Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
würde.
»Gern geschehen«, antworte ich.
»Sie sind hier«, beginne ich meine Ansprache an die Neuankömmlinge, »weil Sie die drei wichtigsten Anforderungskriterien für die Arbeit im medizinischen Zentrum erfüllen. Sie haben eine medizinische Ausbildung, Sie sind resistent gegen die Seuche, und Sie haben sich der Erhebung angeschlossen.«
Ich halte inne, warte, bis Ruhe im Saal herrscht, und fahre fort.
»Sie sind Teil dieser Rebellion. Vielleicht haben Sie von der Erhebung erst durch die Rede des Steuermannes erfahren oder glauben nur an sie, weil sie das Heilmittel gegen die Seuche hat und Sie geimpft werden wollen. Das soll natürlich kein Vorwurf sein – wir sind dankbar für Ihre Unterstützung. Unsere erste Priorität besteht darin, die Menschen vor der Seuche zu retten.«
Ich blicke die Gesichter der Zuhörer freundlich an, und die meisten erwidern mein Lächeln. Sie sind froh, wieder etwas zu tun und bei der Bekämpfung der Seuche helfen zu können. Viele brennen förmlich darauf, sich ans Werk zu machen.
Plötzlich ruft eine Frau dazwischen: »Warum impfen Sie – ich meine wir – dann nicht großflächig die Bevölkerung, bevor sich die Seuche weiter ausbreitet? Warum warten wir überhaupt, bis die Leute erkranken?«
Ein Offizier der Erhebung bewegt sich auf sie zu, doch ich hebe die Hand. Die Erhebung hat mich mit allen Informationen versorgt, die ich zur Beantwortung einer solchen Frage brauche. Außerdem ist es eine gute Frage.
»Sie möchten wissen, warum wir nur das Heilmittel, aber nicht den Impfstoff in ausreichender Menge gelagert haben, richtig?«, frage ich zurück.
»Ja«, sagt sie. »Es wäre doch einfacher und effektiver, die Bevölkerung zu immunisieren, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreiten kann.«
»Der Erhebung standen leider nur begrenzte Mittel zur Verfügung«, antworte ich, »und es wurde beschlossen, sich lieber auf eine ausreichende Produktion des Heilmittels zu konzentrieren. Es gab keine Möglichkeit, die Bevölkerung vor der Bedrohung durch eine Seuche zu warnen, ohne Panik auszulösen. Außerdem wollte die Erhebung niemanden ohne dessen Einverständnis impfen. Wir sind nicht die Gesellschaft.«
»Aber Sie – wir – haben die Babys geimpft«, wendet die Frau ein. »Ohne ihr Einverständnis.«
»Richtig«, erwidere ich. »Weil die Erhebung die Immunisierung der Säuglinge für so wichtig hielt, dass sie einige ihrer Ressourcen dafür einsetzte. Wie Sie alle wissen, sind die Kleinsten am meisten durch Krankheiten gefährdet, und manchmal kann ihnen nicht einmal das richtige Heilmittel helfen. Daher wurde in diesem Fall entschieden, sie ohne ihre Erlaubnis zu impfen. Aufgrund dessen ist kein Kind unter zwei Jahren erkrankt.« Ich lasse diese Worte auf die Versammlung wirken. »Nach der Machtergreifung konnte die Erhebung zusätzliche Ressourcen in die Produktion des Impfstoffs investieren. Auf diese Weise werden wir irgendwann alle retten können.«
Die Frau nickt, offenbar zufrieden.
Natürlich gibt es noch einen anderen Grund, warum wir die Bevölkerung nicht ohne ihr Wissen immunisiert haben, doch diesen können wir wohl kaum öffentlich verkünden: Hätten wir die Leute heimlich vor der Seuche gerettet, hätte niemand gewusst, wem sie es zu verdanken hätten, ja, sie hätten nicht einmal gewusst, dass sie überhaupt gerettet worden waren. Doch sie mussten es wissen. Sie mussten die Bedrohung spüren, um für ihre Rettung dankbar sein zu können.
Die Erhebung musste also in Kauf nehmen, dass ein Teil der Bevölkerung erkrankte. Doch die meisten Revolutionen fordern weit mehr Todesopfer.
So ist es viel besser.
»Ich muss Sie auch daran erinnern«, fahre ich fort, »dass Sie hier sind, weil Mitglieder der Erhebung für Sie gebürgt haben. Bitte enttäuschen Sie ihr und unser Vertrauen nicht, indem Sie unsere Arbeit sabotieren. Wir versuchen Menschenleben zu retten!«
Ich weiß nicht, ob Lei anwesend ist, und bin froh darüber. Ich spreche alle an, nicht nur sie.
»Und jetzt komme ich zu den grundlegenden Hilfsmaßnahmen. Einzelheiten über Ihre speziellen Aufgaben und Ihre Schichtpläne erfahren Sie nach dieser Versammlung. Einige von Ihnen werden sofort mit der Arbeit beginnen, andere können sich erst noch etwas ausruhen und fangen später an.«
Ich gehe die wichtigsten Schritte durch, wiederhole für die zukünftigen Mitarbeiter die grundlegenden Desinfektionstechniken und erinnere sie an das regelmäßige Händewaschen und die routinemäßige,
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