Cash Out (German Edition)
Augen und seufzt zufrieden, schnappt sich die Stäbchen und wirft einen schrägen Blick auf sein großes Glas Möhrensaft.
Ich lehne an der Arbeitsfläche und schaue zu. «Meinst du, ich sollte an dieser Stelle einen Schlussstrich ziehen und den Detectives alles erzählen?»
Rod nimmt einen Bissen, sieht in den Garten hinaus, kneift die Augen zusammen. «Tja …» Er kaut langsam, denkt darüber nach und schluckt. «Eines weiß ich.» Er steckt sich ein weiteres Stück in den Mund. Kaut, schluckt, trinkt einen kleinen Schluck Möhrensaft. «Als dein Freund» – er richtet sich auf, blickt auf seinen Schoß hinunter – «als der Bursche, der weiß, was du aus deinem Leben machen
könntest
– ich glaube, das alles beweist nur, dass du diesen Job aufgeben musst, aus diesem Lebensstil raus und auf das hören, was deine Seele sagt.» Er trinkt einen Schluck. «Und ich bin froh, dass du einen Plan hast.»
Er sieht zu mir auf, widmet sich wieder seinem Sashimi.
«Wenn das nun bedeutet, dass du noch ein paar weitere Tage durchhältst und bei dieser Sache in Florida mitspielst, dann ergibt das vielleicht einen Sinn.» Ein Schluck Saft. «Warte, bis das Geld auf deinem Konto ist.»
So verrückt es sich anhört, ich glaube, ich bin einverstanden.
«Und», fügt er hinzu, «ich halte es durchaus für keine so schlechte Sache, dass du für ein, zwei Tage den Bundesstaat verlässt – du weißt schon, in Anbetracht der Tatsache, dass wir keine Ahnung haben, wer hinter dem Glatzkopf steht.»
Ich nicke. «Wär vermutlich sicherer.»
«Sicher bist du bei deinem Chef und im Flieger, weit weg von hier und von dem Wichser, der dir den Glatzkopf auf den Hals geschickt hat. Kate und die Jungs sind oben bei mir in Sicherheit.» Er vertilgt ein weiteres Stück Fisch. «Ich muss gleich ins Studio, aber ich kann ein paar Jungs kommen lassen, die in meiner Abwesenheit da sein werden.»
Der Gedanke an Kate und die Jungs in Rods Apartment beruhigt mich. Es ist eine Festung, und man könnte sich keine besseren Beschützer wünschen als Rod und seine Cage-Fighter.
«Und falls du überzeugt bist, dass es eine Verbindung zwischen den Geeks und dem Glatzkopf gibt, kannst du das den Cops ja immer noch später erzählen.»
Dann passiert etwas Komisches. Ich habe tatsächlich das Gefühl, als hätte ich eine echte Chance.
Von all dem Pläneschmieden bekomme ich Kopfschmerzen. Ich habe seit fast vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, und ich spüre deutlich, wie mein logisches Denkvermögen langsam, aber sicher zum Erliegen kommt. Während ich im Zimmer meiner Jungs im Schaukelstuhl sitze und darauf warte, dass sie aufwachen, sabbert mein Hirn nur noch vor sich hin, versucht irgendwie angeschaltet zu bleiben, in meinem Kopf wie ein Echo alles, was Rod vor dem Abschied zu mir gesagt hat.
Du hast größere Probleme, um die du dich kümmern musst.
Du musst dafür sorgen, dass du morgen in diesem Jet sitzt.
Du musst deine Familie beruhigen.
Du musst diesen Glatzkopf identifizieren.
Du musst dich um deinen neugierigen Nachbarn kümmern.
Du musst dich auf Fitzroy und Florida vorbereiten.
Ich bekomme Herzrasen, wenn ich an all das denke: der Kerl, den ich angegriffen habe, der Kerl, der aus bislang ungeklärten Gründen hinter mir und meiner Familie her ist. Und dann deutet mein bester Freund auch noch an, dass ich mich in einen geldgeilen Fuzzi verwandelt habe, in jemanden, der für ein bisschen Wohlstand seine Leidenschaft aufgegeben und sogar seine Familie in Gefahr gebracht hat.
Früher war ich wie Rod, so selbstsicher. Doch je älter ich werde, desto weniger sicher bin ich mir wegen irgendwas.
Es gab mal eine Zeit, da hatte ich nur Verächtlichkeit für Festanstellungen und große Unternehmen übrig. Doch dann sind wir mit Harry aus dem Krankenhaus nach Hause gefahren. Ich habe ihn damals stundenlang angesehen, und mein Blickwinkel hat sich geändert. Für eine Familie zu sorgen ist etwas Heiliges, und Punkt. Es besitzt einen universellen Wert, verleiht dem Leben Sinn, eine Bedeutung. Aber nicht für Rod. Er würde für nichts seine Werte verraten. Auf eine Art nervt mich das wahnsinnig. Andererseits liebe ich aber auch die Tatsache, dass er so ein Purist ist. Scheiße, Rod wäre nicht Rod, wenn er nicht gegen den ohrenbetäubenden Lärm von Silicon Valley anbrüllen würde, wenn er sich nicht davor aufbauen und in Kampfstellung gehen und seine Mittelfinger in die Luft recken würde. Und natürlich, liebend gern würde ich
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