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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gesicht. Ganz dicht bei ihr stand Keith, knapp ein Jahr älter. Er war ein gutes Stück größer und hatte kräftige, bernsteinfarbene Haare. Aber auch er starrte mich nur zitternd an. Offensichtlich fürchteten sie sich vor mir, aber nicht so, wie damals, als ich ihnen in ihrem eigenen Haus näher gekommen war. Jetzt fürchteten sie anscheinend, ich könnte sie dafür hassen.
    Ich konnte nichts sagen, sondern breitete nur die Arme mit einem Lächeln aus. Mein Herz klopfte wie wild. Sie zögerten, sahen einander an, und dann rannten beide los und kuschelten sich in meine Umarmung.
    »Ach, Hevlee, Hevlee«, schluchzte Unsere-Jane. »Bitte, hasse uns doch nicht für unser Verhalten! Es tat uns leid, daß wir dich vertrieben haben, schon in dem Moment, als wir dein tieftrauriges, enttäuschtes Gesicht sahen.« Sie preßte ihr Gesicht gegen meine Brust und fing tatsächlich zu weinen an. »Wir haben doch nicht dich abweisen wollen, sondern nur die Hütte, den Hunger und die Kälte. Wir glaubten, du würdest – uns wieder dorthin nehmen und wir hätten keine Mammi und keinen Daddy mehr, die uns so gern haben.«
    »Ich verstehe es ja«, beruhigte ich sie und küßte sie. Dann umarmte ich Keith innig. Und in dem Moment fing ich zu weinen an. Denn endlich, endlich, hielt ich wieder meine beiden Kleinen in den Armen. Und sie sahen mich genauso liebevoll und bewundernd an wie früher.
    Aus der Ferne hörte ich die Stimmen von Rita und Lester Rawlings. Sie saßen unter einem grün-weiß-gestreiften Sonnenschirm, genossen kalte Drinks und erzählten Tony von dem wunderbar teilnahmsvollen Brief, den sie vor ungefähr zwei Wochen erhalten hatten: »Mr. Tatterton, es war ein Brief von ihrem Bruder Troy. Er wollte einige Fäden wieder zusammenknüpfen: Als wir den Brief zu Ende gelesen hatten, hatten wir beide feuchte Augen. Er hat uns keine Vorwürfe deswegen gemacht, weil wir etwas Schreckliches verbrochen hatten. Er hat sich nur bei uns bedankt, daß wir uns so liebevoll um Heavens jüngere Geschwister gekümmert hatten. Sie würde beide doch so sehr lieben. Deshalb mußten wir einfach mit Ihnen Kontakt aufnehmen, unbedingt, denn wir haben einen Fehler gemacht, als wir Geschwister zu trennen versuchten. Dieser Brief hat alles geklärt, auch Heavens jetzige Lebensumstände.«
    Troy hatte das mir zuliebe getan! Troy dachte noch immer an mich und tat sein Möglichstes für mein Glück! Ich mußte unbedingt diesen Brief haben, und sei’s auch nur als Kopie. »Natürlich, selbstverständlich«, versicherte Rita Rawlings. »Er war so wunderbar formuliert, daß ich ihn sowieso für immer aufgehoben hätte: Aber du, meine Liebe, kannst das Original haben, ich behalte dann die Kopie.«

 
    19. K APITEL
     
    T RÄUME WERDEN WAHR
     
     
     
    Im selben Jahr, in dem ich zweiundzwanzig wurde, erhielt ich meine Abschlußurkunde. Es war ein wunderschöner Tag Ende Juni, und Tony und Jillian waren auch dabei. Trotzdem musterte ich den ganzen Zuschauerraum in der Hoffnung, Troy zu finden, aber er war nicht da. Die ganze Zeit hatte ich gehofft und gebetet, er würde dabeisein und klatschen. Statt dessen sah ich Jane und Keith mit ihren Eltern, die in der Nähe von Jillian und Tony saßen. Nur Tom war nicht dabei, und auch Fanny nicht, obwohl ich beiden eine Einladung geschickt hatte.
    »Sei schlau und halte Fanny nach Möglichkeit aus deinem Leben heraus«, hatte mich Tom in seinem letzten Brief gewarnt. »Ich würde unbedingt kommen, wenn ich könnte, aber ich bin bis zu den Ohren mit meinem eigenen Examen zugedeckt und muß auch Pa noch helfen. Verzeih mir und denk daran, daß ich in Gedanken bei dir bin.«
    Nach der Examensparty fuhren wir nach Farthinggale Manor zurück. Vor dem Haupteingang stand ein weißer Jaguar, den Tony extra für mich hatte ausstatten lassen. »Der ist für den Tag gedacht, an dem du nach Winnerow zurückfährst. Wenn man sich schon nicht von deiner Kleidung und deinem Schmuck beeindrucken läßt, dann tut’s ganz sicher dieser Wagen.«
    Es war ein Super-Auto, genau wie auch meine anderen Geschenke zum Examen. Jetzt war ich kein Student mehr und hatte so viel Zeit, aber seltsamerweise wußte ich jetzt nichts Richtiges mehr mit mir anzufangen. Ich hatte mein Ziel erreicht. Wenn ich wollte, konnte ich nun eine zweite Miss Marianne Deale werden – aber jetzt war ich mir nicht mehr sicher, ob ich das wollte. Mit dem Sommer wuchs auch meine Unruhe, die mich nicht mehr schlafen ließ und mich ziemlich ungenießbar

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