Cash Out (German Edition)

du meinst.»
    Er lächelt, wobei er allerdings die Zähne zusammenbeißt, irgendwas nuschelt und mich mustert. «Und ob du was weißt.»
    Wenn’s einfach nur darum ginge, dass George meine Insider-Position überschätzt, könnte ich dem Mann ja verzeihen. Aber bei diesem Typen steckt mehr dahinter. Das eigentliche Problem ist, dass er seine eigenen Fähigkeiten und seine emotionale Intelligenz unglaublich überschätzt, was bedeutet, dass Leute wie ich da stehen und mitansehen müssen, wie ihr muskelbepacktes Ego täglich ausrastet – Äderchen platzen, die Muckis zucken, Augen treten hervor, Muskelsalbe spritzt uns ins Gesicht. Bei ihm scheint es am Ende immer nur um das gleiche Thema zu gehen: Wie clever ist er, wie überragend ist seine Ausbildung, wie erfolgreich ist sein Vater drüben im Osten, wie begabt und talentiert ist sein Sohn? Es ist also keine Überraschung, dass er denkt, ich hätte den Traumjob, den eigentlich er verdient hätte – ich, ein Junge von einer staatlichen Schule, hänge mit Fitzroy ab und vergeude die große Chance meines Lebens.
    «Wie geht’s den Jungs?», fragt er. «Hat dein Ältester Spaß in der ersten Klasse?»
    Klar
, denke ich.
Hauptfach: Peilsender unter Kombis platzieren.
    «Er kommt zurecht, George. Ich muss jetzt weiter –»
    «Tja, du müsstest Maximo sehen. Er schwöre, sein Lehrer ist bei ihm mit seiner Weisheit ganz klar am Ende. Ich meine, hey, er langweilt sich da echt zu Tode.» George lächelt die Decke an und flüstert: «Ich habe dem Lehrer gesagt, Maximo hätte schon im Vorschulkindergarten die Lektüre der dritten Klasse verschlungen. Und jetzt ist er im ersten Schuljahr. Und Mathe? Der Junge ist echt der Wahnsinn. Ich meine, man muss ihm nur Herausforderungen stellen.» George atmet scharf aus, blickt stirnrunzelnd zu Boden. «Sie verstehen ihn einfach nicht. Diese Geschichten von wegen Aggressivität? Er wird einfach nicht genug gefordert, das ist es doch.»
    Ich setze mich wieder in Bewegung. «Okay, George. Ich muss jetzt wirklich –»
    «Und dein kleiner Bursche», ruft er, «spielt T-Ball?»
    «Ja, aber ich –»
    «Und? Wie geht’s voran?»
    Ich bleibe stehen, hole tief Luft und drehe mich um. «Ganz okay. Harry ist immer noch ein bisschen ängstlich.»
    «Schlägt er schon Bälle? Also so richtig?»
    «Das Team ist noch ganz am Anfang. Es ist ein Spiel –»
    Er rudert mit den Armen, unterbricht mich. «Maximo ist ein richtiges Tier auf dem Feld. Er hat im ersten Inning des ersten Spieles Würfe erwischt. Der absolute Hammer!» George strahlt wieder die Decke an. «Also regen sich prompt ein paar der anderen Eltern auf, sie sagen, Maximo würde ihre Kleinen einschüchtern. Die haben mir gesagt, ich solle mal ein bisschen halblang machen, nicht mehr den Privattrainer zu den Spielen mitbringen.» Er lacht. «Aber worum es dabei eigentlich geht, ist vielmehr, dass jeder seine Grenzen kennen sollte.»
    «Okay, George, wir sehen uns dann –»
    «Oder sollte ich besser sagen: die Grenzen seiner Kinder.»
    «Ja, ich weiß. Okay –»
    «Was mich daran erinnert, wie ich damals in Yale Baseball gespielt habe. Wo warst du noch mal schnell?»
    Er kennt die Antwort. Er mag’s nur einfach gern, wenn ich es sage.
    «Auf der State.»
    «Oh, genau. Gibt’s da eigentlich auch ein Team?»
    Ich setze mich wieder in Bewegung. «Okay, Mann. Ich muss mich jetzt auf diese Rede vorbereiten.»
    «Hey, Dan», ruft er. «Hast du schon von Fitzroys neuem Mann gehört? Er ist brillant. Du solltest dir unbedingt mal Zeit für ihn nehmen.»
    Ich lasse ihn stehen und gehe weiter den Flur hinunter. «Das werde ich, George.»
    Jetzt brüllt er fast. «Ein richtig smarter Junge, Danny. Er hat zu Mittag eine Ratte gegessen.»
    Eine Sache habe ich über die Leute bei FlowBid gelernt – es geht immer darum, smart zu sein. Scheiße, ich bewundere Smartness, damit mich hier keiner falsch versteht. Es ist gut, smart zu sein. Aber ich finde wirklich, es sollte doch eigentlich um mehr gehen als nur um Smartness. Sollte es nicht vielmehr darum gehen, super Ideen
zu entwickeln und umzusetzen
? Sollte es nicht darum gehen, anständig zu sein? Sollte es nicht eigentlich um Ergebnisse gehen? Vielleicht nervt es mich einfach, dass die Hälfte dieser Leute, trotz all ihres Web-Hype-Glanzes und ihrer Intelligenz, nie wirklich rausgefunden hat, wie sie in den Start-ups, aus denen sie kommen, auch nur einen Vierteldollar Rentabilität zustande bringen.
    Scheiße, wem mache ich hier was vor?