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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Blume mit roten und gelben Ansätzen tief unten an den drei Blütenblättern.
    Meine Hände reagieren unabhängig von meinem Verstand, und schon greife ich in die Jackentasche und hole das Papierkunstwerk heraus, das mir meine Mutter geschickt hat. Plötzlich weiß ich, was es darstellt. Ich denke an Indies Wespennest, das von innen hohl war, ziehe die Ecken des Papiers auseinander, und mir fällt es wie Schuppen von den Augen.
    Ich halte eine Papierblume in der Hand. Meine Mutter hat sie gebastelt. Sie hat das Papier vorsichtig so ausgerissen oder -geschnitten, dass drei Teile von der Mitte aus auseinanderklappen wie Blütenblätter.
    Die Papierblüte sieht genauso aus wie die auf der Zeichnung: weiß, dreiblättrig, an den Rändern aufgebogen und spitz gezackt wie ein Stern. Genau dieses Bild habe ich auch in der feuchten Erde gesehen!
    Diese Blume wollte Oker suchen gehen.
    Er hat mich die Papierblume auseinanderfalten sehen, als ich den Wahlstein hineinlegte.
    Annas Bild trägt die Bezeichnung Mormonentulpe , aber ich kann mich nicht erinnern, diesen Namen von meiner Mutter gehört zu haben. Fieberhaft denke ich nach – welche Namen hat sie erwähnt? Neorosen, Altrosen, Wilde Möhre …
    Ich sitze im Schlafzimmer meiner Eltern in unserem Haus in Oria, wo sie mir oft auch die blaue Seidenstoffprobe des Kleides zeigte, das sie bei ihrem Paarungsball trug. Sie ist gerade von einer Dienstreise in verschiedene Provinzen zurückgekehrt, um für die Gesellschaft illegale Pflanzungen zu begutachten. »Der zweite Pflanzer hatte Gewächse angebaut, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, mit weißen Blüten, noch schöner als die der Wilden Möhre«, erzählt sie. »Ein Kollege wusste, dass es Mormonentulpen waren, deren Zwiebeln genießbar sind.«
    »Anna«, sage ich mit wild klopfendem Herzen, »hat die Mormonentulpe noch einen anderen Namen?« Wenn sie darunter auf der Liste steht, könnte dies das Problem mit den Daten verursacht haben! Wir haben die Blume als zwei verschiedene Pflanzen betrachtet, obwohl sie nur eine einzige Variable darstellten!
    »Ja«, sagt Anna nach einer Pause. »Eine alte Bezeichnung lautet Calochortus Gunnisonnii.«
    Ich greife nach dem Datenpod und suche den Namen. Da ist er! Die Beschreibung, die Eigenschaften, alles stimmt überein! Dieselbe Blume, registriert unter zwei Namen. Vereinheitlicht man sie, steigt sie an die Spitze der wahrscheinlichen Heilpflanzen auf! Das war der kritische, elementare Fehler, den die Sammler der Daten begangen haben, aber wir hätten ihn schon viel früher bemerken müssen. Wie konnte ich ihn nur übersehen? »Wo wächst die Pflanze?«, frage ich.
    »Einige müssten nicht weit von hier zu finden sein«, antwortet Anna. »Es ist zwar noch ein bisschen früh im Jahr, aber manche müssten schon blühen.« Mit einem Blick auf die Papierblume in meiner Hand fragt sie: »Hast du die gemacht?«
    »Nein«, antworte ich. »Meine Mutter.«

    Es ist schon fast dunkel, als wir sie endlich finden, auf einer kleinen Wiese außerhalb des Dorfes und abseits des Weges.
    Ich knie mich hin, um sie mir näher anzusehen. Noch nie habe ich eine so schöne Blume gesehen mit einer schlichten, dreiblättrigen weißen Blüte an einem dünnen, spärlich begrünten Stängel. Ein kleines weißes Banner, genau wie meine Texte, kein Zeichen der Ergebung, sondern des Überlebens. Ich hole die knittrige Papierblume aus meiner Jackentasche.
    Obwohl meine Hände zittern, sehe ich es auf den ersten Blick. Sie gleichen sich. Diese Blume, die hier in der Erde wächst, hat meine Mutter in Papier nachgebildet, bevor sie versank.
    In der Natur ist sie viel schöner, aber das macht nichts. Ich denke an Kys Mutter, die mit Wasser auf Stein gemalt hat und glaubte, dass die Kreativität und nicht das greifbare Werk das eigentlich Wichtige sei. Obwohl die Papierlilie keine perfekte Nachbildung ist, stellt schon der Versuch meiner Mutter eine Huldigung an ihre Schönheit dar.
    Ich weiß nicht, ob sie ein Kunstwerk schaffen oder mir nur einen Gruß senden wollte – für mich verkörpert die Blume beides.
    »Ich glaube«, sage ich, »das könnte das Heilmittel sein.«

Kapitel 46
Xander

    Cassia selbst kann ich nicht erkennen, aber die Solarzellenleuchten werfen ihren Schatten auf die Gefängniswand. »Wir glauben, die richtige Heilpflanze entdeckt zu haben«, teilt sie den Wachen mit. »Wir brauchen Xander, damit er für uns eine Arznei daraus zubereitet.«
    Die Wache lacht. »Das soll wohl ein Witz

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