Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
hübschen Schrank in unser zweites Schlafzimmer stellen. Dazu einen Nachttisch und eine Lampe und vielleicht noch einen Schreibtisch, wo sie ihre Hausaufgaben machen kann. Also, Kitty… Was sagst du dazu?«
»Dazu sag’ ich nein!«
»Schätzchen, sie scheint ein sehr liebes und nettes Mädchen zu sein.«
Er versuchte sie zu überreden, vielleicht sogar mit Umarmungen und Küssen. Nach den Geräuschen zu schließen, sah ich es fast vor mir, was sie taten.
Eine Ohrfeige! Eine harte Hand, die auf weiches Fleisch klatschte! »Findest sie wohl hübsch, was? Fällt dir jetzt schon auf? Kannst sie aber nicht haben, hörst du? Ich bin geduldig und tolerant, aber daß du mir ja nicht mit ‘m Kind rummachst, das unsere Tochter sein wird.«
Wie laut sie das sagte.
»Schlag mich nie wieder, Kitty«, sagte Cal mit eiskalter Stimme. »Ich ertrage vieles von dir, aber körperliche Gewalt ist mir zuwider. Wenn du mich nicht mit Liebe und Zärtlichkeit berühren kannst, dann laß es ganz sein.«
»Schätzchen, es hat doch nicht weh getan, oder?«
»Es geht nicht darum, ob es weh getan hat oder nicht. Es geht darum, daß ich weder gewalttätige Frauen mag, noch solche, die hysterisch herumschreien. Außerdem sind die Wände dünn wie Papier. Sicherlich ist Heaven davon überzeugt, daß du sie gut behandeln und wie eine Mutter ihre Tochter lieben wirst. Sie mit ihren Eltern ins Bett zu stecken! Sie ist ein Teenager, Kitty, und kein Kind.«
»Du begreifst ja immer noch nicht, um was es geht!« Kittys Stimme klang äußerst mürrisch. »Kenn’ doch die Mädchen aus den Bergen; du nicht. Du hast ja nicht den leisesten Schimmer, was die alles anstellen, und ‘n Mann brauchen sie auch nicht dazu. Wenn du deinen Frieden hier im Haus haben willst, dann laß mich nur machen.«
Cal verteidigte mich nicht. Kein Wort über das heiße Bad gestern und dessen Folgen – warum nicht? Warum war er im Haus Kitty gegenüber so schüchtern, während er sich im Auto gegen sie aufgelehnt hatte?
Die Schlafzimmertür ging auf. Das Klick-Klack von Kittys Pantoffeln hallte durch den Gang und näherte sich mir. Panik ergriff mich. Schnell schnappte ich eines der verwaschenen Handtücher und wickelte es um meinen wunden Körper.
Kitty trat, ohne zu klopfen, ein und warf mir einen unfreundlichen Blick zu. Dann, ohne ein Wort zu verlieren, riß sie sich das dünne, schwarze Nachthemd vom Leib, schleuderte die Pantoffeln weg und setzte sich splitternackt aufs WC. »Tu was mit deinen Haaren… die sehn furchtbar aus!« sagte sie rundheraus.
Ich zog den Kopf ein, um nichts zu sehen oder zu hören. Eifrig machte ich mich daran, mein wirres Haar mit der größtmöglichen Geschwindigkeit in Ordnung zu bringen.
Kurz darauf stand Kitty unter der Dusche und sang lauthals Country-Lieder.
Sie trat aus der Dusche, trocknete sich mit einem der flauschigen, rosafarbenen Handtücher ab und sah mich erzürnt an. »Kommt mir nicht noch mal vor, was ich grad’ im Klo gesehen hab’, verstanden?«
»Es tut mir leid. Aber ich dachte, wenn ich das Wasser abziehe, wecke ich dich und deinen Mann auf. Morgen früh gehe ich ins untere Badezimmer.«
»Das rat’ ich dir auch«, brummelte Kitty. »Also beeil dich, und zieh eines deiner hübschen Kleider an, die Cal dir besorgt hat. Heut nachmittag werden Cal und ich dir Atlanta zeigen, auch meinen Laden. Kannst mal sehen, wie schick der ist und wie mich die Mädels dort mögen. Morgen gehen wir in die Kirche, und am Montag gehst du dann in die Schule, wie’s sich gehört. Laß sogar meinen Töpferkurs sausen, dir zuliebe, vergiß das nicht. Könnt’ ja an diesem Tag viel verdienen, ich tu’s aber nicht, will dir alles ordentlich zeigen.«
Wieder ging ich daran, meine Haare in Ordnung zu bringen, während Kitty sich schminkte und ganz in Rosa kleidete. Sie fuhr sich mit einem komisch aussehenden Gerät aus Draht in die Haare, dann wandte sie sich strahlend zu mir. »Was sagst du?«
»Du siehst wunderschön aus«, sagte ich ehrlich. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schön ist wie du.«
Kittys blasse Augen glitzerten. Ihr breites Lächeln zeigte ihre großen, weißen und ebenmäßigen Zähne. »Würdest nicht glauben, daß ich fünfunddreißig bin, was?«
»Nein«, hauchte ich. Kaum zu glauben, sie war älter als Sarah, und dabei wirkte Kitty viel jünger als sie.
»Cal ist erst fünfundzwanzig. Daß ich zehn Jahre älter als mein Mann bin, beunruhigt mich etwas. Hab’ einen netten Mann erwischt,
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