Cashkurs
Zinsrente – zu sichern. Daraus leitet sich auch der etwas altmodische Begriff des »Rentiers« ab, der in diesem Fall kein skandinavischer Hirsch ist, sondern ein finanziell gut gepolsterter Mensch, der von den Zinsen seines Kapitals leben kann.
Wie sicher Rentenpapiere und damit auch die dazugehörigen Fonds wirklich sind, hängt von der Zahlungskraft des Herausgebers ab. Anleihen sind ja nichts anderes als Schuldscheine, die an der Börse gehandelt werden. Mit Kreditsicherheiten sind die allermeisten Papiere nicht verbunden, so dass der Anleger praktisch dem Unternehmen oder Staat einen Blankokredit gewährt. Ausnahme: Pfandbriefe, die von Immobilienbanken herausgegeben werden und mit Grundschulden von deren Finanzierungskunden abgesichert sind.
Nun gibt es Schuldner wie beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Bundesanleihen und -obligationen oder namhafte Industrieunternehmen, bei denen man die Rückzahlung der Anleihen zum Fälligkeitstermin und bis dahin die pünktliche Ausschüttung der Zinsen – seit der Finanzkrise muss man hier schon vorsichtig formulieren – mit einer gewissen Berechtigung als durchaus wahrscheinlich bezeichnen kann. Solche soliden Papiere bezeichnet man als »Anleihen mit Investmentqualität«.
Dann gibt es aber auch Schuldner, die hart am Limit fahren und deshalb auch mal über die Klippe springen. Das sind beispielsweise hoch verschuldete Unternehmen, bei denen schon das nächste Verlustjahr die Insolvenz auslösen kann. Oder Staaten, für die der Begriff »Schuldenbremse« ein Fremdwort ist und deren Regierungschefs sich wenig darum scheren, ob Zins und Tilgung langfristig verlässlich geleistet werden können. Weil man die Papiere bei einem Ausfall des Schuldners in die Tonne treten kann, nennt man sie im Börsenjargon »Junk Bonds« oder »Ramschanleihen«.
Jetzt kommt die spannende Frage: Wie kann Otto Normalanleger Investmentqualität von Ramsch unterscheiden?
Bei der Direktanlage in Anleihen kommen hier die Ratingagenturen ins Spiel, mehr dazu lesen Sie an späterer Stelle. Als Fondsanleger haben Sie es relativ einfach, denn die Fondsgesellschaften müssen offenlegen, welche Strategie sie bei ihren Anleiheninvestments verfolgen. Ähnlich wie bei Aktienfonds ist es somit auch hier unerlässlich, zuerst die Fondsstrategie unter die Lupe zu nehmen und dann zu entscheiden, ob das Risikoprofil zu den eigenen Vorstellungen passt.
Leider sind diese Ratings (Bonitätsbeurteilungen durch die zwei großen Ratingagenturen) in letzter Zeit keine besonders große Hilfe mehr, da sie stark politisch motiviert sind. Da werden Staaten wie die USA oder Japan, deren Verschuldungssituation nur als katastrophal bezeichnet werden kann, mit der besten Bonitätsnote AAA (ist kein Stotterer, das heißt wirklich so) bewertet, während andere Staaten mit durchaus tragfähiger Finanzperspektive abgestraft werden. Man sollte diese Ratings heute nicht mehr sonderlich ernst nehmen. Überdies gibt es bei den Rentenfonds trotz aller sicheren Zinszahlungen ganz erhebliche Kursrisiken, die vom geneigten Verkäufer bei der Beratung gerne übersehen werden.
Kurzer Exkurs zu den Ratingagenturen: Die beiden großen amerikanischen Agenturen S&P und Moodys teilen sich über 90 Prozent des Weltmarktes. Diese beiden entscheiden mit ihrem Kreditwürdigkeitsurteil darüber, wer auf dieser Welt Geld bekommt und wer nicht und wenn ja, zu welchem Preis. Ihr Urteil müssen sie kaum begründen, es unterliegt dem Betriebsgeheimnis. Dass ein solches Rating ein Unternehmen, aber auch einen ganzen Staat ruinieren kann, macht es zu einer mächtigen Waffe. Man könnte behaupten: Die Ratingagenturen haben mehr Macht als die sechste US Flotte. Inwieweit eine solche Macht auch politisch motiviert eingesetzt wird, darüber kann trefflich spekuliert werden. In meinem ersten Buch »C(r)ashkurs« wird dieses Thema mit interessanten Details beleuchtet, hier würde es den Rahmen sprengen.
Der Rentenfonds, man könnte auch sagen Anleihefonds, legt das Geld in Anleihen an. Daher der Name Bratkartoffel, wie mein alter Mathelehrer Taulien immer zu sagen pflegte. Hier eine kurze Erklärung, wie eine Anleihe funktioniert. Sie kaufen einem Unternehmen eine Anleihe für 100 Euro mit einem Zinsversprechen von sagen wir 3 Prozent und einer Laufzeit von zehn Jahren ab. Das bedeutet, Sie geben dem Unternehmen ein Darlehen über 100 Euro. Das Unternehmen verspricht, Ihnen diese 100 Euro in zehn Jahren wieder zurückzuzahlen
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