃen sich am Fuà des Feigenbaums nieder, und er begann mit seiner Rede.
25 Die Pflichtverteidigerin
Bienzobas war ausgesprochen redegewandt, während seine Mimik von der Anstrengung geprägt war, bloà nicht das Heft aus den Augen zu verlieren. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihm riet, eine Brille zu tragen, erst recht seit ihm bei einem Streit eine Brille, die er in einem Müllcontainer am Paseo de Gracia gefunden und die ihm hervorragend gestanden hatte, zu Bruch gegangen war. Brillen verderben nur die Augen, pflegte er zu sagen, und noch schlimmer seien solche mit der richtigen Stärke, die bekämen einem absichtlich nicht, damit man sein ganzes Erspartes beim Augenarzt und Optiker lässt. Deshalb hielt er sich das Papier so dicht wie möglich vor die Augen und gab eine improvisierte Zusammenfassung seiner Notizen.
»Am produktivsten war die Sache mit dem Müll. Wir haben so viel wie möglich durchsucht, im Umkreis, den du uns gezeigt hast, Cayetano. Der Müll in der VÃa Layetana beweist, dass diese Leute einfach nicht dazulernen. Wir haben Notizen des Chefs gefunden, in denen er sich über die Beziehungen zu einem gewissen Aquiles und die Gefahren einer Wiederherstellung der argentinischspanischen Geheimoperationen auslässt. Es ist der Entwurf einer Nachricht an den Beauftragten der spanischen Regierung. Caretos Tochter, die im Hotel Juan Carlos die ScheiÃe der Reichen wegmacht, hat die Schnipsel gefunden, die der sogenannte Aquiles dort entsorgt hatte. Wir haben auch eine Liste mit Aquilesâ Anrufen, die er vom Hotel aus nach Argentinien geführt hat. Wir haben seine Verbindungen zu diesen Skinhead-Mackern mit dem Motorrad verfolgt. Das mit dem Privatdetektiv war ganz schön heftig. Sie haben sein Büro kurz und klein geschlagen, und drei unserer Kumpels haben ihre Zeit damit verbracht, eine Inventur der Späne zu machen. Wir wissen alles über diesen Zeitgenossen, ebenso über seine Küchenhilfe und eine gewisse Charo, die mal Callgirl war und jetzt dank eines hohen Funktionärs der katalanischen Regierung als Empfangsdame in Andorra arbeitet. OlavarrÃa und Osorio watscheln hinter dem Dicken her wie Donald Ducks Neffen hinter ihrem Onkel. Was Dorotea Samuelson betrifft, die ist mit diesem Schauspieler aus der Villa OlÃmpica verduftet, die beiden haben sich in einem Haus in Vallvidrera versteckt, das nur Zettel mit lateinischen Botschaften, Einkommenssteuererklärungen und nach marinierter Schweinelende duftende Töpfe verlassen.
Bref
, wie es auf Französisch heiÃt, Cayetano, du verfügst über ein richtig nettes Beweisdreieck: der Argentinier Aquiles, eine Führungsspitze aus Politikern und Polizisten und die rechtsradikalen, muskelbepackten Glatzköpfe. An ihren Abfällen sollt ihr sie erkennen.«
»Ausgezeichnet, so wie immer.« Reme hatte das Wort ergriffen. »Und was nun? Sind diese Abfälle vielleicht Beweismaterial? Welcher Richter erkennt schon Müll als Beweismittel an?«
»Die machen doch den ganzen Tag nichts anderes«, entgegnete Bienzobas.
»Einmal angenommen,
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