Cash Out (German Edition)
Hayes Valley, ein interessanter Querschnitt aus Junkies und Yuppies in hippen Klamotten. «Ach ja», seufzt er, beinahe nur ein Flüstern. «Die Zivilisation.»
«Larry», brülle ich. «Larry?»
«Was?», faucht er zurück.
«Du
wirst
ihn frei lassen müssen. Hast du mich verstanden?»
Larry klingt genervt. «Natürlich.»
«Und ich werde bei den Cops auch nicht lügen.»
«So ziemlich das Allerletzte, was diese Person da hinten jemals tun wird, ist zur Polizei rennen.»
Verdammt, da hat der Spinner nicht ganz unrecht.
Trotzdem, nicht mit mir!
«Larry», flehe ich ihn mit krächzender Stimme an. «Tu ihm nichts. Das macht alles nur noch schlimmer.»
Der Qualm schraubt sich aus dem vorderen Teil des Wagens zu mir.
«Wirst du ihn in deine Garage stecken, Larry?»
Langes Schweigen. «Daniel?»
«Ja, Larry?»
«Wenn du so weitermachst, werde ich gleich ein bisschen wütend.»
«Das will niemand, Larry. Absolut nicht.»
«Daniel, warum ist mir dieser Mann gefolgt?»
Wir überqueren den Geary Boulevard, erreichen Japan Town.
«Ich weiß es nicht, Larry. Das ist es ja gerade. Ich weiß es einfach nicht.»
«Erzähl mir, was du über diese Person
weißt
.»
Nicht heulen. Durchhalten.
Ich hole tief Luft, atme ganz langsam wieder aus. «Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er Verbindungen zum großen Geld hat.»
«Großes Geld?»
«Wirklich richtig großes Geld.»
«Daniel», sagt er so leise, dass ich ihn kaum verstehe.
«Larry?»
Eine richtig lange Pause.
«… Ich mag das große Geld nicht.»
Wir parken den Toyota an der Union Street, gut sichtbar für die ganzen Yuppies auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, die vorbeischlendernden Modefreaks beim Shopping, die mit ihren Hunden Gassi gehenden Anwohner. Eine Frau ungefähr im Alter meiner Mutter geht mit einem Bernhardiner an uns vorbei, ein riesiger Schlabberlatz hängt von seinem Halsband herunter.
Larry steigt aus, streckt sich und lächelt zufrieden, während er sich umschaut. «Cow Hollow», sagt er und gestikuliert auf die Fußgänger, die Boutiquen, die Restaurants. «Cow Hollow hab ich schon immer gemocht, obwohl ich sagen muss, dass …» Larry beobachtet einen Yuppie an uns vorbeihasten, der in ein Mobiltelefon bellt. «… es sich verändert hat.»
Er hat recht.
Gentrifizierung.
Wie viele der reicheren Viertel der Stadt scheint auch Cow Hollow von jungen Glückssuchern mit Hochschulabschluss aus dem Osten überrannt worden zu sein – alle ein Tick zu selbstgefällig, ein wenig zu statusbewusst, zu überzeugt, dass ihnen ein Platz in dieser Welt zusteht.
Mit einigen dieser Typen arbeite ich bei FlowBid zusammen. Eine von denen spricht von San Francisco gern als «meine Stadt». Es ist nicht ihre Stadt.
Damit es ihre Stadt wäre, müsste sie Cecil Williams in einer Menschenmenge erkennen können. Sie müsste eine Santana-Ballade an den ersten beiden Akkorden erkennen. Sie müsste sich für ihre Nachbarn interessieren, auch wenn die nichts mit Technik zu tun haben – die Lehrer und städtischen Angestellten und Künstler und Händler.
Dies ist nicht ihre Stadt.
Über die Feiertage kommen Kate und ich gern nach Cow Hollow, weil dann all diese Typen zu Hause bei ihren Eltern in New Haven und Boston und Albany sind, wodurch das Parken zu einem Traum wird und die verbleibende Bevölkerung die reinste Freude.
Das Betelnut ist eines unserer Lieblingslokale – sagenhafte amerikanisch-asiatische Fusionsküche, super Atmosphäre – und ich frage mich plötzlich, warum wir uns darauf verständigt haben, uns hier zu treffen. Nicht gerade die richtigen Vibrations für Larry, denke ich, während ich beobachte, wie er auf dem Bürgersteig steht und die Leute mustert.
Ich lehne mich an den Wagen. Als Larry zu mir herüberkommt, sage ich: «Kein Laut aus dem Kofferraum. Nicht mal ein Tritt.»
Larry sieht zu Boden. «Ich habe das Seil benutzt. Ich habe das ganze Seil benutzt.»
Gott, habe ich Kopfschmerzen.
«Ja, aber auch kein Stöhnen oder sonst was.»
Larry starrt ins Nichts. «Es ist erstaunlich, wie viel weniger man zu sagen hat, wenn man eine Socke im Mund hat.»
Mein Herz beginnt zu rasen. «Larry», flüstere ich. «Er könnte tot sein.»
Ein Passant in einem blauen Blazer wirft mir einen schrägen Blick zu und geht weiter.
«Er macht nur ein kleines Nickerchen », sagt Larry ziemlich verärgert. «Ich weiß, was ich tue.»
Ich hinke zum Wagen, nehme meine Schlüssel heraus und öffne den Kofferraum einen Spalt. Gehe
Weitere Kostenlose Bücher