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Cash Out (German Edition)

Cash Out (German Edition)

Titel: Cash Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bardsley
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Abführmittels auf dem Tisch liegen gelassen habe. Ich lasse sie schnell unter meiner Hand verschwinden, stecke sie in die Tasche und gehe zu den Fahrstühlen. «Ich hau mich aufs Ohr. Bleiben Sie anständig!»
     
    Ich stehe in meinem Zimmer, nach wie vor verdrahtet, und blicke auf das Panorama der Bay hinaus. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre es atemberaubend gewesen: das grenzenlose Blau beherrscht mein Blickfeld, der im Westen glühende Orangeton, als die Sonne untergeht. Aber heute Abend rauscht das alles an mir vorbei.
    Eine Menge Fragen rasen mir durch den Kopf.
    Rufe ich Fitzroy vorher an, oder tauche ich einfach so auf?
    Wie bekomme ich seine Zimmernummer heraus?
    Wie bereite ich mich auf etwas vor, von dem ich rein gar nichts weiß?
    Und wie lange dauert es, bis das Abführmittel seine Wirkung entfaltet?
    Viele Fragen. Keine einzige Antwort.
    Mein Handy klingelt. Es ist High Rider. «Es wird Zeit, sich auf die Socken zu machen.»
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. 19 : 37 . «Dir ist schon klar, dass er im InterContinental abgestiegen ist?»
    Schweigen.
    «Hallo?»
    High Rider hält offenbar eine Hand über den Hörer, spricht mit irgendwem. Schließlich sagt er laut: «Zieh’s einfach durch, Daniel. Zieh’s einfach durch.»
    «Alter», brülle ich. «Wie, bitte schön, soll ich denn in sein Zimmer kommen, ohne ihn vorher anzurufen und damit die ganze Operation zu vermasseln? Es ist offensichtlich, dass er weder mich noch sonst jemanden von FlowBid bei sich haben möchte.»
    Wieder gedämpfte Stimmen. «Fahr einfach ins InterContinental, und wenn du in der Lobby angekommen sind, ruf mich an.»
    «Kennst du die Zimmernummer?»
    Ich höre, wie er auf einer Tastatur herumhämmert. «Lass uns ein paar Dinge versuchen.»
    «Und wenn das nicht funktioniert?»
    Die Tastenanschläge hören auf. «Dann lass dir etwas einfallen, um zu ihm aufs Zimmer zu kommen. Andernfalls ist unsere Vereinbarung hinfällig, und wir werden gezwungen sein –»
    «Okay, okay.» Ich beende das Gespräch und rausche aus der Tür.
    Auf geht’s, Baby.
     
    Ich laufe so schnell wie nur möglich an der Lobbybar vorbei, riskiere nur einmal einen kurzen Blick hinüber – seine neue Freundin sitzt allein da, lächelt geziert und sieht immer wieder auf die Uhr. Von dem Neuen keine Spur. Ich bleibe stehen, drehe mich einmal im Kreis und gehe dann schnell zu der Frau rüber.
    Sie sieht mich ausdruckslos an.
    «Mein Freund? Der Typ, mit dem Sie sich unterhalten haben? Wissen Sie, wohin er gegangen ist?»
    Sie rutscht auf ihrem Barhocker herum, betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen. «Er ist einfach aufgestanden, praktisch mitten im Satz, und sagte, er müsse dringend zur Toilette. Das war vor fünfzehn Minuten.»
    Ich weiche zurück, bin bereit, einen Spurt zur Eingangstür hinzulegen. «Und er wirkte ganz in Ordnung?»
    «Mehr als das – bis er aufgestanden und einfach gegangen ist.»
    Ich gehe weiter. «Falls er nicht wieder auftaucht, schicken Sie bitte jemanden nachsehen, ja?»
    Um ein Haar brüllt sie mich an. «Wie wär’s denn mit Ihnen?»
    «Wie wär’s mit nein?», antworte ich und flitze um die Ecke.
     
    Ich wähle die Nummer von High Rider.
    «Ich bin hier», sage ich und fummle an der in meinem Hemd versteckten Knopfkamera. «Habt ihr eine Zimmernummer?»
    «Bist du bereit?», fragt High Rider.
    «Hm-hmmmh.»
    «Elf-achtzehn», sagte er und legt auf.
    Okay, los geht’s!
    Vor mich hin murmelnd, gehe ich zu den Aufzügen. «Elf-achtzehn. Elf-achtzehn. Elf-achtzehn.»
    In der Aufzugkabine werde ich von einem älteren Ehepaar gemustert, als ich an meinen Rücken greife, den Blazer anhebe und versuche, durch das Hemd an dem Aufnahmerecorder herumzufummeln.
    «Scheiße», brumme ich vor mich hin, wohl eine Idee zu laut. «Ich mach das auf dem Scheißhaus.»
    Sie blicken fort. «Tschuldigung», nuschle ich.
    Sie steigen in der siebten Etage aus. Die Tür schließt sich wieder, als ich mich selbst flüstern höre.
    «Elf-achtzehn. Elf-achtzehn. Elf-achtzehn.»
    Bing! Tür gleitet auf.
    Als wäre ich auf Autopilot. Einen Fuß vor den anderen. Mein Gesicht fühlt sich fett und aufgedunsen an, mein Hirn ist irgendwo in den Wolken, das Reptil in mir übernimmt.
    Mein Gesichtsfeld engt sich ein, als meine Augen über die Türen fliegen, seine Suite suchen.
    «Elf-achtzehn. Elf-achtzehn.»
    Musik und Lachen perlen mir entgegen.
    Ich bleibe stehen und sehe die Tür scharf an.
    «Elf … achtzehn.»
    Ich trete einen Schritt näher,

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