Cashkurs
und Ihnen jedes Jahr 3 Prozent (also 3 Euro) Zinsen zu überweisen. So weit, so gut. Wenn jetzt aber im nächsten Jahr die Zinsen weltweit kräftig anziehen, sagen wir auf 5 Prozent, dann sind Sie ziemlich enttäuscht, weil alle anderen 5 Euro im Jahr bekommen und Sie nur 3. Also entscheiden Sie sich, Ihre Anleihe zu verkaufen. Aber wieso sollte jemand Ihnen diese alte Anleihe mit 3 Prozent Zins abkaufen, wenn er am Markt auch Anleihen mit 5 Prozent bekommen kann? Er wird sagen: »Okay, ich kaufe dir die Anleihe ab, aber nur, wenn ich sie entsprechend billig bekomme, sagen wir für 82 Euro.« Dieser Käufer bekommt am Ende der Laufzeit von dem herausgebenden (emittierenden) Unternehmen 100 Euro ausbezahlt. Er macht also für jedes der noch verbleibenden neun Jahre 2 Euro Gewinn. Zusammen mit den jährlichen 3 Euro Zinsen erhält er also insgesamt doch seine marktüblichen 5 Prozent Verzinsung. Und Sie? Sie haben plötzlich auf Ihre ach so sichere Anleihe gerade einmal 18 Prozent Kursverlust erlitten. Mathematiker verzeihen mir die Ungenauigkeiten, es geht mir um eine sehr einfache Darstellung der Zusammenhänge und nicht um eine komplexe Abzinsungsberechnung mit Zinseszinseffekt und Durationsschwurbeleien.
Sie sehen, wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse der Anleihen. Das gilt natürlich auch für jene Anleihen, die in einem Anleihefonds (Rentenfonds) zinsarm herumlungern. Wenn Sie sich jetzt noch darüber im Klaren sind, dass die momentanen Zinsen so niedrig sind wie noch nie in der Geschichte der letzten Jahrzehnte und Zinssteigerungen (vermutlich sogar drastische) sehr wahrscheinlich sind, dann können Sie sich in etwa vorstellen, welches Schlachtfest in den nächsten Jahren auf die Anleihekurse, die Rentenfonds und all jene Banken und Versicherungen zukommt, die stark in diese Anleihen investiert haben.
Sehen Sie daher Renten und Rentenfonds keineswegs als sicheren Spartresor an. Das könnte sich als ein gefährlicher Irrglaube herausstellen.
Jetzt mag der eine oder andere von Ihnen denken: »Pffft, mir doch egal, ich verkaufe die Anleihen einfach nicht und behalte sie bis zum Ende der Laufzeit in zehn Jahren.« Das kann man machen, wenn aber in der Zwischenzeit die Inflation bei 5 Prozent liegt, verdient man jedes Jahr die 3 Prozent Zinsen, verliert aber gleichzeitig 5 Prozent an Kaufkraft. Am Ende hat der Anleger also 20 Prozent weniger Brötchen für sein Geld kaufen können als zehn Jahre zuvor, als er sein Geld in die tollen Rentenpapiere angelegt hatte. Keine euphorisierenden Aussichten.
Inflationsgesicherte Anleihen
Manch durchaus informierter Anleger sieht die Rettung vor dieser Unbill in sogenannten inflationsgesicherten Anleihen. Hier bekommen Sie einen jährlichen Zinssatz, der nicht auf zehn Jahre festgeschrieben ist, sondern der jedes Jahr neu anhand der Inflationsrate festgelegt wird.
Die offizielle Inflationsrate entspricht allerdings meist nicht der realen Inflation, weshalb Ihnen der kleine Aufschlag nicht viel weiterhelfen wird. Bei der Berechnung der offiziellen Inflationsrate wird nämlich getrickst und schöngerechnet, dass es eine wahre Freude für den begabten Statistik-Studenten ist.
Dass die internationale Finanzaufsicht gerade Untersuchungen gegen namhafte Banken führt, weil diese angeblich den Libor (der Zins, zu dem sich Banken in London angeblich gegenseitig Geld leihen und an dem sich so manche variabel verzinste Anleihe orientiert) künstlich niedrig gehalten haben, um die Anleger zu behumpsen, sei hier daher kopfschüttelnd und nur am Rande erwähnt.
Da jeder Anleger auf die Zinsen der angeblich inflationsgesicherten Anleihe noch die Kapitalertragsteuer abführen darf, hat es sich ganz schnell erledigt mit der Hoffnung auf eine inflationsstabile Anlageform.
Ein weiterer Aspekt, den Sie berücksichtigen sollten, ist die Frage der Währung. Denn unabhängig davon, welches Land oder Unternehmen Anleihen herausgibt, können diese auf verschiedene Währungen lauten. So kann die Bundesrepublik Deutschland ebenso gut eine Anleihe in türkischer Lira herausgeben wie die Türkei eine Euro-Anleihe.
Dass sich das auf die Rendite auswirken muss, dürfte schnell klar sein. Zunächst einmal können in unterschiedlichen Währungsräumen auch die Zinsen unterschiedlich hoch sein. Dazu kommt, dass Zins und Tilgung in der jeweiligen Währung gezahlt werden – und wenn es beim Devisenkurs zu starken Schwankungen kommt, kann unterm Strich selbst die Schuldverschreibung mit
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