Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser
aufgerissen, blickte ich in Kittys zerstörungswütiges Gesicht, das wie ein bleicher Mond über mir schwebte.
Das Bad dauerte eine Ewigkeit. Irgendwann wurde das Wasser endlich kühler, und Kitty drückte aus einer orangenfarbenen Flasche ein dunkelflüssiges Shampoo auf meine Haare. Wäre meine Kopfhaut von dem heißen Wasser nicht schon so angegriffen gewesen, dann hätte es vielleicht nicht so gebrannt. So tat es furchtbar weh! Irgendwie fand ich genügend Kraft, um mich zu wehren und zog Kitty beinahe mit in die Badewanne.
»Hör auf!« schrie Kitty und gab mir wieder eine Ohrfeige. »Benimmst dich ja wie eine Blöde! Ist doch gar nicht so heiß.« Diesmal steckte sie beide Arme bis zum Ellbogen ins Wasser, und ihr Gesicht war ganz nah an meinem.
Oh – es war aber doch zu heiß.
Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens, dieses vergebliche Sichdrehen, -winden und Umsichschlagen, um Kitty zu entkommen, die Strähne für Strähne meiner Haare mit der übelriechenden, beinahe schwarzen Flüssigkeit einrieb. Es war das Schlimmste, was man meinem Haar antun konnte. Es war lang und fein, und wenn man es zerzauste, dann verfilzte es sich so stark, daß man es nie wieder durchkämmen konnte. Ich wollte es Kitty sagen.
»Sei still, verdammt noch mal! Glaubst du, ich weiß nicht, was Haare sind und wie man sie wäscht? Ich bin ‘n Profi! ‘n Profi! Ist doch meine Arbeit, seitdem ich erwachsen bin. Die Leute zahlen, um sich ihre Haare von mir waschen zu lassen, und du jammerst. Noch ‘n Ton von dir, und ich dreh’ wieder heißes Wasser an und tauch’ dich so lange unter, bis dir die Haut im Gesicht in Fetzen herunterhängt.«
Ich versuchte, still zu bleiben, und ließ Kitty gewähren.
Nachdem mein Haar eingeseift war, mußte das Ganze einwirken, um das abzutöten, was sich angeblich dort eingenistet hatte. Währenddessen nahm Kitty die langstielige Bürste in die Hand und schrubbte wieder meine wunde Haut. Ich wimmerte, aber es gelang mir, im Wasser zu bleiben, das langsam abkühlte. Bald wand und wimmerte ich nicht mehr. Es hätte Kitty sowieso nicht davon abgehalten, mich ordentlich zu bürsten und alle Spalten meines Körpers nach Entzündungen zu untersuchen.
»Ich habe keine Entzündungen, Mutter, wirklich nicht, noch nie…«
Es kümmerte Kitty überhaupt nicht. Sie war entschlossen, unbeirrt das zu tun, was sie sich vorgenommen hatte – auch wenn es mich umbringen würde.
Ein Alptraum, das war es. Dämpfe aus dem Höllenfeuer stiegen auf, worin sich ein fahles Gesicht abzeichnete, das abstoßend aussah, nun da ihr die Haare in feuchten, langen Strähnen herabhingen. Ein hassenswerter Mund, in dem eine rote Öffnung klaffte, aus der immer wieder die schmalzige Stimme tönte, wie ich mich anstellte.
O mein Gott, mein Gott, mein Gott, flüsterte ich völlig stimmlos. Während ich wie wild geschrubbt wurde und meine schon wunde Haut wie Feuer brannte, wußte ich, wie einem Huhn im Kochtopf zumute ist.
Ich begann hilflos und unkontrolliert zu schluchzen. Das Desinfektionsmittel brannte mir in den Augen. Blind tastend fand ich den kalten Wasserhahn, drehte ihn auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Die Schmerzen ließen etwas nach.
Seltsamerweise erhob Kitty keinerlei Protest. Sie war damit beschäftigt, die Spalte zwischen meinen Gesäßbacken eingehend zu untersuchen. Kniend ließ ich kaltes Wasser über mein Gesicht, meine Brust, meine Schultern und meinen Rücken laufen.
»Jetzt wird der Schaum abgeduscht«, flötete Kitty und tätschelte mein wundes Hinterteil wie bei einem Baby. »Alle Bakterien weg. Sauberes Baby, schön sauber, lieb und süß, mein braves Baby. Dreh dich um, und laß Mutter dich abduschen.«
Ich war noch immer in der Hölle. Ich drehte mich um und lag ausgestreckt im Wasser. Meine Beine hängte ich aus der Badewanne heraus, um mir etwas Kühlung zu verschaffen.
»Ich werd’ gut aufpassen, daß nichts von dem Zeug in die Augen kommt. Mußt schön stillhalten. Es tötet alle Läuse ab, falls du welche gehabt hast. Jetzt bist du wie neugeboren, fast wenigstens. Das wolltest du doch, oder? Möchtest doch schöne Dinge von uns bekommen? Und du willst doch, daß Cal und ich dich liebhaben? Aber das können wir nur, wenn du artig bist, verstanden? Es ist deine Pflicht, auf deine Sauberkeit zu achten und das zu tun, was wir verlangen. Hör jetzt auf zu flennen. Erzähl Cal bloß nicht, daß es weh getan hat, sonst heult er auch gleich los. Er ist schwach und
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