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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Augen zu Kitty hin, die mir das rosafarbene Handtuch vom Leib riß und es auf den Wäschekorb schleuderte.
    »Mutter, es ist wirklich zu heiß.«
    »Es ist nicht zu heiß. Ich bade immer in heißem Wasser. Wenn ich es aushalte, dann du auch.«
    »Kitty…«
    »Mutter… Also sag es noch mal.«
    »Mutter, warum muß das Wasser so heiß sein?«
    Vielleicht gefiel Kitty mein demütiger Ton, jedenfalls war sie plötzlich wie ausgewechselt, als hätte ein Zauberer an einem Schalter gedreht.
    »Schätzchen«, gurrte sie, »ist doch zu deinem eigenen Wohl, wirklich. Die Hitze tötet alle Bakterien ab. Ich würd’ doch nie etwas machen, was dir weh tut.« Ihre wasserhellen Augen wurden mild und ihre Stimme auch; mit mütterlicher Güte versuchte sie mir meine Bedenken auszureden. Kitty war eine gute Frau, die eine Tochter brauchte, die sie lieben konnte. Und ich sollte eine Mutter haben, die mich liebte.
    »Schau her«, sagte Kitty und prüfte das Wasser, indem sie ihren Arm bis zum Ellenbogen hineinsteckte, »gar nicht so heiß, wie du denkst. Also, sei ein liebes Mädchen und steig in die Badewanne und laß deine Mutter dich abbürsten, damit du so sauber wirst wie noch nie in deinem Leben.«
    »Badest du wirklich in so heißem Wasser?«
    »Lüg’ dich doch nicht an, Schätzchen. Ich bade dauernd in so heißem Wasser.« Kitty schob mich näher an die Badewanne heran. »Wenn der Schock vorüber ist, dann tut es wirklich gut; es entspannt einen, und man wird schläfrig. Schau, ich werd’ dir sogar etwas von dem hübschen rosa Schaumbad hineingeben. Wird dir gefallen. Du wirst aus dem Bad steigen und nach Rosen riechen – und wie eine aussehen.«
    Kitty mußte etwas Wasser ablassen, bevor sie das Schaumbad hineinträufelte; sie ließ wieder heißes Wasser ein, um die rosa Kristallkörnchen zum Schäumen zu bringen – unglücklicherweise floß damit auch Wasser ab, das während meiner Verzögerungstaktik vielleicht etwas abgekühlt war.
    Hier erfüllte sich einer meiner Wunschträume – ein wohlriechendes Schaumbad in einer rosafarbenen Badewanne mit Spiegeln überall – und ich konnte nichts von alledem genießen.
    Ich war überzeugt, das Bad würde mich verbrühen.
    »Keine Angst, Liebes, brauchst wirklich keine Angst zu haben. Würd’ ich dir je was anschaffen, das dir Schmerzen bereiten tät? Glaubst du das wirklich? War auch mal so ‘n junges Ding wie du, und ich hab’ nie das bekommen, was ich dir alles bieten werd’. Eines Tages wirst du auf die Knie fallen und deinem Herrn danken, daß er dich vor der Hölle bewahrt hat. Tu so, als wär das heiße Wasser heiliges Wasser. So mach ich’s immer. Denk an kalte Dinge, an Eis, an Tonnen von zerkleinerten Eisstückchen, stell dir vor, du sitzt auf Eis und trinkst ‘ne Cola. Tut nicht weh. Hat mir auch nie weh getan, und ich hab’ ‘ne Baby-Haut.«
    Plötzlich stürzte sich Kitty auf mich. Ich verlor das Gleichgewicht, und auf einmal, statt das Wasser nochmals zu prüfen, war ich vollkommen darin untergetaucht.
    Das siedend heiße Wasser brannte wie die weißglühenden Kohlen in Old Smokey. Mit geschlossenen Augen schoß ich aus dem Wasser, zog die Knie an und balancierte auf den Händen, während ich versuchte, mit blindwütiger Gewalt aus der Badewanne zu steigen.
    Aber Kitty hielt mit starken Händen meine Schultern fest und drückte mich zurück ins Wasser. Ich schrie!
    Immer wieder aus Leibeskräften brüllend, schlug ich mit den Armen um mich, so wie es Unsere-Jane und Fanny getan hätten: »Laß mich raus, laß mich raus!«
    Patsch! Kitty hatte mich geohrfeigt!
    »Sei still! Du Miststück! Daß du mir ja nicht herumkreischst, wenn Cal zurückkommt, daß er denkt, ich bin gemein zu dir. Bin ich nicht, bin ich nicht! Tu’ nur meine Pflicht.«
    Wo war Cal… Warum kam er nicht zurück und rettete mich?
    Es war so furchtbar, daß ich nicht mehr schreien konnte, sondern nur nach Luft ringend, hustend und weinend versuchte, Kitty wegzustoßen und die schmerzhafte Bürste loszuwerden, die meine rote, verbrannte Haut herunterriß. Überall brannte es wie Feuer – auch innerlich. Das Desinfektionsmittel drang durch alle Öffnungen. Ich bettelte um Gnade, aber Kitty war entschlossen, alle Bakterien von mir abzuschrubben, all die ansteckenden Krankheiten, den Dreck der Casteels.
    Einer Ohnmacht nahe, glaubte ich Reverend Wayland Wise zu hören, wie er predigte und mich singend ins Paradies begleitete. Ich stand unter Schock. Den Mund weit geöffnet, die Augen

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