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Cash Out (German Edition)

Cash Out (German Edition)

Titel: Cash Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bardsley
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andere Schüler lachen. Keine große Sache. Ein harmloses Aufnahmeritual. Bis ich die Balance verliere, nach Halt suche und meinen Bleistift in den Unterarm des Langhaarigen ramme. Unbeabsichtigt.
    «Hey, Scheiße!» Der Langhaarige sieht zu mir herab und stößt mich heftig zurück, hebt seine Fäuste. «Du hast mich gestochen, gottverdammt. Du kleines Arschloch.»
    Kids drängeln sich um uns. Mein Herz krampft.
    Oh, Scheiße.
    Ein Englischlehrer mit Surfer-Frisur schlendert zu seiner Tür, lehnt sich in den Türrahmen und schaut mit verschränkten Armen zu. Die Jungs brüllen «Kämpfen! Kämpfen! Kämpfen!». Ein großer Kreis um uns herum. Ein paar hübsche Mädchen sehen aus einiger Entfernung zu.
    «Alles cool, Mann.» Mein Herz klopft wie verrückt. «Ich will mich nicht schlagen. Es war ein Versehen.»
    «Ein Scheißdreck war das!» Er kommt auf mich zu, ich weiche zurück. «Scheiße, du hast mich gestochen.»
    KÄMPFEN ! KÄMPFEN ! KÄMPFEN !
    «Kleiner verpisster New-wave-Scheißhaufen.»
    KÄMPFEN ! KÄMPFEN ! KÄMPFEN !
    «Schlag ihn!»
    «Mach ihn fertig, Mark!»
    Er greift an, schlägt zu … und ich ducke mich weg. Der Schlag geht kräftig daneben, und ich rolle mich hinter ihn auf den Boden, rapple mich wieder auf. Mir ist nach Heulen zumute, aber ich darf jetzt auf keinen Fall heulen.
    Gott, bitte lass mich jetzt nicht heulen.
    Die Kids kreischen, sind ganz begeistert von dem Trubel. Der Langhaarige dreht sich um und greift wieder an, und an diesem Punkt werde ich dann von irgendwem zurückgerissen. Es ist Rod, mein bester Freund. Hält schnurstracks auf den Langhaarigen zu, holt zu einem Schlag aus, platziert seine Faust genau auf seine Brille, verletzt den Typen am Auge, jagt Splitter des getönten Glases in seine Stirn, packt ihn und knallt ihn auf den Boden. Alles wird mucksmäuschenstill, als mein Frischlings-Kumpel Rod bei diesem Elftklässler einen Armhebel ansetzt.
    Der Langhaarige stöhnt und wehrt sich.
    Rod hat einen irren Blick drauf. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen. «Sag, dass es dir leidtut, du Kiffer.»
    Der Langhaarige wehrt sich wieder.
    Rod verstärkt den Druck auf den Hebel. «Sag: Es tut mir leid.»
    Nichts.
    Knacks.
    Es dauerte drei Minuten, bis der Englischlehrer und zwei Zwölftklässler Rod von dem Langhaarigen trennen konnten. Und als sie es geschafft hatten, sagte Rod bloß: «Meine Familie.»
    Ich war Rods Familie. Niemand sonst. Nur ich.
     
    Gerade habe ich Rod die ganze Geschichte erzählt. Er kehrt zum Kühlschrank zurück, greift sich zwei weitere Modelos. «Ich kenne da einen Typen im Studio.» Er öffnet die Flaschen. «Arbeitet nebenbei für die Anzugfritzen. Du weißt schon, Security.»
    So was hat Rod früher selbst gemacht. Er hatte einen netten Wochenendjob bei einigen der größten Namen in der Technologie- und Risikokapitalbranche. Leichte Arbeit. Aber das war nichts für ihn. Heute ist er ein professioneller Mixed-Martial-Arts-Fighter, hat einen Vertrag in sechsstelliger Höhe mit der UFC und erstklassiges Sporttraining mit einigen der besten MMA -Kämpfer der Welt.
    Rod wirft einen Blick auf die Uhr meiner Mikrowelle. 06 : 10 . «Ich werde ihn später anrufen.»
    Ich nehme einen Schluck. Alkohol und Vicodin scheinen sich prima zu vertragen, denn zum ersten Mal seit fast einem Tag fühlt es sich zwischen meinen Beinen wieder okay an. «Was hältst du von der Sache?»
    Rod sieht in meinen Garten hinaus. Der Rasen ist übersät mit Spielzeuglastern, Bällen und Plastik-Dinos. «Der Glatzkopf? Hat mit Sicherheit irgendwas mit der Security-Branche zu schaffen, und irgendwer aus diesen Kreisen bezahlt ihn dafür, sich mit dir anzulegen.» Rod zögert kurz, denkt darüber nach. «Sicher kein Amateur.» Er sieht mich kurz an, geradezu stoisch, richtet seinen Blick dann wieder auf den Garten. «Du hattest Glück, Danny. Richtiges Glück.» Er schüttelt den Kopf, atmet scharf aus. «Mach das nie wieder.»
    Ich nehme einen tiefen Zug aus meiner Flasche. «Ich hab nicht nachgedacht.»
    «Du kannst froh sein, dass dein Freund Calhoun da war.»
    Ich verdrehe die Augen.
    «Hat dir die Nummer versaut, wahrscheinlich aber auch das Leben gerettet.»
    Nicht leicht zu akzeptieren, aber so langsam wird’s mir klar: Ohne Calhoun hätte mich der Kerl vermutlich windelweich geschlagen.
    «Schätze, ich kann dir keinen Vorwurf machen.» Er trinkt einen Schluck, starrt in den Garten hinaus. Rod liebt meine Jungs – vielleicht mehr als alles andere. «Ich hätte ihn

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