Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
Vom Netzwerk:
bedeutet, dass wir auch gegen die mutierte Form immun sind. Das abgetötete Virus war dem mutierten Virus nicht ähnlich genug, um unser Immunsystem darauf vorzubereiten, vermutlich aber das Lebendvirus, falls wir damit infiziert wurden.«
    »Ich verstehe es immer noch nicht.«
    Der nächste Versuch. »Nach dieser Theorie sind diejenigen mit dem roten Mal geschützt, weil sie zur richtigen Zeit mit der richtigen Form des Virus konfrontiert wurden. Dadurch sind sie auch vor dem Mutanten sicher.«
    »Wie Steine im Fluss«, sagt sie nachdenklich. »Man muss in der richtigen Reihenfolge darauftreten, um gefahrlos ans andere Ufer zu gelangen.«
    »So ähnlich. Und denk an die Fische, die ihre äußere Gestalt verändern.«
    »Ja, aber nur oberflächlich«, erwidert sie. »Sie passen sich zwar äußerlich ihrer Umgebung an, verwandeln sich aber nicht grundlegend.«
    »Aha«, sage ich, obwohl ich jetzt verwirrt bin.
    Sie sieht es mir an. »Ich nehme an, du musst sie mit eigenen Augen sehen.«
    »Hast du das Mal?«, frage ich Lei.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet sie. »Und du?«
    Ich schüttele den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Es ist eine schwer zugängliche Stelle.«
    »Ich schaue für dich nach.« Bevor ich etwas erwidern kann, stellt sie sich hinter mich und zieht mein Hemd am Kragen herunter. Ich spüre ihren Atem in meinem Nacken.
    »Wenn der Virologe recht hat, bist du immun«, verkündet sie, hörbar erleichtert. »Du hast es.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagt sie. »Es ist genau hier.« Nachdem sie ihre Hand weggezogen hat, spüre ich immer noch die Stelle, an der ihr Finger mich berührt hat.
    Sie ahnt meine nächste Frage voraus.
    »Nein«, sagt sie. »Schau nicht nach. Ich will davon nicht in meinem Handeln beeinflusst werden.«

    Später, als wir den Hof verlassen, bleibt Lei stehen und sieht mich an. Ihre Augen haben eine außergewöhnliche Farbe: tiefschwarz. Sie sagt: »Ich habe es mir anders überlegt.«
    Erst weiß ich nicht, was sie meint, aber dann wirft sie ihr langes Haar beiseite und sagt mit leicht zittriger Stimme: »Ich glaube, ich will es doch wissen.«
    Das Mal. Sie möchte wissen, ob sie es hat.
    »Gut«, sage ich. Plötzlich bin ich ganz verlegen, obwohl ich schon so viele Patienten am ganzen Körper untersucht habe. Aber diese Leute sind mehr oder weniger anonym, und ich will ihnen einfach nur helfen.
    Doch das hier ist ihr Körper.
    Sie dreht mir den Rücken zu, knöpft den Kragen ihrer Uniform auf und wartet. Ich zögere zunächst. Meine Finger schweben über dem Stoffsaum. Dann fasse ich mir ein Herz und ziehe den Kragen hinunter, sorgfältig darauf bedacht, ihre Haut nicht zu berühren.
    Sie hat kein Mal.
    In einem Impuls berühre ich sie, lege die flache Hand auf die Knochenwölbung in ihrem Nacken und fahre hinauf in ihr Haar. Ich kann es ihr nicht verheimlichen!
    Ich atme tief ein und ziehe die Hand zurück. Dass ich immun bin, heißt noch lange nicht, dass ich das mutierte Virus nicht übertragen kann. »Tut mir leid …«, stammele ich.
    »Schon gut«, sagt sie und nimmt ohne mich anzusehen meine Hand. Für einen Augenblick verschränken sich unsere Finger.
    Dann lässt sie mich los, stößt die Tür auf und betritt das Gebäude, ohne sich umzublicken. Unwillkürlich schießt mir der Gedanke durch den Kopf: So fühlt es sich also an, am Rande eines Abgrunds zu stehen.

Vierter Teil
    Die Seuche

Kapitel 19
Ky

    Die Innenstadt von Oria sieht aus, als hätte man ihr einige Zähne ausgeschlagen. Die Barrikade bildet keine einheitliche Umgrenzung mehr, sondern hat diverse Lücken. Der Erhebung müssen die Mauerteile ausgegangen sein, denn sie hat die Zwischenräume mit Maschendrahtzaun geschlossen. Ich sehe ihn heiß in der Frühlingssonne glänzen, als wir darüber hinwegfliegen. In Richtung des Hügels blicke ich lieber nicht.
    Wachen der Erhebung in schwarzen Uniformen winken zu uns herauf. Wir fliegen jetzt tiefer und können erkennen, wie Leute Teile aus dem Zaun heraustrennen und an Schwachstellen dagegendrücken. Schon bald wird die Barrikade fallen. Selbst von hier oben kann man die Unruhen erahnen.
    »Die Situation ist derart eskaliert, dass wir nicht landen können«, meldet unser Befehlshaber. »Wir werfen die Vorräte aus der Luft ab.«
    Ich muss zugeben, dass es Zeiten gegeben hat, in denen ich wünschte, den Bewohnern der Vororte Orias würde etwas zustoßen, zum Beispiel damals, als ich abgeführt wurde und mir niemand außer Cassia folgte. Oder als das Publikum im

Weitere Kostenlose Bücher