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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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meine Mutter. »Mach dir keine Sorgen. Patrick ist jetzt zu Hause.«
    Mein Vater hat den Funktionären nichts von dem berichtet, was Patrick gesagt hat, und die Nachbarn gingen davon aus, dass Patrick in jener Nacht auf der Straße herumgelaufen war, weil er um seinen Sohn trauerte – dafür brauchte man keinem von uns eine rote Tablette zu verabreichen. Außerdem erinnerte sein Kummer uns alle daran, wie wichtig es war, Anomalien von ihren Mitmenschen fernzuhalten.
    Doch ich weiß noch, was mein Vater meiner Mutter zuflüsterte, als sie zusammen den Flur entlanggingen. Er sagte: »Ich habe Patrick angesehen, dass ihn nicht nur seine Trauer gequält hat.«
    »Was denn noch?«
    »Schuldgefühle«, meinte mein Vater.
    »Weil das Unglück an seinem Arbeitsplatz geschehen ist?«, fragte meine Mutter. »Das sollte er sich nicht zum Vorwurf machen. Er konnte es doch nicht ahnen.«
    »Nein, es war anders«, erwiderte mein Vater. »So, als habe er das Ganze irgendwie verursacht.«
    Sie gingen in ihr Zimmer, und ich konnte nichts mehr verstehen.
    Ich glaube nicht, dass Patrick seinen Sohn getötet hat. Aber irgendetwas ist damals geschehen, das ich bis heute nicht enträtselt habe.

    Als meine Schicht endlich zu Ende ist, gehe ich hinaus in den kleinen Hof, der zu jedem Flügel des medizinischen Zentrums gehört. Ich habe Glück: Außer mir halten sich dort nur ein Mann und eine Frau auf, die in ein Gespräch vertieft sind. Ich ziehe mich auf die andere Seite des Hofs zurück, um sie nicht zu stören, und wende ihnen den Rücken zu, so dass sie nicht sehen können, wie ich den Brief auseinanderfalte.
    Zunächst starre ich einfach nur Cassias Schrift an.
    Sie ist wunderschön. Ich wünschte, ich könnte auch schreiben. Ich wünschte, sie hätte es mir beigebracht. Ein Anflug von Bitterkeit steigt in mir auf, als wäre sie mir mit einer Spritze direkt ins Blut injiziert worden. Doch ich bin geübt darin, dieses Gefühl zu überwinden, weil ich weiß, dass es mir nicht guttut. Ich habe so oft mit der Verbitterung darüber zu kämpfen, dass ich sie verloren habe, aber das ändert dennoch nichts an der Tatsache, dass es so ist. Außerdem möchte ich mich nicht zu einem vergrämten Typen entwickeln, so jemand wollte ich nie sein.
    Im Nu habe ich den Code entziffert, einen einfachen Zahlenschlüssel, wie wir ihn schon als Kinder gelernt haben, als die Gesellschaft uns auf unsere Sortierfähigkeiten testete. Ob schon jemand vor mir den Brief gelesen hat? Ky vielleicht?
Xander, schreibt Cassia, Du sollst wissen, dass es mir gutgeht, aber mir liegt vor allem Folgendes auf dem Herzen: Schluck niemals eine blaue Tablette! Ich weiß, dass die Erhebung die Tabletten eingesammelt hat, aber falls Dir noch blaue in die Hände fallen, vernichte sie sofort! Sie sind tödlich!
    Wie bitte? Ich lese die Sätze noch einmal. Das kann doch nicht wahr sein! Die blauen Tabletten sollten uns doch in Notsituationen retten. Die Erhebung hätte uns doch aufgeklärt, wenn das nicht so wäre, oder? Oder etwa nicht? Weiß die Erhebung von der Wirkung der blauen Tabletten? Allerdings, wie ich aus dem nächsten Satz erfahre.
Bei der Erhebung scheint allgemein bekannt zu sein, dass die blauen Tabletten giftig sind, aber ich wollte keinesfalls das Risiko eingehen, dass auch Du es selbst herausfinden müsstest. Ich habe versucht, Dir das über Terminal mitzuteilen, und dachte, Du hättest mich verstanden, aber dann war ich mir doch nicht mehr sicher und habe mir Sorgen gemacht. Die Gesellschaft hat behauptet, die blauen Tabletten wären lebensrettend, aber das war eine Lüge. Stattdessen wirken sie lähmend. Wenn man nicht rechtzeitig gefunden wird, bedeutet es den sicheren Tod. In den Canyons habe ich jemanden daran sterben sehen.
    Sie hat es also mit eigenen Augen gesehen, daher weiß sie es so genau.
    Das Blau hat irgendetwas. Sie hat versucht, es mir zu verstehen zu geben. Mir wird schlecht. Warum hat mich niemand von der Erhebung darüber aufgeklärt? Die Tabletten hätten sie töten können! Und es wäre meine Schuld gewesen! Wie konnte mir nur ein so großer Fehler unterlaufen?
    Das Paar auf dem Hof redet jetzt lauter. Ich wende ihnen weiterhin den Rücken zu und lese fieberhaft weiter. Der nächste Satz erleichtert mich ein wenig: Sie hat sich tatsächlich der Erhebung angeschlossen, wenigstens darin habe ich mich nicht geirrt.
Ich bin Mitglied der Erhebung.
Auch das habe ich Dir zu sagen versucht.
Ich hätte Dir früher schreiben sollen, aber Du bist

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