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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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umging, als der Steuermann zum ersten Mal gesprochen hat, haben wir das rote Mal und sind geschützt. Wir sind nicht versunken, waren aber durchaus infiziert. Unser Immunsystem hat das Virus besiegt. Falls wir aber nicht während dieses Zeitfensters infiziert wurden« – er zeigt mit ausgebreiteten Armen eine Zeitspanne an – »können wir am mutierten Virus erkranken. Und ich glaube nicht, dass wir ein Heilmittel dagegen haben.«
    Zuerst denke ich, er redet wirres Zeug, doch dann ergibt sich ein Sinn aus seinen Worten. Er könnte tatsächlich recht haben.
    Er befreit seinen Arm aus meinem Griff, knöpft sein schwarzes Hemd auf und zieht hinten den Kragen herunter. »Sehen Sie?«, sagt er. »Ich habe kein rotes Mal, oder?«
    Stimmt.
    »Nein«, bestätige ich. Am liebsten hätte ich auch mein Hemd heruntergezogen und nachgesehen, ob ich das Mal habe. Ich habe nie daran gedacht, mich selbst zu untersuchen. »Sie werden hier aber gebraucht. Sie dürfen nicht rausgehen und andere Leute gefährden. Sie waren der mutierten Virusform genauso ausgesetzt wie alle anderen hier.«
    »Ich gehe hinaus in die Wälder. Die Menschen in den Grenzgebieten haben immer gewusst, wie man dort überlebt. Es gibt durchaus Rückzugsmöglichkeiten.«
    »Wo denn?«
    »In den Steindörfern zum Beispiel.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Ist er übergeschnappt? Von so etwas wie »Steindörfern« habe ich noch nie gehört. »Erhalten Sie dort denn Infusionen?«, frage ich. »Und alles andere, damit Sie am Leben bleiben, bis ein Heilmittel gefunden ist? Und ist es Ihnen egal, dass Sie die anderen dem mutierten Virus aussetzen?«
    Er starrt mich mit vor Panik weit aufgerissenen Augen an und stammelt: »Aber Sie haben ihn doch selbst gesehen! Der Kranke ist gestorben! Ich kann hier nicht bleiben!«
    »Haben Sie zum ersten Mal einen Menschen sterben sehen?«, frage ich.
    »In der Gesellschaft ist niemand einfach so gestorben«, entgegnet er.
    »Quatsch«, erwidere ich. »Man hat das nur besser vertuscht.« Ich kann durchaus verstehen, dass der Virologe Angst hat – ich hatte selbst im ersten Moment den Impuls, einfach wegzulaufen.

    Der Chefarzt lockert die Quarantäne, um uns weitere Patienten und zusätzliches Pflegepersonal zu schicken. Er hat die Auseinandersetzung mit dem Virologen via Miniterminal mitgehört und muss daher entscheiden, wie er das alles dem Steuermann melden will. Ich bin froh, nicht dafür verantwortlich zu sein, was öffentlich bekanntgegeben wird und was nicht.
    Eine Bitte habe ich jedoch an meinen Vorgesetzten, nämlich dem neuen Personal vorher zu erklären, dass die neue Form der Virusinfektion möglicherweise bis auf weiteres unheilbar ist. »Wir können keine weiteren Fluchtversuche riskieren, daher müssen die Leute wissen, worauf sie sich einlassen.«
    Kurz darauf eskortieren bewaffnete Wachen der Erhebung in Schutzanzügen das neue Personal zu unserer Station. Den Virologen führen sie ab. Keine Ahnung, ob sie ihn isolieren, aber er ist ein zu großes Risiko, solange bei ihm die Nerven blankliegen. Ich bin so mit seinem sicheren Abtransport beschäftigt, dass ich erst nach einer Weile erkenne, dass Lei zu den neuen Mitarbeiterinnen gehört.
    Sobald wie möglich treffe ich mich mit ihr draußen im Hof. »Du hättest nicht hierherkommen dürfen!«, sage ich leise. »Du setzt dich damit einem großen Risiko aus!«
    »Ich weiß«, sagt sie. »Man hat es uns gesagt. Es könnte sein, dass das Heilmittel diesmal nicht wirkt.«
    »Aber manche sind wahrscheinlich bereits immun«, erwiderte ich. »Weißt du noch, wie wir uns über das kleine rote Mal unterhalten haben, die nach einer Infektion mit der früheren Form des Virus zurückgeblieben ist?«
    »Ja.«
    »Der Virologe hatte da eine Theorie.«
    »Erzähl!«
    »Seiner Meinung nach haben diejenigen mit dem roten Mal bereits eine Infektion mit dem Virus überstanden, genau, wie wir angenommen haben, und sind dadurch gegen den neuen mutierten Virus geschützt.«
    »Wie kann das denn sein?«, fragt Lei.
    »Das Virus verändert sich«, erkläre ich. »Wie die Fische, von denen du mir erzählt hast. Es sieht inzwischen anders aus als früher.«
    Sie sieht mich verständnislos an.
    Ich versuche es noch einmal. »Diejenigen, die schon als Kinder geimpft wurden, erhielten Teile des Virus in abgetöteter Form. Dann kam die erste Infektionswelle, und wir wurden nicht krank, weil unsere Körper das Virus abwehren konnten. Dennoch wurden wir mit dem Lebendvirus konfrontiert, was

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