Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
fortginge, würde auch sie es tun. Sie würde springen. Und es war klar, dass die Gesellschaft ihn nicht auf ewig in der Ahornsiedlung bleiben ließe, sondern ihn von dort aus an einen gefährlichen Ort schicken würde.
Ich musste ihr etwas mit auf den Weg geben, etwas, das ihr helfen und sie an mich erinnern würde.
Daher druckte ich das Bild vom Terminal aus und sammelte die Neorosenblätter im Blumenbeet. Doch diese beiden Dinge würden sie an die Vergangenheit erinnern, und das reichte mir nicht. Ich wollte ihr etwas geben, das ihr in Zukunft helfen und sie an mich erinnern würde.
Irgendwie war es Ironie des Schicksals, dass Ky mir von den Archivisten erzählte. Ohne ihn hätte ich nicht gewusst, wie man handelt.
Ich brauchte den Archivisten nur das silberne Etui meines Paarungsballs zu geben. Im Gegenzug erhielt ich einen Ausdruck aus ihren Terminals: alle Informationen von meinem Mikrochip, zusammen mit einigen Änderungen und Ergänzungen, die ich selbst hinzugefügt hatte.
Lieblingsfarbe: Rot.
Muss seiner Partnerin ein Geheimnis erzählen, wenn er sie wiedersieht.
Das war vergleichsweise einfach. An die Tabletten zu kommen, war weit schwieriger. Mir war nicht richtig klar, was die Archivisten von mir verlangten, als ich mich mit dem Geschäft einverstanden erklärte.
Aber es war die Sache wert. Die blauen Tabletten haben Cassia gerettet. Sie hat es mir selbst am Terminal gesagt: Das Bbeilau hat irgendetwas.
Ich drehe mich auf die Seite und starre die Wand an.
Am Abend des Paarungsballs, als ich zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder an der Airtrain-Haltestelle stand, hoffte ich, Cassia und ich würden zusammen im selben Zug fahren. Damit wir noch einmal beieinander sein konnten wie bisher, ehe sich alles veränderte. Und dann kam sie die Treppe herauf, die Röcke ihres grünen Ballkleids gerafft. Zuerst sah ich ihren Scheitel, dann Hals, Schultern, Arme und die grüne Seide auf ihrer Haut. Sie blickte auf, und ich sah ihr in die Augen.
Ich kannte sie damals, und ich kenne sie jetzt. Ich bin mir dessen fast sicher.
Kapitel 10
Cassia
Ich eile an der weißen Barrikade entlang, die inzwischen bis auf das Gelände rund um das Museum erweitert wurde. Bevor die Erhebung die Fenster des Museums zunagelte, waren die gesprungenen und zersplitterten Gläser sichtbar gewesen. Nach der ersten Ansprache des Steuermannes in jener Nacht haben die Leute versucht einzubrechen. Keine Ahnung, was sie dort stehlen wollten. Die meisten von uns wissen schon lange, dass sich im Museum nichts Wertvolles befindet. Die Archivisten waren da schon lange fort, denn sie wissen genau, wann sie untertauchen müssen.
In diesen Wochen nach der Machtergreifung der Erhebung sind wir reicher und ärmer zugleich geworden.
Jeden Tag komme ich spät von der Arbeit nach Hause, weil ich Handel treibe. Zwar mahnt mich manchmal eine Wache der Erhebung, nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs zu sein, aber man erhält keine Verwarnung oder Strafe. Ich bin also etwas freier als früher. Inzwischen wissen wir auch mehr über die Seuche und die Erhebung. Wir haben erfahren, dass die Erhebung schon vor Jahren manche Babys gleich nach der Geburt sowohl gegen die Wirkung der roten Tablette als auch gegen die Seuche immunisiert hat. Daher können sich Xander und Ky auch nach der Einnahme einer roten Tablette an alles erinnern, während wir anderen alles vergessen haben. Es bedeutet aber auch, dass die Erhebung mich damals nicht ausgewählt hat.
Wir leben in größerer Unsicherheit als früher. Was wird als Nächstes geschehen?
Der Steuermann hat verkündet, die Erhebung werde uns alle retten, aber man bräuchte unsere Hilfe. Wir dürfen unseren Wohnort nicht verlassen, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitet und alle Kräfte darauf ausgerichtet bleiben, die Kranken zu heilen. Die Eindämmung der Seuche habe oberste Priorität, um einen wahren Neuanfang zu ermöglichen. Ich bin inzwischen gegen die Krankheit geimpft, ebenso wie die meisten anderen Mitglieder der Erhebung, und schon bald werden wir alle so oder so dagegen geschützt sein. Dann, das hat der Steuermann versprochen, können wir wahrhaft mit den Veränderungen beginnen.
Wenn der Steuermann spricht, klingt seine Stimme so vertrauenerweckend wie am ersten Tag, als wir sie über die Terminals hörten. Jetzt, wo wir ihn auch sehen können, fällt es uns schwer, den Blick von seinen blauen Augen abzuwenden, aus denen große Überzeugung spricht. »Die Erhebung ist
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