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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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könnt.«
    »Und was haben wir davon?«, frage ich.
    »Wenn ihr mir helfen könnt«, antwortet Hunter, »könnt ihr alles haben, was ihr wollt: Nahrungsmittel, Dokumente.« Er winkt ermattet in Richtung der Lagerhöhlen. Dann sieht er mich an. »Obwohl es aussieht, als hättet ihr euch schon selbst bedient.«
    »Wir haben gedacht, dieser Ort sei verlassen«, erwidert Eli. »Wir geben alles wieder zurück.«
    Hunter antwortet mit einer ungeduldigen Geste. »Es spielt keine Rolle. Was wollt ihr? Handelswaren?«
    »Ja«, sage ich.
    Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie sich Cassia und Indie einen kurzen Blick zuwerfen. Auch Hunter hat es bemerkt. »Was noch?«, fragt er.
    Indie ergreift das Wort. »Wir möchten gerne mehr über die Erhebung wissen. Und, falls sie irgendwo hier in der Nähe ist, wie wir sie finden können.«
    »Und wer der Steuermann sein könnte«, fügt Cassia wissbegierig hinzu. Natürlich möchte sie mehr über die Rebellion erfahren, da sie in einem Gedicht ihres Großvaters erwähnt wird. Ich wünschte, ich hätte ihr damals auf dem Hügel alles erzählt. Dann hätte sie es vielleicht verstanden. Aber jetzt, nachdem sie Hoffnung geschöpft hat, weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.
    »Vielleicht kann ich einige eurer Fragen beantworten«, sagt Hunter. »Helft mir, dann erzähle ich euch alles, was ich weiß.«
    »Dann sollten wir nicht länger warten«, sagt Indie. »Was sollen wir für dich tun?«
    »So leicht ist das nicht«, erwidert Hunter. »Wir müssen einen weiten Weg zurücklegen, und es wird schon dunkel. Kommt morgen wieder hierher, bei Tagesanbruch.« Er greift nach der Schaufel, die er zum Graben verwendet hat, und ich bedeute den anderen, zurückzutreten.
    »Woher wissen wir, dass wir dir trauen können?«, frage ich.
    Wieder lacht er freudlos. Ein schwaches Echo hallt von den Wänden der Klamm und zwischen den leeren Häusern wider. »Sag mal«, fragt mich Hunter, »stimmt es wirklich, dass die Leute in der Gesellschaft achtzig Jahre alt werden?«
    »Ja«, antwortet Cassia. »Aber das gilt nur für die Bürger.«
    »Achtzig«, wiederholt Hunter. »Hier in den Schluchten wird niemand so alt. Glaubt ihr, das ist es wert?«, fragt er, an uns gewandt. »Unfrei zu sein, aber dafür so lange zu leben?«
    »Manche Leuten glauben das«, antwortet Cassia leise.
    Hunter fährt sich mit der blau bemalten Hand über das Gesicht, und seine Worte werden lebendig. Er ist fertig damit. Endgültig. »Morgen«, sagt er, dreht sich um und geht.

    Alle in dem kleinen Haus schlafen. Eli, Cassia, Indie. Ich bleibe wach und lausche. Durch ihren Atem klingt es, als atme das Haus selbst ein und aus, aber natürlich stehen die Wände fest und reglos da. Ich bin mir sicher, dass Hunter uns nichts tun wird, aber trotzdem finde ich keinen Schlaf. Ich muss Wache halten.
    Kurz vor Morgengrauen, als ich in der Tür stehe und hinausblicke, höre ich ein Geräusch auf der anderen Seite des Raumes. Jemand ist wach.
    Indie. Sie kommt auf mich zu.
    »Was willst du?«, frage ich möglichst ruhig. Ich habe Indie in dem Moment durchschaut, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie ist wie ich – eine Überlebenskünstlerin. Ich traue ihr nicht.
    »Nichts«, antwortet Indie. In der Stille höre ich, wie sie ihren Rucksack hochnimmt. Sie lässt ihn keinen Moment aus den Augen.
    »Was versteckst du da drin?«, frage ich.
    »Ich habe nichts zu verbergen«, erwidert sie leicht gereizt. »Alles da drin ist mein Eigentum.« Sie hält inne. »Warum willst du dich nicht der Erhebung anschließen?«
    Ich antworte nicht. Eine Weile lang stehen wir einander schweigend gegenüber. Indie zieht den Rucksack noch näher zu sich und drückt ihn fest an die Brust. Sie scheint tief in Gedanken versunken zu sein. Ich bin es auch. Ein Teil von mir steht wieder mit Cassia unter den Sternen in der Klamm. Auf dem Hügel im Wind. Damals in der Siedlung, als ich noch ein Kind war, hätte ich nie geglaubt, dass so etwas möglich wäre. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich so viel von der Gesellschaft stehlen könnte.
    Ich höre, wie sich jemand bewegt. Cassia.
    »Sie träumt von Xander«, flüstert Indie hinter meinem Rücken. »Ich habe gehört, wie sie seinen Namen gerufen hat.«
    Ich sage mir, dass die Schnipsel, die Xander in den Tablettenverpackungen verborgen hat, keine Rolle spielen. Cassia kannte Xander und hat sich trotzdem für mich entschieden. Das Papier wird zerfallen, Terminalpapier hält nie lange. Die Schnipsel

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