Cash Out (German Edition)
Tritte kräftiger und lauter. Ich ignoriere sie, während ich gleichzeitig versuche darüber nachzudenken, was nun zu tun ist – massiere meinen Kopf, versuche, nicht auf die Sirenen zu achten, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. Und dann begreife ich: Ich kann ihn auf keinen Fall rauslassen. Er könnte mich verhaften lassen. Er könnte mich umbringen.
Außerdem ist dies wahrscheinlich die beste Chance, die sich mir je bieten wird, den Mistkerl zum Singen zu bringen.
Mein Gott, was ist nur aus mir geworden?
Aus dem Kofferraum dumpf ein angepisstes «Hey!».
Ich höre mich zurückbrüllen: «Ruhe da hinten, sonst gibt’s eins mit dem Baseballschläger.»
Stille.
Larry kehrt mit zwei Tüten zurück, öffnet die Tür auf meiner Seite und wirft sie auf meinen Schoß.
Ich wühle in den Tüten. «Was ist das hier alles? Terpentin? Wozu in aller Welt brauchst du Terpentin?»
Larry schiebt sich hinter das Steuer, sieht mich an, wirft einen Blick aufs Armaturenbrett. «Suchen wir uns ein ruhiges Fleckchen.» Der Toyota macht einen Satz zurück. «Ein nettes, ruhiges Fleckchen.»
«Draht? Eine Zange? Schraubzwingen? Lappen?» Ich stöbere weiter, runzle die Stirn. «Rasendünger und Montageschaum?»
Larry flitzt die Straße hinunter, fort von den Sirenen. «Ruhiges Fleckchen», flüstert er, biegt links auf eine Allee ein. «Ein ruhiges Fleckchen.»
«Der Typ da hinten ist gefährlich, weißt du das? Denk mal drüber nach, Larry.» Ich kratze mich am Kopf. «Ich meine, vielleicht machen wir einfach den Kofferraum auf, lassen ihn rausspringen und verschwinden.»
Larry sucht die Gegend ab.
«Das ist mein Ernst, Larry. Das hier wird langsam verrückt.»
Larry hält unter einer ausladenden Ulme am Bordstein, direkt hinter einem alten Wohnmobil. Ich lasse meinen Blick über dieses Viertel älterer Häuser wandern. Keine Menschenseele.
Larry beugt sich rüber, kramt in den Tüten und holt den Draht und das Terpentin heraus. Ein durchdringender Blick. «Möchtest du gern wissen, warum dieser Mann dich und deine Familie belästigt?»
Ich sehe weg und neige den Kopf.
Ja, möchte ich.
«Möchtest du eine kurze und kontrollierte Unterbrechung des Irrsinns deiner letzten Tage?» Er schweigt, mustert mein Gesicht. «Kate zuliebe?»
Larry sieht anscheinend direkt in mich hinein. Er hat wunderschöne Augen, das muss ich zugeben. «Möchtest du Antworten, Daniel?»
«Ja», höre ich mich flüstern.
Er steigt aus dem Wagen, schließt die Tür und beugt sich durch die offene Seitenscheibe herein. «Dann folge mir.»
Und einfach so stelle ich die Tüten auf den Wagenboden und steige aus.
Vor dem Kofferraum reicht Larry mir Draht und Terpentin, zieht das Messer aus dem Futteral am Schienbein. Ohne zu zögern, sticht er mit aller Kraft auf den Kofferraumdeckel ein. Ein lautes Dröhnen zerschneidet die Stille. Glatzkopf schreit auf, gedämpft durch den Kofferraum.
«Larry», raune ich ihm zu. «Bisschen schonender mit meinem Wagen umgehen, okay?»
Larry zieht das Messer heraus, steckt es wieder in das Futteral, entreißt die Dose Terpentin meinen klammernden Händen, dreht den Verschluss auf und kippt eine ordentliche Ladung durch das neue Loch.
Der Geruch erinnert mich an meinen Vater, und ich werde in meine Kindheit zurückversetzt. Es ist am Ende eines Sonntags, und wir tauchen Farbpinsel in einen alten Eimer. Ich bin noch ein kleiner Junge, hocke da neben ihm, sehe zu, wie er die Pinsel im Terpentin kreisen lässt, während der intensive Geruch mir in die Nase zieht, das Tageslicht schwindet, der Duft von braun gebratenen Hamburgern aus der Küche herüberweht.
Es ist wie ein Faustschlag in den Bauch.
Aus dem Kofferraum wie eine Stimme aus einem Glas: «Hey.»
Larrys Augen weiten sich nur eine Idee.
«Hey!»
Ich spüre, wie mir wieder ganz schwummerig wird.
Larry kippt mehr hinein.
«Hey, Mann, was zum Teufel?» Ein kräftiger Tritt aus dem Inneren des Kofferraums. «Hey.» Husten, dann Keuchen. «Reden wir doch vernünftig miteinander.»
Ich schwanke vorwärts, berühre Larrys Unterarm. «Larry», flüstere ich, «was macht das mit ihm?»
Heilige Scheiße, ich werde ohnmächtig.
Ich lege eine Hand auf den Kofferraumdeckel, um mich abzustützen.
Larry sieht mich mit blitzenden Augen an. «Ausschlag. Kurzatmigkeit.» Er legt den Kopf auf die Seite, denkt nach und erlaubt sich den Anflug eines Lächelns. «Und schließlich schläft er ein.»
Glatzkopf krächzt. «Alter. Komm schon. Lass uns
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