Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
geht’s gut. Geh wieder zurück.«
»Du bist krank«, stelle ich fest. Aber was hat er? Gegen die Seuche sind wir immun.
Es sei denn, etwas ist schiefgelaufen.
»Caleb«, wiederhole ich. »Was hast du?«
Er schüttelt den Kopf, will es mir nicht sagen. Ein kleiner Ruck geht durch das Schiff, und er stolpert. »Du weißt genau, was los ist, aber du willst es mir nicht verraten«, sage ich ihm auf den Kopf zu. »So kann ich dir aber nicht helfen.«
»Du kannst mir sowieso nicht helfen«, erwidert Caleb. »Und wenn ich krank bin, solltest du mir besser nicht zu nahe kommen.«
Er hat recht. Ich drehe mich um und gehe. Als ich mich setze, sieht mich Indie fragend an. »Verriegele den Frachtraum«, sage ich. »Und geh nicht noch mal rein.«
Wir sind schon fast wieder in Camas, bevor sich Caleb erneut meldet. Wir fliegen gerade über die weitläufigen, flachen Felder von Tana hinweg, und ich denke natürlich an Cassia und ihre Familie, als Calebs Stimme durch den Lautsprecher ertönt.
Er sagt: »Ich hab’s mir anders überlegt. Du kannst doch etwas für mich tun. Du könntest etwas aufschreiben.«
»Ich habe kein Papier«, erwidere ich. »Und ich sitze am Steuer.«
»Du kannst es auch später aufschreiben, es muss nicht gleich sein.«
»Gut«, stimme ich zu. »Aber erst sag mir, was los ist.«
Der Kommandeur schweigt. Hört er mit?
»Ich weiß es nicht«, sagt Caleb.
»Dann kann ich nichts für dich aufschreiben«, sage ich.
Schweigen.
»Eines möchte ich wissen«, sage ich zu Caleb. »Was war in den Kisten, die du jedes Mal aufs Schiff gebracht hast, nachdem wir das Heilmittel ausgeliefert hatten?«
»Röhrchen«, antwortet Caleb überraschenderweise wie aus der Pistole geschossen. »Wir haben Röhrchen abtransportiert.«
»Welche Röhrchen?«, frage ich, obwohl ich die Antwort zu kennen glaube. Von der Größe her hätten sie genauso perfekt wie das Heilmittel in die Kisten gepasst. Ich hätte es mir eigentlich denken können.
»Die Röhrchen, die die Gewebeproben enthalten«, erklärt Caleb.
Ich hatte also recht. Aber aus welchem Grund? »Warum?«, frage ich Caleb.
»Die Erhebung hat die Lager übernommen, in denen die Gesellschaft die Röhrchen untergebracht hat«, antwortet er, »aber einige Mitglieder der Erhebung wollten die Proben ihrer Angehörigen lieber selbst aufbewahren. Der Steuermann hat ihnen diesen Wunsch erfüllt.«
»Das ist ungerecht«, erwidere ich. »Die Erhebung ist für alle da, sie hätte allen die Proben zugänglich machen müssen.«
»Pilot Markham!«, ertönt die Stimme des Kommandeurs. »Sie urteilen gerade über Ihre Vorgesetzten, was dem Tatbestand der Insubordination gleichkommt. Ich befehle Ihnen, dieses Thema zu beenden.«
Caleb sagt nichts.
»Glaubt die Erhebung, sie könne die Toten zum Leben erwecken?«, frage ich. Der Kommandeur mischt sich erneut ein, aber diesmal lassen Caleb und ich ihn nicht zu Wort kommen.
»Nein«, entgegnet Caleb. »Die Erhebung weiß, dass das unmöglich ist und dass auch die Gesellschaft nicht das Wissen besaß. Die Leute möchten einfach gern die Proben haben, als eine Art Versicherung.«
»Das verstehe ich nicht«, sage ich. »Jemand wie der Steuermann sollte doch oft genug dem Tod begegnet sein, um zu wissen, dass die Proben wertlos sind. Warum sollte er Ressourcen für etwas so Sinnloses verschwenden?«
»Der Steuermann weiß, dass man aus den Proben keine neuen Menschen klonen kann«, sagt Caleb. »Aber das weiß eben nicht jeder. Das nutzt er zu seinem Vorteil aus.« Er seufzt. »Ich erzähle dir das, weil du an den Steuermann glauben musst«, fügt er hinzu. »Wenn du es nicht tust, werden wir alles verlieren.«
»Ich wusste nicht, dass ich so wichtig bin«, erwidere ich.
»Bist du auch nicht. Aber Indie und du, ihr seid die besten Piloten, und er wird jeden einzelnen brauchen, bevor das alles vorüber ist.«
»Bis was vorüber ist?«, frage ich. »Die Seuche? Die Rebellion? Du hast recht. Der Steuermann braucht jede Hilfe, die er bekommen kann. Bis jetzt hat er es nicht geschafft, irgendetwas unter Kontrolle zu bringen.«
»Du kennst ihn ja nicht mal!«, antwortet Caleb ärgerlich. Gut so! Jetzt klingt seine Stimme wieder etwas lebendiger.
»Stimmt«, bestätige ich. »Aber du kennst ihn, oder? Du hast ihn schon gekannt, bevor die Erhebung an die Macht kam.«
»Wir stammen beide aus Camas«, sagt Caleb. »Ich bin auf der Militärbasis aufgewachsen, wo er stationiert war. Er gehörte zu den Piloten, die nach Anderland
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