Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
durcheinandergerät und zerzaust wird, so wie du es gerade gemacht hast.«
»Willst du mir vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu machen habe?«
In diesem Augenblick knallte unten die Tür. »Schätzchen, wo bist du?« ertönte die sanfte Stimme Cals.
»Hier, mein Liebster. Bin grad dabei, dem armen Kind zu helfen, ihren ganzen Dreck loszuwerden. Wenn ich hier fertig bin, kümmere ich mich gleich um dich.« Dann zischte sie mir ins Ohr: »Beklag dich bloß nicht bei ihm. Was wir beide zusammen tun, wenn wir alleine sind, geht ihn überhaupt nichts an, verstanden?«
Ich nickte, preßte das Handtuch an mich und trat einen Schritt zurück.
»Darling«, rief Cal durch die geschlossene Badezimmertür, »ich habe Heaven neue Kleider und ein paar Nachthemden gekauft. Ich wußt’ ihre Größe nicht genau und habe sie geschätzt. Ich gehe wieder nach unten und mach’ ihr das Bett auf dem Sofa.«
»Sie schläft nicht unten«, antwortete Kitty mit ihrer unheimlichen, tonlosen Stimme.
Er schien entsetzt: »Was willst du damit sagen? Wo soll sie denn sonst schlafen? Das zweite Schlafzimmer ist vollgepackt mit deiner Töpferware, die eigentlich in die Werkstatt gehört. Du hast gewußt, daß sie kommt. Du hättest alles ausräumen können, aber du hast es nicht getan. Du wolltest das Kind auf dem Sofa schlafen lassen, und jetzt willst du es wieder nicht. Was ist los mit dir, Kitty?«
Kitty lächelte mich mit steifen Lippen an. Leise ging sie an Tür, dabei hielt sie mich mit ihren herrischen Augen wie ein ängstliches Kaninchen gebannt. »Kein Wort, Liebes, hörst du mich, kein einziges Wort zu ihm…«
Sie warf ihre roten Haare zurück, und es gelang ihr, verführerisch auszusehen, als sie die Tür aufschloß und einen Spaltbreit öffnete. »Die Kleine ist so furchtbar scheu, mein Liebster. Reich mir doch bitte eines der Nachthemden. Wir sind gleich bei dir.«
Peng!
Sie hatte die Tür zugeschlagen und warf mir ein dünnes, zartgemustertes Nachthemd zu.
Ich hatte noch nie ein Nachthemd besessen, aber ich hatte mir immer den feierlichen Augenblick vorgestellt, an dem ich mir ein Nachtgewand überstreifen würde. Es erschien mir als der Gipfel des Luxus, eigens zum Schlafen bestimmte Kleidung zu besitzen. Aber kaum hatte ich es an, war die Begeisterung verflogen.
Das steife, neue Material kratzte auf meiner wunden Haut. Die Spitzen an Hals und Ärmeln fühlten sich wie Reibeisen an.
»Hör zu. Deine ganzen Handtücher, Waschsachen, Zahnbürsten werden weiß sein – oder fast weiß. Meine Sachen sind alle rosa und Cals Utensilien schwarz. Vergiß das ja nicht.« Sie lächelte, öffnete die Tür, führte mich eine kurze Strecke den Gang entlang und zeigte mir dann das schicke, große Schlafzimmer neben dem Badezimmer.
Cal war gerade dabei, den Reißverschluß am Hosenschlitz zu öffnen. Er zog den Reißverschluß schnell wieder hoch und errötete, als wir eintraten. Ich senkte den Kopf, um meine Verlegenheit zu verbergen.
»Kitty«, sagte er in einem scharfen Ton, »hast du noch nie etwas davon gehört, daß man an die Tür klopft, bevor man wo eintritt? Und wo hast du dir vorgestellt, daß sie schlafen soll – in unserem Bett?«
»Ja«, sagte Kitty schnippisch und wie aus der Pistole geschossen. Ich blickte auf und sah in ihr Gesicht. Es hatte einen merkwürdigen Ausdruck angenommen. »Die Kleine schläft in der Mitte. Ich auf der einen Seite und du auf der anderen. Weißt doch, wie wild und obszön die Hillbilly-Mädchen sind. Dieses hier muß ich mir zähmen und zusehen, daß sie keine Minute allein ist, wenn sie im Bett liegt.«
»Du mein Gott!« entrüstete sich Cal. »Bist du denn übergeschnappt?«
»Ich bin die einzige hier, die alle ihre fünf Sinne beisammen hat.«
Was für eine erschreckende Aussage.
»Kitty, ich dulde es einfach nicht! Sie schläft unten, oder wir bringen sie zurück!«
Er lehnte sich gegen sie auf. Hurra!
»Was verstehst du schon davon? Du bist in ‘ner Großstadt aufgewachsen. Dieses Mädchen hier hat keine Moral, die müssen wir ihr erst eintrichtern. Und unsere erste Lektion findet gleich heut’ nacht statt. Wenn ich sie soweit hab’, kann sie unten auf dem Sofa schlafen – aber erst dann.«
In diesem Augenblick sah er mein Gesicht, obwohl ich mich hinter Kitty versteckt hielt. »Mein Gott, was hast du mit ihrem Gesicht angestellt?«
»Hab’s gewaschen.«
Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Du hast ihr ja die Haut heruntergerissen. Zum Teufel mit dir! Du solltest
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