Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
vergessen, dass du sie geholt hast. Wer weiß, wie lange es sonst gedauert hätte, bis sie behandelt worden wären?«
»Das war ja wohl das Mindeste«, erwiderte Ky. »Du und Cassia, ihr habt mich schließlich geheilt.«
»Woher wusstest du, dass du sie liebst?«, fragte ich Ky. »Als du dich damals in sie verliebt hast, kannte sie dich kaum und wusste nichts über deine Herkunft.«
Ky ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er blickte hinaus über das Wasser. »Einmal musste ich eine Leiche in einen Fluss bringen«, sagte er schließlich, »vor meiner Flucht aus dem Lockvogeldorf. Eine Aberration war früher als von der Gesellschaft geplant gestorben, und die Wachen zwangen uns, die Leiche zu beseitigen. Damals habe ich meinen Freund Vick kennengelernt.«
Ich nickte. Von Vick hatte ich schon gehört.
»Vick hatte sich in ein Mädchen verliebt, das er niemals offiziell hätte zur Frau nehmen dürfen«, fuhr Ky fort. »Er ist letztendlich für seine Liebe gestorben.« Dann sah mich Ky an und sagte: »Nachdem meine Familie umgekommen war, wollte ich weiterleben. Aber ich hatte nicht das Gefühl, wirklich am Leben zu sein, bis ich sie getroffen habe.«
»Aber du wusstest doch, dass sie dich nicht wirklich kannte?«
»Stimmt«, sagte Ky, »aber ich hatte das Gefühl, dass sie mich irgendwann kennen würde.«
Ich steige die breiten Stufen zum Ufer hinunter. Diesmal sitzt nicht Ky da, sondern jemand anders. Es ist Lei mit ihrem langen, schwarzen Haar.
Ich habe sie seit Tagen nicht gesehen, bin ihr nicht einmal flüchtig begegnet. Nach ihrer Heilung hat sie ihre Arbeit im medizinischen Zentrum wieder aufgenommen, und seitdem haben sich unsere Wege selten gekreuzt. Und wenn, nickten wir uns lächelnd zu und sagten hallo. Vermutlich weiß sie, dass ich an dem Heilmittel arbeite, aber noch hatte ich keine Gelegenheit, mit ihr zu reden.
Ich zögere, aber sie blickt lächelnd zu mir auf und bedeutet mir, näherzukommen. Ich setze mich neben sie und komme mir dämlich vor. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Aber sie weiß es. »Wo bist du gewesen?«, fragt sie mich.
»In den Bergen«, antworte ich. »Der Steuermann hat einige von uns ausgeflogen, und dort haben wir das Heilmittel gefunden.«
»Du hast es gefunden«, berichtigt sie mich.
»Nein«, erwidere ich, »es war Cassia.«
»Deine Partnerin«, sagt sie.
»Ja«, sage ich. »Sie hat überlebt, und es geht ihr gut. Sie ist auch hier.«
»Ich glaube, ich habe sie gesehen«, sagt Lei, »als sie sich mit dir unterhalten hat.« Sie blickt mir in die Augen, auf der Suche nach dem, was ich ihr verschwiegen habe.
»Sie liebt einen anderen«, sage ich.
Lei legt sanft ihre Hand auf meine, ganz kurz nur. »Tut mir leid für dich«, sagt sie.
»Und dein Partner?«, frage ich. »Hast du etwas über ihn in Erfahrung gebracht?«
Sie wendet das Gesicht ab, und als ihr Haar über ihren Rücken und Nacken schwingt, denke ich daran, wie wir uns damals im medizinischen Zentrum gegenseitig auf das Mal untersucht haben. »Er ist gestorben«, antwortet sie, »noch bevor die Seuche ausgebrochen ist.«
»Mein Beileid«, sage ich.
»Ich habe es schon geahnt, bevor ich die offizielle Bestätigung erhielt«, sagt Lei. »Ich glaube, ich habe es gespürt.« Sie wendet sich um und sieht mich wieder an. Ihre Stimme bringt etwas in mir zum Schwingen, wie schon so oft. Sie hat einen wunderbaren Klang. Ich würde sie gerne singen hören. »Das hört sich für dich bestimmt lächerlich an«, sagt sie.
»Nein, keineswegs«, erwidere ich.
Etwas platscht ins Wasser, und ich erschrecke ein wenig.
»Ein Fisch«, sagt Lei.
»So einer wie die, von denen du mir erzählt hast?«, frage ich.
»Nein«, sagt sie. »Dieser war silbern, nicht rot.«
»Wo bist du gewesen?«, frage ich Lei.
Sie weiß, was ich meine: Wo war dein Geist, als du versunken warst?
»Die meiste Zeit bin ich geschwommen«, sagt sie. »Wie einer von den Fischen, von denen ich dir erzählt habe. Ich hatte einen anderen Körper. Ich wusste, dass ich nicht wirklich ein Fisch war, aber es war leichter, sich das vorzustellen, als daran zu denken, was wirklich geschah.«
»Warum wohl alle an Wasser denken?«, frage ich. Ky ging es genauso. Er hat uns erzählt, dass er mit der jungen Pilotin, die umgekommen ist, im Meer geschwommen war. Indie.
»Ich glaube«, sagt Lei, »weil der Himmel zu weit entfernt scheint. Er kann einen nicht so tragen wie Wasser.«
Vielleicht liegt es auch daran, dass sich die Lungen mit Sekret
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