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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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von Xander. »Er sagt, er braucht mehr als eine Dosis«, flüstert sie. »Aber mehr schafft er augenblicklich nicht. Er hat gesagt, du sollst ihm die nächste Ampulle so bald wie möglich verabreichen.«
    Ich nicke. »Danke«, sage ich, und sie schlüpft mit einem Gruß an die Medics zur Tür hinaus.
    Sie kommen zur Morgenvisite. Einer von ihnen dreht Ky von der Seite auf den Rücken, damit er keine Druckstellen vom Liegen bekommt. »Er sieht besser aus«, sagt der Medic überrascht.
    »Ja, das finde ich auch«, stimme ich zu, und in dem Moment hören wir draußen aufgeregte Stimmen. Ich schaue zum Fenster hinaus und sehe, wie die Wachen Hunter und Xander heraus auf den Dorfplatz führen.
    Hunter.
    Xander.
    Beide gehen aufrecht zu den Wahltrögen, doch ihre Hände sind gefesselt, und sie werden von Wachen flankiert. Ich wünschte, ich könnte Xanders Augen von hier aus sehen, aber ich erkenne nur seinen Gang und die Erschöpfung, die sich in seiner Körperhaltung ausdrückt. Er war die ganze Nacht wach und hat Arznei hergestellt.
    »Die Abstimmung findet statt«, sagt einer der Medics.
    »Öffne das Fenster«, sagt ein anderer, »damit wir zuhören können.«
    Für einen Augenblick sind sie damit abgelenkt, das Fenster zu öffnen, und in dem Moment spritze ich erneut das Mittel in Kys Infusionsschlauch. Als ich die verräterischen Utensilien wieder im Ärmel verschwinden lasse, blicke ich auf und sehe, dass mich einer der Medics beobachtet. Was er gesehen hat, weiß ich nicht, aber ich zucke nicht mit der Wimper. »Warum findet die Abstimmung denn schon jetzt statt?«, frage ich.
    »Wahrscheinlich, weil Colin und Leyna der Meinung sind, dass sie genügend Beweise haben«, sagt der Medic. Er blickt mich ein wenig zu lange an, und als die aromatische, frische Morgenluft zum Fenster hereinweht, holt Ky tief Luft. Seine Lungen klingen nicht mehr so belegt. Er ist noch nicht ganz wach, aber es geht ihm deutlich besser, das merke ich. Ich spüre ihn mehr als zuvor, und ich weiß, dass er hören, wenn auch noch nicht sprechen kann.
    Der Dorfplatz füllt sich. Ich bin zu weit weg, um die Steine in den Händen der Menschen erkennen zu können, aber ich höre Colin rufen: »Ist jemand anwesend, der sich für Hunter einsetzen will?«
    »Ja, ich«, verkündet Anna.
    »Das Gesetz besagt, dass man nur eine Person verteidigen kann«, erklärt mir der Medic, und ich verstehe, was er damit sagen will: Wenn Anna für Hunter eintritt, kann sie es nicht mehr für Xander tun.
    Anna nickt, geht nach vorn und stellt sich der Menge gegenüber. Während sie spricht, rücken die Menschen näher an sie heran. »Was Hunter getan hat, war falsch«, beginnt Anna. »Aber er wollte niemanden töten. Wenn das seine Absicht gewesen wäre, hätte er es leicht tun und danach entkommen können. Hunter strebte nach Gerechtigkeit. Da die Gesellschaft seit vielen Jahren den Anomalien die medizinische Versorgung verwehrt, entschied er, dass wir dasselbe mit ihren Patienten tun sollten.«
    Anna versucht nicht, die Menge zu becircen. Sie nennt die Fakten und überlässt es den Leuten, sie abzuwägen. Natürlich wissen alle, dass das Leben ungerecht ist, aber wir alle kennen auch die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Viele dieser Leute wissen nur zu gut, was es bedeutet, von der Gesellschaft ausgestoßen oder, schlimmer noch: in den Tod geschickt zu werden. Anna erwähnt keinen der vielen Verluste, die Hunter erlitten hat und die ihn zu seinem Verhalten getrieben haben. Das braucht sie nicht. Sie stehen auf seinen Armen und in seinen Augen geschrieben.
    »Ich weiß, dass ihr eine härtere Strafe verlangen könntet«, fährt Anna fort. »Aber ich plädiere dafür, Hunter zu verbannen.«
    Das geringere Strafmaß. Werden die Leute zustimmen?
    Sie tun es.
    Sie werfen ihre Steine in den Trog neben Annas Füßen und nicht in den neben Colin. Die Farmer kommen mit den Eimern und schütten Wasser nach. Die Entscheidung bleibt dieselbe.
    »Hunter«, sagt Colin, »du musst jetzt gehen.«
    Hunter nickt. Ich kann nicht feststellen, ob er etwas empfindet. Jemand reicht ihm einen Rucksack, und es gibt einen kleinen Aufruhr, als Eli auf ihn zurennt und ihn zum Abschied fest umarmt. Anna umarmt sie beide, und für einen Moment bilden sie eine kleine Familie, drei Generationen, nicht durch Blut verwandt, sondern durch Reisen und Abschiede zusammengeschmiedet.
    Dann tritt Eli zurück. Er bleibt bei Anna, die ihr Volk nicht verlassen kann. Hunter geht geradewegs in den Wald, ohne

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