Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
braucht, vielleicht reichen sie sogar für das Heilmittel. Cassia weiß, wie man handelt.
Indie beschleunigt, und wir gleiten immer schneller über die Startbahn. Dann steigen wir auf.
Die weißen und schwarzen Gestalten am Boden werden immer kleiner. Bald darauf verschwinden auch die Gebäude, und schließlich bleibt nichts mehr.
Noch immer habe ich im Ohr, wie der Steuermann die Hymne der Gesellschaft gesungen hat.
Ich hebe ein Grab aus für Vick. Den ganzen Tag über redet er mit mir. Ich weiß, das muss bedeuten, dass ich verrückt bin, aber ich kann mich nicht dagegen wehren.
Er redet mit mir, während Eli und ich die Giftbomben aus dem Wasser holen. Wieder und wieder erzählt mir Vick von Laney, dem Mädchen, das er geliebt hat. Ich stelle mir vor, wie er sich in eine Anomalie verliebte. Wie er Laney seine Gefühle gestand. Wie er die Regenbogenforelle im Fluss schwimmen sah und mit ihren Eltern redete. Wie er seinen Vertrag mit ihr feierte. Wie er lächelnd ihre Hand nahm und der Gesellschaft zum Trotz sein Recht auf Glück einforderte. Wie er zurückkehrte und sie nicht mehr da war.
Wird es mir auch so ergehen, wenn ich mich endlich auf die Suche nach Cassia machen kann?
Cassia hat mich verändert. Sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Doch jetzt ist sie schwerer zu erreichen als je zuvor.
Indie bringt uns höher hinauf.
Manche glauben, die Sterne würden hier oben näher erscheinen.
Stimmt nicht.
Hier oben erkennt man erst, wie fern sie wirklich sind. Unerreichbar fern.
Kapitel 7
Xander
Irgendetwas geschieht dort draußen. Doch da die Quarantänekabinen schalldicht sind, ist nur der dünne, müde Klang der Hundert Lieder zu hören.
Durch die Wände meiner Kabine sehe ich, wie Funktionäre und Wachen auf die Miniterminals in ihren Händen und auf die größeren Terminals starren, die in der Halle aufgestellt sind. Sekundenlang sind alle wie gelähmt, während sie den Nachrichten aus ihren Terminals lauschen, dann regen sich die Ersten wieder. Einer tritt an eine Kabine heran, gibt einen Code ein und befreit den Insassen, der sofort dem Ausgang zustrebt. Eine Wache versucht ihn aufzuhalten, bevor er flüchten kann, doch genau in dem Moment fliegen die Türen der Stadthalle auf, und Gestalten in den schwarzen Uniformen der Erhebung stürmen herein.
Die Erhebung hat begonnen. Der Steuermann spricht, doch ich kann nichts hören.
Die Wache lässt eine zweite Person frei, die ebenfalls auf den Ausgang zugeht. Die Kämpfer der Erhebung halten andere zurück, damit sie ungehindert passieren kann. Verwirrt blicken einige Arbeiter auf. Die meisten ergeben sich mit erhobenen Händen, als sie die Truppen der Erhebung erblicken.
Bald bin ich an der Reihe.
Jetzt macht schon!
Ein Offizier der Erhebung erscheint vor meiner Kabine und fragt: »Xander Carrow?« Ich nicke. Er hält ein Miniterminal hoch, vergleicht mein Gesicht mit dem Bild der Gesellschaft von mir und gibt einen Code auf der Tastatur der Kabine ein. Die Tür gleitet beiseite, und ich bin frei.
Die Stimme des Steuermannes ertönt aus den Terminals. »Diese Rebellion«, sagt er, »ist anders als andere. Sie wird damit beginnen und enden, dass wir euch retten und nicht euer Blut vergießen.«
Ich schließe die Augen, nur für eine Sekunde.
Die Stimme des Steuermannes klingt so, wie sie sollte.
Er ist es. Die Erhebung hat begonnen.
Ich wünschte, Cassia und ich würden diesen Neubeginn gemeinsam erleben.
Ich mache mich auf den Weg zum Ausgang. Ich muss jetzt nur die Grünfläche überqueren, um hinüber zum medizinischen Zentrum zu gelangen. Doch ich halte inne. Funktionärin Lei ist noch immer in ihrer Kabine gefangen. Niemand hat sie befreit.
Sie sieht mich an.
Hat man sie vergessen? Einen Augenblick lang bleibe ich vor ihrer Tür stehen. Doch sie schüttelt den Kopf. Nicht!
»Los, weiter!«, fordert mich einer der Wachleute auf und zeigt zur Tür. Ich muss gehen. Die Erhebung duldet keinen Aufschub.
Draußen herrscht das blanke Chaos. Die Erhebung hat den Weg von der Stadthalle zum medizinischen Zentrum freigemacht und muss ständig Widerstand leistende Funktionäre zurückdrängen. Ein Kampfschiff donnert über uns hinweg. Ich bin nicht sicher, ob es unseres ist, bis es eine Salve von Warnschüssen auf eine freie Stelle nahe der Barrikade abfeuert. Mit lautem Geschrei weicht die Menge zurück.
Die Erhebung hat im Laufe der Jahre das Militär unterwandert, hauptsächlich in Camas, wo die meisten Truppen stationiert
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