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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Fahrgestell blockiert hat und du trotzdem das Schiff einwandfrei gelandet hast.« Wir sind mit der Unterseite über den Asphalt gerutscht, dass die Funken stoben, doch Indie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich bin eben gut im räumlichen Denken«, erwidert sie. »Ich kann mir immer ganz genau vorstellen, wie sich Gegenstände, Räume, Flächen und Entfernungen zueinander verhalten. So etwas sehe ich auf den ersten Blick.«
    Das stimmt. Sie hatte seit jeher ein gutes Auge für Proportionen und Positionen, wenn es um konkrete Objekte ging. Sie hat das Wespennest mit sich herumgetragen, weil sein Aufbau sie faszinierte. Wie sie die Steilwände der Canyons erkletterte, sah so leicht aus. Doch ihr exzellentes räumliches Vorstellungsvermögen allein – auch wenn es für sie nur praktische Intuition ist – reicht als Erklärung für ihre Flugkunst und ihre schnelle Auffassungsgabe nicht aus. Ich bin auch nicht schlecht, aber ein Stümper im Vergleich zu Indie.
    »Ich kann eben Bewegungsabläufe voraussehen«, erklärt Indie. »Von Natur aus.«
    Sie zeigt auf einen Reiher, der über das Wasser segelt. Er fliegt mit weit ausgebreiteten Flügeln den Fluss entlang, so lange wie möglich einer Luftströmung folgend. Ich sehe Indie an und spüre einen schmerzlichen Stich – als sei sie der Vogel und genauso einsam wie er. Sie kann voraussehen, wie sich Objekte im Raum verhalten, aber nur wenige Menschen verstehen sie. Sie ist der einsamste Mensch, den ich je gekannt habe.
    Ob das immer schon so gewesen ist?
    »Indie«, frage ich, »hast du ein Röhrchen aus der Höhle mitgenommen?«
    »Natürlich«, antwortet sie.
    »Eins oder mehrere?«
    »Nur eins.«
    »Von wem?«
    »Ist doch egal.«
    »Wo hast du es versteckt?«
    »Ich habe es nicht lange gehabt. Es ist ins Wasser gefallen, als wir den Fluss hinunter zum Lager der Erhebung gefahren sind.«
    Sie erzählt mir nicht die ganze Wahrheit. Ich weiß nicht genau, an welcher Stelle sich die Lüge eingeschlichen hat, aber man kann Indie unmöglich zum Reden bringen, wenn sie etwas für sich behalten will.
    »Du und Hunter, ihr wart die Einzigen, die kein Röhrchen mitgenommen haben«, sagt Indie.
    Stimmt. Weil Hunter und ich die Wahrheit über den Tod akzeptieren.
    »Ich habe Tote gesehen«, sage ich zu Indie. »Genau wie du. Man kann Verstorbene nicht wieder zum Leben erwecken.«
    Wir sind aber am Leben. Hier und jetzt. Wir haben viel zu verlieren.
    Ich wechsle das Thema. »Angenommen, man wollte irgendwie die Barrikade überwinden«, sage ich. »Meinst du, das ist unmöglich?«
    »Natürlich nicht«, erwidert sie, genau, wie ich erwartet habe. »Da gibt es die verschiedensten Möglichkeiten.«
    »Zum Beispiel?«, frage ich und kann das Grinsen nicht unterdrücken.
    »Drüberklettern«, antwortet Indie.
    »Aber dabei sieht man uns doch«, entgegne ich.
    »Nicht, wenn wir schnell genug sind«, meint Indie. »Wir können aber auch fliegen.«
    »Dabei würde man uns garantiert erwischen.«
    »Nicht, wenn wir im Auftrag des Steuermanns unterwegs wären«, erwidert Indie.

Kapitel 12
Xander

    Im medizinischen Zentrum herrscht jedes Mal Aufregung, wenn das Heilmittel geliefert wird, nicht zuletzt, weil dies eine der wenigen Gelegenheiten ist, bei denen wir Leuten von außerhalb der Barrikade begegnen. Zwar herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Personal und Patienten, doch die Piloten und Boten sind insofern etwas anderes, als sie nichts mit dem medizinischen Zentrum, ja oft nicht einmal etwas mit Camas zu tun haben.
    Außerdem besteht die Chance, den Steuermann zu sehen. Es heißt, er würde einige der für Camas City bestimmten Heilmittellieferungen höchstpersönlich überbringen. Offenbar ist eine Landung innerhalb unserer Mauern derart schwierig, dass nur die besten Piloten sie meistern können.
    Das erste Luftschiff sinkt vom Himmel herunter auf die als Landebahn dienende Straße. Der Pilot bringt die Maschine nur wenige Meter vor den Marmorstufen zur Stadthalle zum Stehen.
    »Wahnsinn, wie machen die das nur?«, wundert sich eine Ärztin kopfschüttelnd.
    »Ist mir auch schleierhaft«, stimme ich zu. Die Maschine wendet und rollt langsam auf uns zu. Ob ich irgendwann einmal die Gelegenheit haben werde, mit einem Luftschiff zu fliegen? Es gibt so vieles, auf das wir uns freuen können, wenn die Seuche erst einmal besiegt ist.

    Wir Ärzte öffnen die Kisten im Lagerraum und scannen die Ampullen mit unseren Miniterminals. Biep. Biep. Biep. Eine Kiste nach der anderen

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