Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
Vom Netzwerk:
bin, aber dafür höre ich die Melodie. Eine Frauenstimme steigt und fällt, schmerzt und heilt, und beim Refrain fällt eine Männerstimme ein.
    Ob die Frau vorher wusste, dass er mitsingen würde? Hatten sie das geplant? Oder war sie überrascht darüber, dass sie plötzlich nicht mehr mit ihrem Lied allein war?
    Als sie enden, herrscht zunächst Stille. Dann stößt jemand ganz vorne einen Jubelschrei aus, und wir alle stimmen ein. Ich dränge mich durch die Menge, um das Gesangsduo aus der Nähe zu betrachten.
    »Noch eines?«, fragt die Frau, und einstimmig ertönt ein lautes: »Ja!«
    Diesmal singt sie ein ganz anderes, kurzes und einfaches Lied. Die Melodie ist abwechslungsreich, aber einprägsam:
    Ich, ein Stein, muss liegen,
    Auf steiler Bergeshöh.
    Du, mein Schatz, musst fliegen,
    Durch Winter, Frost und Schnee.
    Wir dürfen nicht ermüden,
    Ertragen Ach und Weh.
    Ob das ein Lied aus den Äußeren Provinzen ist? Es erinnert mich an die Geschichte von Sisyphus, und Ky hat erzählt, dass die alten Lieder in seiner Heimat länger lebendig geblieben sind. Die Menschen, die sie gesungen haben, sind jedoch inzwischen alle fort, und deswegen müsste das Lied eigentlich eine traurige Stimmung heraufbeschwören. Durch die Melodie klingt es jedoch fröhlich.
    Ich ertappe mich dabei, wie ich mitsumme, und ehe ich mich versehe, stimme ich in das Lied ein, ebenso wie die Menge um mich. Wir wiederholen das Stück, bis Text und Melodie bei allen sitzen. Als mir auffällt, dass ich mich zur Musik bewege, ist mir das zunächst ein wenig peinlich, aber bald schon denke ich nicht mehr darüber nach. Ich wünschte nur, Ky wäre hier und könnte mich in aller Öffentlichkeit singen und tanzen sehen.
    Lieber noch wäre mir vielleicht sogar Xander. Ky kann ja schon singen. Xander auch?
    Wir stampfen mit den Füßen auf den Boden und riechen die toten Fische nicht mehr, die bis vor kurzem ans Seeufer schwappten, weil sie inzwischen verwest sind, zerfallen bis auf die Gräten. Ihr Geruch ist in unserer Lebendigkeit aufgegangen, unserem Fleisch, dem Salz unserer Tränen und unseres Schweißes, dem würzigen Duft des grünen Grases und der Pflanzen, die wir zertreten. Wir atmen dieselbe Luft, singen dasselbe Lied.

Kapitel 18
Xander

    Im Laufe der Nacht werden dreiundfünfzig neue Patienten eingeliefert, nicht alle, aber einige mit dem Ausschlag und den Blutungen. Der Chefarzt schickt sie alle auf unsere Station in Quarantäne und ernennt mich zum verantwortlichen Arzt für die am mutierten Virus erkrankten Patienten. Ich werde ihre Pflege vor Ort überwachen, er über Terminal.
    »Der drückt sich vor der Infektionsgefahr«, flüstert mir eine der Krankenschwestern zu.
    »Schon gut«, beschwichtige ich sie. »Ich übernehme gerne die Verantwortung. Aber das heißt nicht, dass Sie sich der Gefahr aussetzen müssen. Ich kann veranlassen, dass Sie auf einer anderen Station eingesetzt werden.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, ich schaffe das schon.« Lächelnd fährt sie fort: »Wenigstens haben Sie ja erreicht, dass der Hof in den Quarantänebereich einbezogen wurde. Dadurch ist die Isolation halb so schlimm.«
    »Und wir haben noch die Cafeteria«, ergänze ich, und sie lacht. Keiner von uns verbringt dort noch viel Zeit; wir nehmen nur rasch unsere Mahlzeiten in Empfang.
    Nachdem alle Patienten in ihren Betten liegen, untersucht sie der Virologe noch einmal. Auch er ist fasziniert. »Die Blutungen treten auf, weil das Virus die Blutplättchen, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind, zerstört«, erklärt er. »Was bedeutet, dass die Milz bei den betroffenen Patienten vergrößert sein müsste.«
    Eine Ärztin neben uns, die gerade noch einmal den ersten Patienten gründlich untersucht hat, nickt und sagt: »Seine Milz ist tatsächlich vergrößert. Sie wölbt sich bis unter den Rippenbogen.«
    »Außerdem schaffen es die Patienten nicht mehr, das Sekret aus den Lungen und den oberen Atemwegen abzuhusten«, fügt ein Medic hinzu. »Wir werden mit Lungenentzündungen und anderen Sekundärinfektionen konfrontiert werden, wenn wir nicht bald eine Besserung herbeiführen können.«
    Ein paar Betten weiter ruft plötzlich ein Medic: »Eine Ruptur! Ich glaube, der Patient hat innere Blutungen!«
    Ich alarmiere über mein Miniterminal einen Chirurgen. Wir umringen den aschfahl gewordenen Patienten. Die Messgeräte schlagen Alarm, weil sein Blutdruck abfällt und der Puls sich beschleunigt. Ärzte und Chirurgen rufen sich

Weitere Kostenlose Bücher