Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Der alte Fischkopf wird eh jeden Tag abkratzen, also juckt’s mich auch nich, dasse mich nich leiden kann. Mallory versucht mir beizubringen, mich wie ‘ne Lady zu benehmen und auch so zu reden.
Ich würd’ ja meine Zeit nich mit so was Albernem verplempern, wenn ich nicht sicher war’, eines Tages noch mal Logan Stonewall unter die Augen zu laufen. Und wenn ich dann fein sprechen und mich benehmen kann, verliebt er sich vielleicht doch noch in mich. Ich wollt ja schon immer, daß er mich mag. Wenn er erst mal mir gehört, dann kannst Du ihn in Wind schreiben, für immer.
Deine Dich liebende Schwester Fanny
Fannys Brief verwirrte mich. Sie hatte sich immer schadlos gehalten und alle männlichen Wesen mehr oder weniger wie Maschinen behandelt. Wer hätte je geglaubt, daß gerade Fanny sich so in Logan verlieben würde. Dabei war er derjenige gewesen, der sie am meisten verachtet hatte.
Fanny schrieb nur einen einzigen Brief, Tom dafür viele:
Ich habe das Paket mit Geldscheinen gefunden, daß Du Großpapa gegeben hast. Sag mal ehrlich, Heaven, warst Du denn noch bei Sinnen? Er hat’s in seine Schnitzschachtel unter sein ganzes Holz gelegt. Ist schon ein erbärmlicher alter Quengler und will immer gerade das, was er nicht hat. Wenn er dann hier ist, jammert er nach seinen Bergen, wo Annie leben möchte. Und sobald er ungefähr zwei Wochen in den Bergen ist, dann will er bei seinen »Kinnern« sein. Ich denke, er fühlt sich dort oben einsam, wenn nur morgens die alte Frau kommt und für den ganzen Tag Essen herrichtet. Gott, Heavenly, was soll man bloß mit so jemandem machen?
Ohne Troy wurde Farthy nur noch zu einem Platz fürs Wochenende. Mit Tony sprach ich so wenig wie möglich, aber trotzdem tat er mir manchmal leid, wenn er so einsam durch die leeren Hallen seines riesigen Hauses schlenderte. Ich machte weiter mit meinem Vorhaben und erinnerte mich selbst täglich daran, daß ich mit einem bestimmten Ziel nach Boston gekommen war. Darauf konzentrierte ich mich jetzt, in dem Glauben, irgendwann einmal das Glück zu finden, das mir zustand.
Die Jahre gingen schnell vorbei, und nur in großen Abständen schrieb Troy nach Hause, und dann immer nur an Tony. Lange Zeit waren Kummer und Unglücklichsein für mich reserviert. Aber dann scheint die Sonne wieder, der Wind geht, und der Regen macht das Gras frisch. Man beobachtet, wie die Blumen, die man im Herbst gepflanzt hat, aufgehen, und ganz allmählich ist man nicht mehr so traurig und unglücklich. Ich hatte jetzt meinen eigenen Traum, meine Zeit am College. Einen sehr stillen, unaufdringlichen, aber nett aussehenden jungen Mann nahm ich zu einer Begegnung mit Tony nach Hause. Ja, der Sohn eines Senators war ideal, auch wenn er mich ziemlich langweilte. Ein, zweimal sah ich Logan in der Nähe der Universität, wir lächelten uns zu und wechselten ein Paar Worte, und ich fragte ihn, ob er etwas von Tom gehört habe. Aber Logan bat mich nie um ein Treffen.
Jillian tat mir leid, deshalb gewöhnte ich mir an, sie so oft zu besuchen, wie es mein hektischer Tagesablauf zuließ. Ich fing an, sie »Großmutter« zu nennen, aber offensichtlich nahm sie es nicht zur Kenntnis. Allein das genügte, um mir klarzumachen, daß sich in ihr etwas drastisch verändert hatte.
Ich bürstete und legte ihr die Haare und erledigte viele Kleinigkeiten für sie, aber auch dies registrierte sie nicht. Und immer saß, so unauffällig wie möglich, eine Pflegerin in der Ecke. Tony hatte sie angestellt, um darauf zu achten, daß sich Jillian nichts antat.
Oft dachte ich daran, Großpapa zu besuchen, der öfters zwischen Georgia und den Willies hin- und herpendelte. Aber es war noch immer bedrohlich für mich, daß Pa bei ihm sein würde. Denn ich war noch nicht fähig dazu, ihm gegenüberzutreten. Wenn ich an Stacie dachte, fiel mir immer der nette kleine Drake ein. Ihm schickte ich alle möglichen tollen Geschenke. Innerhalb weniger Tage schrieb mir dann Stacie einen Brief und bedankte sich, daß ich an Drake gedacht hatte. Denn der glaubte, er wäre ein besonderer Glückspilz, weil er das ganze Jahr über Spielzeug bekam und nicht bis Weihnachten warten mußte.
»Du könntest mir bei Tatterton Toys sehr helfen«, sagte Tony immer wieder. »Das heißt, falls du deine ehrgeizige Absicht, eine zweite Miss Marianne Deale zu werden, aufgegeben hast.« Unverwandt sah er mich an. »Für mich wäre es wunderbar, wenn du deinen Familiennamen offiziell in Tatterton ändern
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