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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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zu überqueren und mich irgendwie in die Gesellschaft zu schmuggeln. Wir haben ein paar Sachen aus der Niederlassung der Farmer mitgenommen, um sie bei den Archivaren einzutauschen.«
    »Diese alte verlassene Siedlung«, bemerkt Indie. »Wir sind auch hindurchgekommen.«
    »Sie ist nicht verlassen«, erwidert Eli. »Ky hat Licht in einem der Häuser gesehen. Irgendjemand ist dort geblieben.«
    Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, als ich an das Gefühl zurückdenke, verfolgt zu werden. »Was habt ihr mitgenommen?«, frage ich Ky.
    »Diese Karte«, antwortet er. »Und die hier.« Wieder greift er in seinen Rucksack und reicht mir etwas anderes – Bücher!
    »Oh!«, sage ich, atme ihren Geruch ein, fahre mit den Fingern an ihren Rändern entlang. »Gibt es dort noch mehr?«
    »Dort gibt es alles«, antwortet Ky. »Geschichten, historische Werke, alles, was du dir nur vorstellen kannst. Jahrelang haben die Farmer sie in einer Höhle in der Felswand aufbewahrt.«
    »Dann lasst uns zurückgehen«, sagt Indie entschieden. »Auf der Ebene sind wir noch nicht sicher. Und Cassia und ich brauchen auch etwas zum Eintauschen.«
    »Wir könnten auch noch mehr Nahrung mitnehmen«, fügt Eli hinzu. Dann runzelt er die Stirn. »Aber dieses Licht …«
    »Wir sind vorsichtig«, verspricht Indie. »Aber es ist garantiert besser, als jetzt schon zu versuchen, die Berge zu überqueren.«
    »Was meinst du?«, fragt Ky mich.
    Ich denke an jenen Tag in Oria zurück, als ich die Restaurierungsbaustelle besucht habe, wie die Arbeiter die Bücher ausschlachteten und die Seiten herausflatterten. Ich stelle mir vor, wie die Blätter aufgestiegen und davongeflogen sind, viele Kilometer weit, bis sie sich an einem geheimen, verborgenen Ort niederließen. Und noch ein Gedanke geht mir durch den Kopf: Unter den Sachen, die die Farmer zurückgelassen haben, könnten sich sogar Informationen über die Erhebung befinden. »Ich möchte all die Wörter sehen«, sage ich zu Ky, und er nickt.

    Am Abend zeigen uns Ky und Eli einen Lagerplatz, den Indie und ich auf unserem Weg aus der Klamm unbemerkt passiert haben – eine Höhle. Im Inneren ist sie geräumig und weitläufig, und als Ky den Kegel seiner Taschenlampe umherwandern lässt, stockt mir der Atem. Die Wände sind bemalt!
    Solche Bilder habe ich noch nie gesehen – sie sind real und nicht nur auf einem Bildschirm zu sehen oder als Ausdruck auf einem Blatt Terminalpapier. Diese Farben! Dieser Maßstab – die Gemälde bedecken die Wände bis hinauf an die Decke! Ich drehe mich zu Ky um. »Wie sind sie entstanden?«
    »Die Farmer müssen sie gemalt haben«, antwortet er. »Sie haben ein Verfahren entwickelt, aus Pflanzen und Mineralien Farben herzustellen.«
    »Gibt es noch mehr von ihnen?«, frage ich.
    »In vielen Häusern der Niederlassung sind die Wände bemalt«, antwortet er.
    »Was ist mit diesen hier?«, fragt Indie und zeigt auf eine andere Art Kunstwerke etwas tiefer in der Höhle – Reliefs mit Darstellungen wilder Gestalten in Bewegung.
    »Diese sind älter«, erklärt Ky. »Aber das Motiv ist dasselbe.«
    Das stimmt. Die Arbeiten der Farmer sind detailreicher und feiner ausgearbeitet: Eine ganze Wand ist mit Mädchen in schönen Kleidern und Männern mit bunten Hemden und nackten Füßen bedeckt. Doch die Bewegungen der Menschen scheinen die der Reliefs zu wiederholen.
    »Oh!«, flüstere ich. »Meinst du, sie haben einen Paarungsball gemalt?« Kaum habe ich es ausgesprochen, komme ich mir dumm vor. Hier gibt es keine Paarungsbälle.
    Aber Indie lacht mich nicht aus. Als sie mit den Fingern über die Wände und an den Bildern entlangfährt, spiegeln sich die unterschiedlichsten Gefühle in ihrem Gesicht wider: Sehnsucht, Zorn, Hoffnung, alles zugleich.
    »Was machen sie da?«, frage ich Ky. »Warum bewegen sich die Leute alle so komisch?« Ein Mädchen hat die Hände über den Kopf erhoben. Ich mache es ihr nach, um ihr Verhalten zu entschlüsseln.
    Ky betrachtet mich wieder einmal mit der typischen Mischung aus Traurigkeit und Zuneigung, wie jedes Mal, wenn er etwas weiß, wovon ich nichts ahne, und er glaubt, dass mir etwas vorenthalten wurde.
    »Sie tanzen«, antwortet er.
    »Wie bitte?«, frage ich.
    »Irgendwann zeige ich es dir«, verspricht er, und seine tiefe, sanfte Stimme jagen mir einen Schauer durch den Körper.

Kapitel 25 KY

    Meine Mutter konnte tanzen und singen. Sie ging jeden Abend hinaus, um den Sonnenuntergang zu betrachten. »Solche Sonnenuntergänge

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